Jörn Jacob Rohwer führt in diesem reich bebilderten Buch Gespräche mit Vera Gräfin von Lehndorff, dem teuersten Fotomodel aller Zeiten. Diese sehr aparte Frau zierte einst Millionen von Seiten in Hochglanzmagazinen. Bislang kannte man nur ihr Gesicht, ihren Körper und ihren Namen. Jetzt aber berichtet sie von ihrem Leben, das 1939 in Ostpreußen seinen Anfang nahm.
Sie erzählt von ihrem Vater, der sich dem Widerstand gegen Hitler angeschlossen hatte und seitens der Nazis 1944 durch den Strang hingerichtet wurde. Sie berichtet von ihrer Mutter, die vor der Eheschließung mit Veras Vater eine Liebesbeziehung zu einem jüdischen Arzt hatte und nach der Hinrichtung ihres Gatten völlig traumatisiert war. Vera spricht des Weiteren über ihre frühe Kindheit in Ostpreußen, die sie dort im elterlichen Schloss verbrachte und auch davon, dass sie nach dem Attentat auf Hitler in ein NS-Kinderheim nach Bad Sachsa verschleppt wurde. Im Dezember 1944 wurde sie und ihre Schwestern zu ihrer Großmutter nach Conow in Mecklenburg-Strelitz überstellt. Die Ostpreußin berichtet vom Kriegsende, den zahlreichen Schulwechseln und ihrer Aufnahme in Fachschule für Gestaltung in Hamburg. 1956 entstanden dann kurz vor ihrem siebzehnten Geburtstag die ersten Modefotos. 1958 ging sie nach Italien, beendete ihre Ausbildung vorzeitig, mit dem Ziel vor Augen Karriere als Mannequin oder in der Kunst zu machen.
Ich möchte an dieser Stelle nicht auf Einzelheiten des Buches eingehen, um die Spannung nicht unnötig zu mindern. Es interessant zu erfahren, wie aus Vera allmählich "Veruschka" wurde, eine Frau, die auftrat, als habe sie Zeit und sei auf Jobs nicht angewiesen. Veruschka schildert ihren Aufstieg als Fotomodell, berichtet von ihrer Begegnung mit Dali, ihrer Affäre mit Peter Fonda, ihrer Zusammenarbeit mit Richard Avedon im Jahre 1966. Von Lehndorff begreift die 23 Seiten, die sie mit ihm zusammen für die März-Nummer 1967 der amerikanischen "Vogue" fotografierten, als den Höhepunkt ihrer Arbeit. Sie beschreibt diesen Fotoshoot ausführlich, den man auf Seite 153 dann bewundern kann. Veruschka ist eine Schönheit, war es nicht nur in den 1960er Jahren. Damals trat sie übrigens sogar in "Blow Up" (1966) auf der Leinwand auf.
Ende jenes Jahrzehntes suchte sie nach einer Neuorientierung in ihrem Leben, verliebte sich in den Künstler Holger Trülzsch. Gemeinsam mit ihm experimentierte sie mit Farbe und entdeckte die Körperbemalung als Gestaltungsmöglichkeit für sich.
Sie schreibt von der Kunstszene in New York, den vielen Persönlichkeiten, die sie dort kennenlernte, ihrer ersten Ausstellung und, was sich danach ereignete. Ihre Intention soