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Rezension:Salonfrauen - Leidenschaft, Mut, geistige Freiheit (Gebundene Ausgabe)

Dieses bemerkenswerte Buch der Autorin Dr. Ulrike Müller befasst sich mit den Salonfrauen zwischen der Romantik und der Moderne. Nach einer umfangreichen und sehr erhellenden Einleitung kann man sich in vier Abschnitten über besagte Frauen kundig machen.

Dr. Müller bemerkt zum Schluss ihrer Einleitung übrigens, dass das Buch tendenziös sei. Sie möchte nämlich nicht nur einen möglichst sachgerechten Eindruck von Salons und Salonnièren, Kulturgeschichte und weiblichen Lebensleistungen zwischen Romantik und Moderne vermitteln, sondern zudem über das Faktische hinausgehen, weil sie von der Leidenschaft für die Utopie des Salons ergriffen sei. Damit steht sie nicht allein. Auch mich treibt der Salongedanke schon seit langer Zeit um und ich bin heute mehr den je überzeugt, dass man ihn zeitgemäß virtuell umsetzen könnte, wenn man bestimmte Grundbedingungen einhält.

Zunächst geht Dr. Ulrike Müller der Frage nach, was man unter einem Salon überhaupt zu verstehen hat. Dieser Raum wurde einst von Frauen initiiert und gestaltet. Motor der Salonkultur war der Bildungshunger der Frauen, die einst keinen Zugang zu Gymnasien und Universität hatten. Die Salonniéren boten ihren Gästen und sich Freiraum für intellektuellen Gedankenaustausch, Dichtung, Philosophie, Politik, Musik und bildende Kunst.

Man erfährt im Buch nicht nur aus welchen gesellschaftlichen Gruppierungen die Salondamen kamen, sondern auch woher der Begriff "Salon" kommt und wann die Salonkultur ihren Anfang nahm. Wissen sollte man dabei, dass von Beginn an der Salon mit der die Idee einer europäischen Einheit verbunden war und sich zu Ende des 18. Jahrhunderts zunehmend von den Höfen emanzipierte.

Die 18 Porträts der Damen werden in vier Kapitel untergliedert: 
Die Sprach- und Sprechlustigen: Literatur und mehr 
Die Intellektuellen: Zwischen Politik und Philosophie
Musen, Mütter, Meistersängerinnen: Schwerpunkt Musik 

Jägerinnen und Sammlerinnen: Schwerpunkt bildende Kunst. Diesen Porträts vorgeschaltet sind in den vier Kapiteln jeweils ein allgemeine Erläuterungen. Hier werden dann noch weitere Damen mit wenigen Worten kurz vorgestellt.

Die 18 Protagonistinnen des Buches werden hervorragend skizziert und man erhält ein recht gutes Bild von dem, was die einzelnen Damen umtrieb und worum es ihnen ging. Rahel Varnhagen war beispielsweise eine Vertreterin der Aufklärung. Sie glaubte an die Menschenrechte, an die Humanisierung durch Bildung und zwar auf der Basis einer Form von Erkenntnis, die auch Gefühlserfahrung, Intuition, das Unbewusste und den Traum einschließt, (vgl.: S.27). Eine Frau ganz nach meinem Geschmack. Man wünscht sich, dass alle Frauen im Hier und Jetzt diese Klugheit besäßen. George Sands Werben für die intellektuelle und erotische Selbstbestimmung finde ich sehr mutig. Solche Frauen waren die Wegbereiterinnen für ein neues Frauenbild, das leider noch immer nicht vollständig umgesetzt ist.

Fanny Lewald (1811-1889) war eine der ersten Berufsschriftstellerinnen. Sie kritisierte nicht nur die bürgerliche Mädchenerziehung, sondern setze sich auch für die weiblichen Arbeitskräfte der unteren Stände ein, die für wenig Geld in Fabriken und Haushalten arbeiteten, (S. 62). Eine ebenfalls kluge und dabei sozial engagierte Frau. Von solchen Frauen können wir alle heute noch lernen.

Das Buch endet übrigens mit dem Porträt Gertrude Steins. In ihrem Salon in Paris begründeten Matisse und Picasso ihre Freundschaft.

Wenn gebildete Menschen sich entspannt an Orten, die dazu einladen, begegnen, kann sich viel Bereicherndes für alle entwickeln, wie all die Beispiele im Buch zeigen. Die Voraussetzung ist der Wille positiv aufeinander zuzugehen und sich mit intellektuellen oder musischen Themen in aufgeklärter Runde ernsthaft auseinander zu setzen.

Alles setzt Gesprächskultur voraus. Diese ist in heutigen Zeiten offenbar zumeist nur noch rudimentär vorhanden. Menschen hören einander nicht mehr zu, weil ihr überbordendes Ego sie daran hindert. Es wird neuerdings zu viel gepöbelt, leider auch in angeblich gebildeten Kreisen. Das ist sehr bedauerlich. Alles deutet darauf hin, dass die emotionale und soziale Entwicklung von Menschen archaischen Mustern gewichen ist. Offenbar ist der Zenit der Zivilisation schon lange überschritten.

Empfehlenswert.

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Rezension Peter J. König: Mein Höhenflug, mein Absturz, meine Landung im Leben, Sven Hannawald

Bei dem hier vorgestellten Buch aus dem Zabert-Sandmann-Verlag handelt es sich um die eindrucksvolle Biografie des Idols aller Skispringenthusiasten, Sven Hannawald. Zur Legende wurde dieser junge Mann aus dem Erzgebirge, da er als einziger Skispringer bisher, die Vierschanzentournee, also die Springen in Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen jeweils als Sieger in einer Saison feiern konnte. In der langjährigen Geschichte dieser Tournee ist dies bisher noch keinem Wintersportler gelungen. Dass dieser Erfolg und die damit verbundene Berühmtheit nicht nur unter größten Entbehrungen hart erkämpft, sondern auch von Sven Hannawald teuer bezahlt werden musste, davon erzählt das sehr informative Buch, das der außergewöhnliche Sportler mit Hilfe des Coautors Ulrich Pramann geschrieben hat.

Sven Hannawald, in Johanngeorgenstadt im Erzgebirge geboren, hat die typischen Stationen der DDR Sportlerselektion durchlaufen. Schon als Schulkind nach seinen sportlichen Fähigkeiten herausgefiltert, wurde er frühzeitig in das System der DDR Kaderschmieden integriert. Dies bedeutete Energie, Leistung und Entbehrung auf sich zu nehmen, in der Hoffnung das gesetzte Ziel, als Spitzensportler einen beachtlichen Prestigegewinn für die DDR zu erreichen. Außergewöhnlich sind die Selbstdisziplin und die Kasteiung, die dieser junge Mann auf sich genommen hat, um ein Großer zu werden. 

Mit dem Fall der Mauer und damit einhergehend dem Ende der rigorosen Sportförderung des DDR Regimes schien Sven Hannawalds Karriere schon beendet, bevor sie begonnen hatte. Seinem Vater verdankt er es, dass er seine Ausbildung als Skispringer im Schwarzwald fortsetzen konnte. Dort in seiner zweiten Heimat war das Skiinternat Furtwangen ein wichtiger Meilenstein auf seinem Weg in die Spitze der deutschen Springerelite. Dort auch lerne er Martin Schmitt seinen Freund, Kumpel und Weggefährten zur Weltspitze kennen.

Aber wie bei allem im Leben hat auch dieser grandiose Aufstieg seinen Preis. Sven Hannawald bezahlt ihn mit schwersten körperlichen, mentalen und seelischen Strapazen, die nach seinem größten Erfolg sehr bald zu einem Burn-out-Syndrom führen sollten. Anstatt seinen Erfolg zu genießen, überkam ihn die große Leere. Aber Sven Hannawald wäre nicht Sven Hannawald, wenn er  diese Herausforderung nicht auch gemeistert hätte. Mit Hilfe einer Therapeutin und seinem starken Willen hat er es geschafft, sich aus dieser gefährlichen Situation zu befreien, um heute unbelastet sein Leben selbstbestimmt zu gestalten und die Früchte zu genießen, die er einst so entbehrungsreich gesät hat.

Im Gegensatz zu vielen anderen Sportgrößen die abgestürzt sind, auf welche Weise auch immer, hat Sven Hannawald seinen Weg zurück ins Leben gefunden. Dieses anschaulich zu vermitteln, ist der eigentliche Wert dieses Buches. Dass der Leser dabei noch spektakuläre Bilder gezeigt und spannende Interna aus dem Leben von Sven Hannawald erzählt bekommt, macht die Lektüre nur kurzweiliger, als sie ohnehin schon ist, auch wenn man nicht unbedingt zu den eingefleischten Skispringfans gehört.

 Empfehlenswert 

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Rezension:Goethe - Kunstwerk des Lebens: Biografie Rüdiger Safranski

Das erste Gedicht von Goethe erlernte ich im 5. Schuljahr. Es handelte sich dabei um "Gefunden". Der Inhalt dieses Gedichtes faszinierte mich damals so sehr, dass ich mich drei Jahre später dazu entschied, mich in Rahmen einer Jahresarbeit in Deutsch mit dem Leben Goethes erstmals zu beschäftigen. Als Lektüre verwendete ich die Goethe-Biografie von Richard Friedenthal, die ich mir in den letzten Tagen ebenso aus meiner Bibliothek gezogen habe, wie diverse Bücher von Sigrid Damm, nicht zuletzt "Christiane und Goethe", zudem Sabine Appels "Im Feengarten" und zwei wichtige Bücher von Dagmar von Gersdorff ("Marianne von Willemer und Goethe" und "Goethes Mutter"), außerdem fast ein Dutzend Bücher zu Goethes Leben aus dem Schnell-Verlag und weitere Werke aus dem Insel-Verlag. Eine innere Stimme warnte mich spontan, konkrete Vergleiche vorzunehmen.

Was kann mir Safranski noch mitteilen, was all die Autoren vor ihm nicht schon berichtet haben, so fragte ich mich?

Um dies zu erkunden, habe ich das Werk gelesen und recht bald festgestellt, dass der Philosoph Safranski dem intellektuellen Goethe mehr Raum gibt als all die anderen Autoren, die bei der Goetheerkundung wohl mehr den psychologischen Hebel angesetzt haben. Goethe aber kann man letztlich psychologisch nicht wirklich ausloten, dazu hatte er ein zu komplexes Seelenleben. Eigentlich war er ja ohnehin ein absoluter Geistesmensch, ein Analytiker mit genialen Fähigkeiten, von einer inneren Weite, die man in ihren Dimensionen ohnehin nur im Ansatz erahnen kann.

Darauf reagiert Safranski und setzt dort den Hebel an, wo Goethes Stärke lag: im Denken.

Rüdiger Safranski hat sein Buch in 32 Kapitel untergliedert und breitet das Leben, Denken und Werk des großen Frankfurter Sohns so vielschichtig aus, wie ich es in keiner der vorangegangenen biografischen Beschreibung gelesen habe. Der Biograf geht in die Tiefe. Ein Beispiel dafür führe ich weiter unten an.

Zwar sind mir sehr viele Personen aus Goethes Leben bekannt, weil ich im Rahmen meiner 15 Weimar-Exkursionen immer wieder Bücher kaufte, die sich mit dem Personenkreis um Goethe befassen und außerdem Goethes Aufenthaltsorte besuchte, um nach Spuren von ihm zu forschen. Diese gibt es übrigens auch noch in Sesenheim.

Safranski steigt in Texte von Goethe ein und macht den Geistesmenschen auf diese Weise erfahrbar. Der Biograf zitiert Goethes Werke, auch Briefe und nutzt eine Fülle von Quellen, die er auflistet. Safranski hat diverse Biografien zu Goethe gelesen, u.a. auch jene von Friedenthal und zudem Primärtexte von Philosophen sowie Sekundärliteratur studiert, auch einige Bücher, die ich eingangs genannt habe.

Safranski kennt seinen Goethe und hält mit seinem Wissen nicht hinter dem Berg. Ich bin überaus beeindruckt und frage mich wie Goethe reagieren würde, wenn er wüsste, dass ihn jemand so gut kennt. Ich vermute er würde mit diesem Menschen ein Flasche Rheingauer Riesling oder einen fränkischen Steinwein trinken und ihn im Gegenzug heiter zu analysieren beginnen:-))

Natürlich werde ich die Biografie an dieser Stelle nicht zusammenfassend wiedergeben und ich werde, wie ich schon sagte, im Rahmen der Rezension auch keine direkten Vergleiche zu anderen Biografien herstellen. Das wäre vermessen und sollte Germanistikprofessoren überlassen bleiben.

Gefallen hat mir, dass zu Anfang eines jeden Kapitels für Insider erkennbar wird, worum es in dem jeweiligen Kapitel geht. Als Beispiel hierzu sind die Vorabinfos des Einunddreißigsten Kapitels:

 "West-östlicher Divan: Lebensmacht der Poesie. Islam. Religion überhaupt. Poet und Prophet. Was ist Geist? Glaube und Erfahrung. Die Anerkennung des Heiligen. Das Indirekte. Die Plotin-Kritik: der Geist in der Bedrängnis des Wirklichen. "Wilhelm Meisters Wanderjahre" als Probe aufs Exempel. "Die Sehnsucht verschwindet im Tun und Wirken". Prosa und Poesie im Streit. Warum eigentlich Entsagung?" (S.561).

Nicht grundlos habe ich die Kurzinformationen dieses Kapitels gewählt, denn hier lernt man etwas über Goethe und seine Fähigkeiten zu sublimieren kennen. Vielleicht konnte aus Goethe nur der werden, der er war, weil er in der Lage war, immer wieder zu entsagen. Entsagen machte sein dauerhaftes Sehnen möglich und verstärkte Goethes Kreativität ins Unermessliche.

Es stimmt, Goethe hat seine Freiheit schöpferisch gebraucht. "Er ist ein Beispiel dafür, wie weit man damit kommen kann, wenn man es als Lebensaufgabe annimmt, zu werden, der man ist" (Zitat Safranski: Seite 650).

Goethe ist einer der wenigen Menschen, der seinen Gaben gerecht wurde und das funktionierte meines Erachtens deshalb so gut, weil er wie kein anderer zu sublimieren in der Lage war. Spätestens nach 
Safranskis Biografie habe ich daran keine Zweifel mehr. 

Sehr, sehr empfehlenswert. 

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Goethe: Kunstwerk des Lebens

Rezension:Scheinweltfieber - Christine Kaufmann

"Letztendlich löst Schönheit in der Umgebung lauter schreckliche Sachen aus. Neid, Gier und Verwertungsgelüste. Bei der schönen Person selber sehr oft Angst." (Christine Kaufmann)-

In den letzten Monaten habe ich zwei Bücher, die Schauspieler geschrieben haben, angelesen und jeweils nach 50 Seiten zur Seite gelegt, weil ich keine Lust hatte, mich mit dem verbalisierten Narzissmus dieser Herren länger zu befassen. Beide Bücher waren keine 2 Amazon-Sterne wert. Aufgrund dieser Erfahrung habe ich das wunderbare Buch von Christine Kaufmann monatelang hier auf meinem Schreibtisch geparkt, bis ich mich endlich entschied, ein nächsten Versuch zu wagen. Welch eine kluge, analytische Frau! Welch eine Schreibbegabung!

Christine Kaufmann zählt zu den wenigen bildschönen, weiblichen Intellektuellen, die völlig uneitel ihr erfolgreiches Leben zu reflektieren in der Lage sind. Ihre Lebenserinnerungen bestehen nicht aus einer Aneinanderreihung von "da ham mer und da sin mer", sondern sie beleuchtet ihr Leben und Tun sehr kritisch und ist in der Lage ohne Neid, Missgunst über ihr Umfeld in Hollywood und anderenorts zu sprechen. Kern ihres Buches ist das Reflektieren des Wunsches, einer unbekannten Macht, Jugend, Schönheit und Begabung zu opfern, (vgl.: S.55).

Das Buch enthält eine Reihe von Fotos. Hier sieht man sie auch als Kinderstar sowie später mit ihrem einstigen Ehemann Tony Curtis und erhält eine visuelle Vorstellung von ihr und ihrer Aura, die sie zum Weltstar hat werden lassen.

Kaufmann schreibt über ihre Kindheit und ihren weiteren Lebensweg und stellt viele Überlegungen zur Scheinwelt in der Filmbranche an. Sie schreibt aber auch über das Verhalten der Medien und bringt es auf den Punkt, wenn sie im Hinblick auf diese konstatiert: "Das Entfernen bürgerlicher Werte ist aus meiner Sicht gefährlich", (Zitat: S.26) Wie recht sie doch hat. Sie weist jedoch zudem darauf hin, dass die Medien kein "Scheinweltfieber" verursachen, sondern es bloß anfachen. Kaufmann erlag diesem Fieber nie, wie sie festhält, (vgl.: S. 28). Das glaube ich gerne.

Als Schauspielerin musste sie, um glaubhaft zu sein Opfer bringen, Opfer der Disziplin und des Bloßstellens von Gefühlen und sie musste Kränkungen ertragen, musste sich öffnen, damit der Zuschauer mitfühlt, was die Figur fühlt, zu der sie im Film wird, (vgl.: S.30). Dies ist der Preis, der ein Star zahlen muss. Kaufmann denkt in der Folge über den bemerkenswerten Zusammenhang zwischen Schönheit und der Lust am Opfern nach, der offenbar auch in der normalen Bevölkerung vorhanden ist, und begründet diesen Zusammenhang gut nachvollziehbar.

Die Autorin schreibt über ihre Ehe mit Tony Curtis und sie hält resümierend fest: "Meine tiefen und anhaltenden Beziehungen waren nie bebildert. Ich weiß, dass Bilder zerstören können. Auf gewisse Weise können Geschichten in der Zeitung das Wirkliche zerstören, weil es der Liebe das Geheimnisvolle nimmt", (Zitat: S. 63). Sie schreibt außerdem entlarvend, aber ganz allgemein im Rahmen der Curtis-Analyse: "Ein Narziss kann nicht lieben. Der Narziss sucht den Spiegel. Das ist nicht nur so im Filmgeschäft. Nicht jeder Star ist ein Narziss und nicht jeder Narziss ein Star!" (Zitat. S.63).

 Die Autorin reflektiert immer wieder den Einfluss von Fotos, den sie für zutiefst lebensfeindlich hält. Sie geht sogar so weit anzunehmen, dass wir durch die Bilder das Sehen verlernt haben und nicht nur das, sondern das Leben obendrein. (vgl.: S.98ff) Kaufmann glaubt, dass einige einstige Filmstars deshalb schöner wirkten, weil sie die Aura des Unverkäuflichen hatten. Hier denkt sie an Audrey Hepburn und findet meine Zustimmung.

In den sechziger Jahren sei Schönheit lebensnah und lebensbejahend gewesen. Das habe sich mittlerweile geändert. Zudem würden Kriterien wie Schönheit und Können nicht mehr über den Erfolg einer Schauspielerin entscheiden, sondern Narzissmus und Seilschaften (vgl.: S.110). Das ist nicht nur in der Schauspielerei so, wie wir alle wissen.

Die Autorin schreibt auch über die "Kollateralschäden" des Ruhms, sprich die Promikinder und weiß, dass man die Promieltern entthronen muss, damit die Kinder psychisch gesund bleiben. Speziell narzisstische Väter schaden Kindern, hat sich Kaufmann in Fachbüchern kundig gemacht, (vgl.:S.175). Diese Gewichtung allerdings vermag ich nicht beurteilen.

Ich möchte nicht zu viel von dem Inhalt des Buches verraten, aber es sehr empfehlen und zwar allen, die einen Einblick hinter die Scheinwelt erhalten möchten. Gerne auch zitiere ich den letzten Satz im Buch "Die Kunst und ihr Schein... sind wichtig, weil sie uns an eine sonst vorbeifließende Wirklichkeit erinnern",(Zitat: S. 216). Dieser Satz verdeutlicht, dass Kaufmann sogenanntes Schwarz-Weiß-Denken fremd ist. Das macht mir diese schöne und dabei kluge Frau noch sympathischer.

Sehr empfehlenswert.

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Rezension:Georg Büchners Frauen: 20 Porträts (Gebundene Ausgabe)

Georg Weinbörners hervorragenden Roman "Georg Büchner-Das Herz so rot" möchte ich in den nächsten Wochen rezensieren, irgendwann unmittelbar vor Büchners Geburtstag. Vorab allerdings will ich Dr. phil. Jan-Christoph Hauschilds Werk "Georg Büchners Frauen" hier kurz zur Sprache bringen. Ein gelungenes Buch im Büchner-Jahr.

Der in Bochum geborene Philologe Dr. Hausschild porträtiert die Frauen in Büchners realem und literarischem Leben. Durch Weinbörners Roman waren mir die Damen aus dem realen Leben Büchners bereits vertraut. Die Frauen aus Büchners Werken kannte ich ohnehin bereits, da ich mich mit den Werken schon zu Studienzeiten intensiv befasste. Tolle Porträts, die ein wenig mehr über den jungen Büchner verraten, so mein Gesamteindruck. 

Wissen sollte man, dass der Vormärz-Schriftsteller im Alter von nur 23 Jahren verstarb und seine Frauenbetrachtungen und möglichen Affinitäten aus diesem Alter heraus zu beurteilen sind. Ich denke, dass man bei einem so jungen Mann rein überhaupt noch nichts in dieser Beziehung beurteilen kann, weil Männer in diesem Alter Wechselbädern der Emotionen und Hormone unterliegen.

Wie auch immer, die Porträts waren für mich spannend zu lesen, da ich meine frühe Kindheit in Goddelau, dem Geburtsort Büchners verbrachte und diverse Nachfahren von einer Frau (Louise Reuss, Büchners Großmutter), die hier porträtiert wird, nach wie vor in Riedstadt leben. Büchner ist für viele Goddelauer noch heute ein rotes Tuch und noch immer wird seinem Ruf geschadet. Aufklärung ist angesagt. Dieses Buch leistet einen guten Beitrag dazu. 

Gefallen hat mir, dass Goethes Jugendliebe Friederike Brion auch porträtiert wurde. Der Zusammenhang zu Büchner ist durch dessen "Lenz" gegeben. In sie hätte sich Büchner gewiss auch verliebt. 

Wie hätte sich Büchners Frauenbild dargestellt, wenn er länger gelebt hätte, wie wäre er mit Frauen umgegangen? Ich denke nicht, dass man von dem 23 jährigen auf einen zukünftigen Büchner schließen kann. Menschen verändern sich ständig und Menschen, die bereit sind zu lernen, umso mehr. Büchner gehörte zu den besonders Lerneifrigen und ist insofern wenig einschätzbar, was seine Entwicklung betrifft und dies übrigens nicht nur, was Frauen anbelangt.

Empfehlenswert.

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Rezension:Goethe aus näherm persönlichen Umgange dargestellt (Broschiert)

Johannes Daniel Falk hat zu Goethes Zeiten ein bemerkenswertes Buch verfasst, das Goethefreunde noch heute mit viel Neugierde lesen werden. In seinen Texten- es sind Erinnerungen an die Goethezeit-, die 1826, noch zu Goethes Lebzeiten, veröffentlicht wurden, werden dem Leser nicht nur die die gesellschaftlichen Gepflogenheiten jener Tage nahe gebracht, sondern auch charakterliche Beschreibungen, so etwa von Goethes Mutter und natürlich auch von ihrem großen Sohn.

Falk versucht Goethe sowohl als Mensch und Künstler zu charakterisieren, skizziert dessen Ansichten zur Natur und zu Wissenschaften und beschreibt Goethes Humor, bevor er sich zu Goethes Verhältnissen zu Persönlichkeiten seiner Zeit und zu Urteilen über sie auslässt.

Zu den besagten Persönlichkeiten zählen u.a. der Herzog von Weimar, Lessing und Heinrich von Kleist, Lenz, Klinger Herder, Wieland, aber auch von Kotzebue.

Auf Seite 43 bringt der Autor es auf den Punkt: Mit Untersuchungen über Zeit, Raum, Geist, Materie, Gott, Unsterblichkeit mochte sich Goethe nur wenig befassen. Nicht etwa, dass er höhere Wesen, als wir sind, ableugnete. Keineswegs; nur blieben sie ihm fremd, weil sie außer dem Reiche aller Erfahrung liegen, dass ihn, seiner Maxime getreu, ganz ausschließlich anzog und beschäftigte." (Zitat S. 43).

Goethe war ein achtsamer Beobachter und Analytiker seines Jetzt zeigt die Charakterisierung Falks und entsprechend gestalteten sich seine Verhältnisse zu seinen Zeitgenossen: Realistisch.

Empfehlenswert.

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Rezension:Der neunte Ton: Gedanken eines Getriebenen

Der Musiker Peter Maffay hat mit "Der 9. Ton" ein überaus nachdenkliches Buch geschrieben, das anstelle eines Klappentextes ein Zitat von ihm enthält. Weil ich das Zitat sehr gut finde, möchte ich es zu Anfang meiner Rezension wiedergeben: "Die Tonleiter hat acht Töne, der neunte Ton ist der gute Ton. Er steht für das Miteinander, für Begeisterungsfähigkeit und Selbstvertrauen. Wenn wir alle diesen Ton beherrschen wie Musiker in einem Orchester, können wir Perspektiven für eine Gesellschaft erzeugen, in der Vielfalt und Dialog selbstverständlich sind. Der neunte Ton ist eine nie endende Herausforderung, eine Aufgabe, der wir uns stellen müssen, und dazu gibt es keine Alternative."

 Der Gedanke lässt bereits erahnen, dass in diesem Buch keine Selbstdarsteller uns mit Geplauder aus der Bussi-Gesellschaft auf die Nerven gehen möchte, sondern dass hier ein Mensch mit Tiefe ein humanistisches Anliegen hat. Blättert man vorm Lesen im Buch, hat man Gelegenheit eine Anzahl von Schwarz-Weiß-Bilder zu betrachten und handschriftliche Sentenzen von Maffay zu lesen. Zwei Bilder aus seiner Jugend in den 1960er Jahren stehen am Anfang und schon ist man im Hier und Heute, wird mit vielen Kinderbilder konfrontiert, auch mit einem Foto, dass den Autor mit dem südafrikanischen Erzbischof Desmond Tutu zeigt, wenig später ein weiteres bei einer Audienz mit Papst Benedikt XVI. und schließlich den Sänger bei der Andacht in seiner Kapelle auf Mallorca, dem erneut ein Kinderbild folgt.

 Jedes Kapitel beginnt mit einer Sentenz. Zuallererst steht da der Satz: "Denn wenn es irgendetwas gibt, wofür es sich zu leben lohnt, ist dass man wirklich liebt." Das sehe ich genauso, denn Lieblosigkeit hat immer nur Leid zur Folge.

Maffay berichtet von seiner Kindheit in Rumänien, von den klaren Wertvorstellungen seiner Eltern, seinem Vater, der sich gegen das totalitäre Regime dort damals widersetzte, der verhaftet und gefoltert wurde und der aufgrund seiner Aufrichtigkeit und Geradlinigkeit bis zum heutigen Tag sein Vorbild ist. Maffay berichtet weiter von der Ausreise der Familie aus Rumänien nach Deutschland und dem Neustart. Dann aber schwenkt er sogleich ins Jetzt und ist mit seinen Gedanken bei seinem Sohn, mit dem er gemeinsam mit seiner Frau auf Mallorca lebt, wenn er nicht gerade aufgrund seiner vielen Aktivitäten weltweit unterwegs ist. Er schreibt auch von der Kapelle, die er dort auf seinem Anwesen vor einigen Jahren errichtet hat und seiner Beziehung zum Glauben.

Für ihn ist das Prinzip der Nächstenliebe das wichtigste Gebot. Diesen Begriff reflektiert er zunächst, denn er ist die Grundlage für sein humanistisches Engagement. Wie er nicht grundlos festhält, setzt Nächstenliebe voraus, das man sein Gegenüber so akzeptiert wie es ist, mit all seinen Fehlern und Schwächen. Man muss Kompromisse schließen können, Toleranz üben und erkennen, dass wir "unabhängig von unserer Herkunft, unserem gesellschaftlichen Status, unserer Hautfarbe, Religion oder sexuellen Orientierung auf einem begrenzten Raum zusammen leben müssen." (S.22).

Wohl wahr. Maffay räumt ein, dass es auch für ihn nicht immer leicht ist, die innere Balance zu finden, um auch im täglichen Miteinander stets seinem inneren Anspruch im Hinblick auf Toleranz und Nächstenliebe gerecht zu werden.

Der Sänger unterstützt benachteiligte Kinder auf vielfältige Weise, sieht darin seine Verpflichtung. Er gibt etwas zurück als Dank dafür, was er bekommen hat. Er schreibt, dass täglich weltweit 10. 000 Kinder an den Folgen von Hunger, Krieg, Armut und sozialer Ungerechtigkeit sterben und hebt hervor, dass unsere Wertvorstellungen nicht weiter wirtschaftlichen Interessen geopfert werden dürfen.

Der Autor erzählt von seinem kleinen Sohn, wie dieser Empathie schon im zarten Alter lebt, indem er für eine winzige, herrenlose Katze Verantwortung übernommen hat. Mitgefühl heißt letztlich Verantwortung zu übernehmen. Peter Maffay übernahm Verantwortung schon früh und gründete schließlich eine Stiftung. Seine Aufgabe sieht er seither darin, traumatisierten Kindern zu helfen.

Das Ferienhaus der Stiftung befindet sich im Norden Mallorcas, nicht weit von seinem Wohnhaus entfernt. Dort nutzen haben in den letzten zwölf Jahren 8000 Kinder den Ort für kostenlose therapeutische Ferienaufenthalte nutzen können. Viele dieser Kinder sind ihrer Kindheit beraubt worden und wurden zumeist von erwachsenen Mitgliedern der Gesellschaft verletzt.

Maffay reflektiert gesellschaftliche Missstände und sagt zutreffend: "Das eigentliche Problem ist, dass die Menschen in unserer Gesellschaft zunehmend egoistisch und selbstverliebt werden. Leider ist dies auch eine Folge der Globalisierung, " (S.40).

Der Autor berichtet von anderen engagierten Musikern, nicht zuletzt von Wolfgang Niedecken und Udo Lindenberg, schreibt von seinen Freunden und Weggefährten und dass seine Band ein Teil seiner Familie, letztlich sein spezieller Schutzraum sei. Die Musik schenkt ihm Kraft und Inspiration und ist für ihn das perfekte Medium, sich auszuleben und seine Vorstellungen und Gefühle zu kommunizieren.

Man staunt, mit wie vielen Persönlichkeiten sich Maffay aufgrund seines sozialen Engagements weltweit getroffen hat, welche Freundschaften entstanden sind und wie sehr er den Begriff "Freundschaft" überdacht hat. Er pflegt seine Freundschaften ähnlich wie Frank Elsner, den er auch als Mensch sehr schätzt. Maffay hat im Laufe seines Lebens immer wieder Kontakt mit Politikern. Es sind Politiker wie Willi Brandt und Joachim Gauck, die er besonders hervorhebt, Politiker mit sozialem Engagement und zentralen Botschaften im Hinblick auf Mitmenschlichkeit.

Doch ich möchte nicht über all die interessanten Begegnungen über die Maffay im Buch berichtet, hier schreiben, sondern nur zusammenfassen, dass es sehr interessant ist, zu lesen, was die Begegnungen mit bestimmten Menschen aus Maffay hat werden lassen. Friede und Mitmenschlichkeit sind die Werte, für die dieser Mann sich einsetzt und für die er seinen Bekanntheitsgrad nutzt. Dabei denkt er sehr ökologisch und lebt sein Denken, hat seine Herkunft nicht vergessen und bringt es einfach auf den Punkt, wenn er sagt, dass wir alle Hass und Dummheit überwinden müssen und den 9. Ton zum 11. Gebot machen sollten. Zur Erinnerung: Der neunte Ton steht für das Miteinander, für Respekt, für Begeisterungsfähigkeit und Selbstvertrauen.

 Empfehlenswert. 


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Rezension:Pirouetten des Lebens: Erinnerungen (Gebundene Ausgabe)

"Jeder Eisläufer ist so gut, wie er seine Seele offenbart, sonst wird er keine Faszination beim Publikum auslösen." (M. Kilius) 

Gewundert habe ich mich nicht, dass die Lebenserinnerungen der Spitzensportlerin Marika Kilius im Integral-Vèrlag erschienen sind, denn ich hatte bereits anderenorts gelesen, dass sich die Frankfurterin mit spirituellen Fragen beschäftigt.

 Die tanzende Eisprinzessin Marika Kilius habe ich als Kind in den frühen 1960ern im Fernsehen bewundert und freute mich, wenn sie mit ihrem Eisprinzen auf dem Siegertreppchen stand. Die Sportlerin hatte und hat eine ganz ungemein positive, sympathische Aura. Deshalb auch fanden bereits Kinder Zugang zu ihr. Ihr Name bereits zaubert ein Lächeln auf meine Lippen, denn sofort sehe ich sie im Geiste strahlend Pirouetten drehen.

Im vorliegenden Buch hat man Gelegenheit auf 14 Seiten Fotos von ihr kennenzulernen. Marika Kilius war ein süßes Baby mit großen. freundlichen Augen, ein sehr hübsches Kind, ein bezauberndes Mädchen und sie ist bis heute eine wirklich schöne Frau geblieben.

Folgt man ihren Gedanken, so ahnt man, was sie vermutlich sagen würde, wenn man sie nach ihrer Schönheit befragte: Um ihr Karma zu erfüllen, sei die Schönheit als Gabe der Natur für sie ebenso vorbestimmt gewesen, wie ihr Charme und ihr eiserner Wille, ihr Fleiß, ihre sportliche Begabung, aber auch ihre ehrgeizige Mutter. Diese habe sie genau wie ihre Schönheit bewusst gewählt, um ihren Weg gehen zu können etc.

 Marika Kilius ist kein Opfer, sondern eine Macherin, die viel gibt und nicht nur nimmt.

Ich bewundere Frauen wie Marika Kilius aufgrund ihrer eisernen Disziplin und ihres Willens, ihre Gaben vollständig auszuleben und freue mich, wenn bei Menschen Leistungsbereitschaft von Erfolg gekrönt wird. Marika Kilius eignet sich als Vorbild für leistungsbejahende Menschen, das wird spätestens durch dieses Buch deutlich.

 Auf den letzten Seiten hat der Verlag eine Auswahl ihrer Auszeichnungen und sportlichen Erfolge aufgelistet. An der Vielzahl der Ehrungen kann man bereits erkennen, dass hier der Zufall keine Rolle spielte, sondern Können gepaart mit harter Arbeit die Voraussetzung für den jahrelangen Medaillenregen waren

 Gleich zu Beginn erfährt man, weshalb ihre Mutter ihr den Namen Marika gab und in welche Fußstapfen sie treten sollte. Die Eltern unterstützten das Kind von Anfang an in seinem Werdegang, seelisch und finanziell. Die kleine Marika lief zunächst Rollschuh, bei dem die Auflage durch die vier Rollen übrigens breiter ist als beim Schlittschuh. Er sei schwieriger zu "fuß" zu haben als der Schlittschuh, bei dem es auf die Balance ankommt, (vgl.: S.29).

 Die Autorin schreibt über ihre gesamte Sportkarriere und ist sich sicher, dass diese nur deshalb so erfolgreich war, weil sie in einem Vorleben bereits stark kreativ körper- und bewegungsorientiert war, (vgl.: S.40).

 Man lernt ihre Partner im Sport und in der Liebe kennen. Dabei hat mir gefallen, wie wohlwollend sie in der Retrospektive über alle spricht. Dieses entspannte Verhältnis gegenüber ihren Mitmenschen scheint eines ihrer Geheimnisse zu sein, jung zu bleiben. Natürlich hält auch das Eis frisch. Das sagt sie selbst.

Marika Kilius schreibt in ihrem Buch über die Magie des Sports, über die Figuren auf dem Eis, auch über die sogenannte Todesspirale: "Das Gefühl in der Todesspirale fand ich stets atemberaubend. Man muss sich trauen, sich nach hinten zu legen, während man gleichzeitig ins Knie geht. An den Armen wird man zum Partner gezogen, die Beine ziehen nach außen- und das alles ohne eigenen Halt. Das ist schon ein tolles Gefühl!"

 Irgendwo habe ich heute gelesen, dass das Risiko die neue Sicherheit sei. Marika Kilius hat früh schon mit dem Risiko Freundschaft geschlossen und wurde im Ergebnis dafür vom Leben reich belohnt. Das Publikum lag ihr zu Füßen, wegen ihres Muts und ihres Könnens haarscharf an die Grenzen des Machbaren zu gehen und diese mitunter zu überwinden. Das hat aus der Prinzessin irgendwann eine Göttin auf dem Eis gemacht.

Es ist interessant ihren Lebensweg zu verfolgen und zu sehen, wie sie mit ihren Erfolgen umgegangen ist, was später dann für sie an Bedeutung gewann. Ihre geistige Nähe zu Professor Werner, ihre liebevolle Beziehung zu Menschen und Tieren und ihre demütige Haltung dem Leben gegenüber, zeigen, dass diese Frau sich dem Guten verpflichtet hat und deshalb auch von so vielen geliebt wird.

 Ein tolles Buch.

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Rezension:Heldinnen - 40 Vorbilder fürs Leben (Gebundene Ausgabe) pflanzen." (Wangari Maathai)

"Was mich betrifft, so werde ich weiter Bäume pflanzen, insbesondere einheimische Arten, und womöglich werde ich Ideenpflanzen." (Wangari Maathai)

 Ist eine Frau, die etwas Außergewöhnliches leistet bereits eine Heldin? Da bin ich mir nicht so sicher. Sie kann ein Vorbild sein und dahingehend eignen sich die meisten der im Buch porträtierten Damen, insofern ist es lobenswert im Untertitel von 45 Vorbildern zu sprechen.

 Der Begriff Heldin ist nach meinem Sprachempfinden nur dann anwendbar, wenn eine Frau unter Einsatz ihres Lebens etwas ethisch Bemerkenswertes unternommen hat, das dazu diente, anderen Menschen das Leben zu retten oder wenn sie großes Leid, das ihr zu Unrecht zugefügt wurde, tapfer ertragen hat, weil die Umstände es nicht zuließen, dass sie sich zur Wehr setzte.

 In der Einleitung erfährt man, dass der Verlag Vorbilder für sein Projekt auswählte, die verschiedenen Generationen angehören und für Großmütter, Mütter sowie Töchter interessant sein könnten. Es handelt sich um Persönlichkeiten aus Politik, Gesellschaft, Kunst, Kultur, Religion, Sport und Wissenschaft, aber auch aus der Musik-, Mode-, und Filmbranche.

Die Schauspielerin Jutta Speidel hat das Vorwort geschrieben, keine Heldin, aber ein Vorbild für junge Frauen, die den Schauspielberuf ergreifen wollen. Alle vorgestellten Damen sind bildlich dargestellt. Name und Alter werden jeweils unter dem Bild genannt. Das stets eine Seite umfassende Textporträt verrät dann mehr über die fokussierten Personen.

 Die erste Heldin aus meiner Sicht in diesem Buch habe ich auf Seite 38 entdeckt. Es handelt sich dabei um Marie-Madelaine Fourcade, eine französische Widerstandskämpferin, die die Untergrundorganisation "Alliance" anführte, der 3000 Franzosen angehörten.

Die jüdische Tagebuchautorin Anne Frank, deren Versteck vor den Nazis verraten wurde und die man in einem Konzentrationslager ermordet hat, ist eine Heldin und natürlich ist die Widerstandskämpferin Sophie Scholl eine solche. In meinen Augen ist sie sogar die größte Heldin des letzten Jahrhunderts. Der Mut dieser Frau fasziniert mich immer wieder. Deshalb auch werde ich demnächst "Die Weiße Rose" von Frank Sturms lesen und rezensieren, ein Buch, das bereits auf meinem Schreibtisch liegt.

 Vorbilder sind wirklich alle Frauen in diesem Buch, wobei mich die eine oder andere Frau natürlich mehr beeindruckt. So etwa Wangari Maathai. Sie war die erste Frau in Kenia, die promovierte, wurde ein Jahr später die erste Professorin für Veterinäre Autonomie in ihrem Fachbereich und gründete 1977 das "Green Belt Movement" (Bewegung Grüner Gürtel), die es sich zur Aufgabe machte, durch das Anpflanzen von Bäumen der Rodung und Versteppung entgegenzuwirken, (vgl.: S.64). Prof. Dr. Maathai hat vielen armen Frauen dazu verholfen, eine Verdienstquelle zu finden, und erhielt als erste afrikanische Frau 2004 den Friedensnobelpreis. Das lebensgefährliche Engagement dieser Umweltaktivistin, die von den korrupten Machthabern Kenias immer wieder ins Gefängnis gesteckt wurde, lässt sie über das reine Vorbild hinauswachsen und macht sie zu einer Heldin.

 Auch Mutter Theresa ist Vorbild und Heldin zugleich. Was sie für die Leprakranken in Kalkutta unter Einsatz ihres Lebens getan hat, führte dazu, dass man der Papst sie selig sprach.

 Für Menschen, die ihr erstes Buch schreiben, ist J.K. Rowling ein großes Vorbild. Zwölf Verlage lehnten das erstes Buch der damals fast mittellosen jungen Mutter ab, die aufgrund ihrer Publikationen in den letzten beiden Jahrzehnten zu einer der reichsten Frauen Europas wurde.

 An eine Sache zu glauben, durchzuhalten, sich nicht beirren zu lassen und Anfechtungen zu widerstehen gehört zum Grundverhalten von Menschen, die durch ihre innere Stärke andere mittels ihres Anliegens entzünden können. Über solche Menschen mehr zu erfahren und mit Freunden darüber zu reden, halte ich für sinnvoll und motivierend.

 Auf den letzten Seiten können Fotos von einer persönlichen Heldin eingeklebt werden, etwa von der eigenen Großmutter oder Mutter. Dazu kann man auch ein paar nette Zeilen verfassen und das Buch zum Geburtstag oder vielleicht auch am Muttertag an entsprechende Personen verschenken.

Wollen wir nicht um Begriffe beckmessern. Die im Buch vorgestellten Damen sind es Wert, dass man sich mit Ihnen näher befasst. Empfehlenswert.

PS: Das Buch verschenke ich morgen an die 14 jährige Tochter meines Cousins. Ich bin schon jetzt neugierig, welchen Vorbildern sie nachstreben wird. 

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Rezension:Yoko Ono. Die Biografie - Nicola Bardola

Heute am 80. Geburtstag von Yoko Ono möchte ich die Biografie des Schweizer Autors Nicola Bardola über diese große Dame der Kunstszene rezensieren. Die Biografie, das möchte ich vorwegschicken, liest sich sehr spannend und ist außergewöhnlich faktenreich. Der Autor versucht bei allen Fakten aber auch die Seele dieser Frau zu erfassen und ich meine, das ist ihm gut gelungen. Hauptsächlich aber hat Bardola mit all den Vorurteilen aufgeräumt, die alte Beatles-Fans mit dem Namen Yoko Ono verbinden.

Seine Biographie hat er in drei große Abschnitte untergliedert, die ich hier im Vorfeld kurz nennen möchte:

Liebe, Fluxus und Grapefruit
Bottoms, John und die Beatles
Neubeginn, Tod und Kontinuität

Es liegt mir fern, die Biografie an dieser Stelle zusammenzufassen, wer einen schnellen Überblick haben möchte, kann sich diesen auf den letzten Seiten des Buches verschaffen. Gefallen hat mir, dass Bardola sein erstes Kapitel mit dem Satz beginnt "Es gibt kaum eine Künstlerin der Gegenwart, die so oft das Wort "Love" verwendet wie Yoko Ono". Man liest dann sogleich von ihren spektakulären Performances, die sie nicht selten mit einem Taschenlampenritual beginnt, um nach einem von ihr vorgegebenen Rhythmus, das Publikum zu der "I love you"-Botschaft zu motivieren. Dabei begreift man Onos Bemühen, immer wieder an die Liebe zu erinnern erst richtig, wenn man sich mit ihrer Herkunft aus großbürgerlichem Hause näher befasst hat. Sie kann ihre hochherrschaftlichen Vorfahren bis ins neunte Jahrhundert zurückverfolgen, wurde also von Lennon nicht in die Upper-Class emporgehoben, sondern war schon immer dort. Doch sie scheint in ihrer Kindheit in einer kalten, sterilen Atmosphäre aufgewachsen zu sein und deshalb auch hat sie schon bald erkannt, dass das, was man wirklich benötigt, die Liebe ist.

Man liest von Yoko Onos hervorragender Ausbildung, liest aber auch, dass sie in Tokoi in einem Bunker den Abwurf der Atombomben 1945 überlebt hat, bei dem in dieser Stadt allein 100 000 Menschen ihr Leben verloren haben. Sie erlebt als Ausgebombte auf dem Land erstmals Mobbing, erlebt auch, was es bedeutet, seine Habe zu verlieren und lernt schon früh, dass nichts auf der Welt Bestand hat. 1952 beginnt sie als erste Frau an der Gakushuin- Universität ein Philosophiestudium, das sie abbrechen muss, weil ihre Familie nach New York geht. Hier dann belegt sie am elitären Sarah-Lawrence Collage Philosophie und Komposition. Man erfährt in diesem Abschnitt viel über die damalige künstlerische Entwicklung, auch dass sie früh schon Grenzgänger liebte, die die Regeln der Tonkunst brachen. Man erfährt des Weitern, wen sie mochte und wen eher nicht, liest über ihren Eigensinn, auch darüber, dass sie sich recht bald für ihren eigenen Weg entschied, sich nicht von ihrer Familie unterstützen ließ, die Armut einer jungen Künstlerin zuließ, zwar vielleicht mit dem Bewusstsein einer alten Familie anzugehören, aber ohne deren materielle Unterstützung einen Weg zu gehen bereit war, der sie bei allen Untiefen aufgrund ihres Könnens und ihres Willens in den Olymp der Kunstszene emporhob. Ein langer, sehr steiniger Weg. Respekt.

Auf ihre unterschiedlichen Arbeiten, auch auf ihre Ehemänner und ihre Liebhaber werde ich im Rahmen eines Interviews mit dem Autor des Buches näher eingehen, dann auch Detailfragen zum Buch stellen, die einfach den Rahmen einer Rezension sprengen.

Liest man die Biographie, wird einem sehr schnell bewusst, dass die Zeit mit John Lennon nicht ihr Leben war, sondern ein Teil ihres Lebens. Yoko Ono lässt sich nicht nur als Witwe eines großen Musikers definieren. Sie hatte und hat ein schöpferisches Leben vor und nach seinem Tod geführt. Das macht das Buch deutlich. Klaus Vormann sagt: "Yoko hat John gerettet" (S.: 140) und weiß gewiss, was er sagt, denn er stand den Beatles bekanntermaßen sehr nahe.

Die Imagination, sprich die Vorstellung und das Wünschen sind die Leitmotive in Yoko Onos Werk; (vgl.: S. 221). Sie möchte durch all ihr Tun an die Liebe und den Frieden appellieren. Ihre Werke begreift sie dabei als eine Form von Wünschen. Die Musikerin und bildende Künstlerin, die so viel in ihrem Leben erlebt hat, möchte Friedenlichter im unseren Herzen entzünden, weil man auf diese Weise die Gewissheit hat, nicht allein zu sein.

Eine gelungene Biographie über eine Frau, deren philosophischer Ansatz zeigt, dass sie aus ihren Erfahrungen im 2. Weltkrieg kluge Schlüsse gezogen hat, zu denen manch anderer leider nicht in der Lage war.

Empfehlenswert.

Überall im Handel erhältlich
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Rezension:Veruschka: Mein Leben (Gebundene Ausgabe)

Jörn Jacob Rohwer führt in diesem reich bebilderten Buch Gespräche mit Vera Gräfin von Lehndorff, dem teuersten Fotomodel aller Zeiten. Diese sehr aparte Frau zierte einst Millionen von Seiten in Hochglanzmagazinen. Bislang kannte man nur ihr Gesicht, ihren Körper und ihren Namen. Jetzt aber berichtet sie von ihrem Leben, das 1939 in Ostpreußen seinen Anfang nahm.

Sie erzählt von ihrem Vater, der sich dem Widerstand gegen Hitler angeschlossen hatte und seitens der Nazis 1944 durch den Strang hingerichtet wurde. Sie berichtet von ihrer Mutter, die vor der Eheschließung mit Veras Vater eine Liebesbeziehung zu einem jüdischen Arzt hatte und nach der Hinrichtung ihres Gatten völlig traumatisiert war. Vera spricht des Weiteren über ihre frühe Kindheit in Ostpreußen, die sie dort im elterlichen Schloss verbrachte und auch davon, dass sie nach dem Attentat auf Hitler in ein NS-Kinderheim nach Bad Sachsa verschleppt wurde. Im Dezember 1944 wurde sie und ihre Schwestern zu ihrer Großmutter nach Conow in Mecklenburg-Strelitz überstellt. Die Ostpreußin berichtet vom Kriegsende, den zahlreichen Schulwechseln und ihrer Aufnahme in Fachschule für Gestaltung in Hamburg. 1956 entstanden dann kurz vor ihrem siebzehnten Geburtstag die ersten Modefotos. 1958 ging sie nach Italien, beendete ihre Ausbildung vorzeitig, mit dem Ziel vor Augen Karriere als Mannequin oder in der Kunst zu machen.

Ich möchte an dieser Stelle nicht auf Einzelheiten des Buches eingehen, um die Spannung nicht unnötig zu mindern. Es interessant zu erfahren, wie aus Vera allmählich "Veruschka" wurde, eine Frau, die auftrat, als habe sie Zeit und sei auf Jobs nicht angewiesen. Veruschka schildert ihren Aufstieg als Fotomodell, berichtet von ihrer Begegnung mit Dali, ihrer Affäre mit Peter Fonda, ihrer Zusammenarbeit mit Richard Avedon im Jahre 1966. Von Lehndorff begreift die 23 Seiten, die sie mit ihm zusammen für die März-Nummer 1967 der amerikanischen "Vogue" fotografierten, als den Höhepunkt ihrer Arbeit. Sie beschreibt diesen Fotoshoot ausführlich, den man auf Seite 153 dann bewundern kann. Veruschka ist eine Schönheit, war es nicht nur in den 1960er Jahren. Damals trat sie übrigens sogar in "Blow Up" (1966) auf der Leinwand auf.

Ende jenes Jahrzehntes suchte sie nach einer Neuorientierung in ihrem Leben, verliebte sich in den Künstler Holger Trülzsch. Gemeinsam mit ihm experimentierte sie mit Farbe und entdeckte die Körperbemalung als Gestaltungsmöglichkeit für sich.

Sie schreibt von der Kunstszene in New York, den vielen Persönlichkeiten, die sie dort kennenlernte, ihrer ersten Ausstellung und, was sich danach ereignete. Ihre Intention soll ihr größtes Gut auf dem Weg zu ihrem Erfolg gewesen sein und ihr Aufbruch in die USA zunächst eine Fahrt ins Glück. Nirgendwo sonst war sie so beliebt, begehrt und umschwärmt. Geheiratet hat die Schöne nie. Sie blieb zumeist auf sich gestellt. Eine Ostpreußin vom Schlage der Gräfin Dönhoff, nicht nur was die Ehelosigkeit anbelangt.

Empfehlenswert.

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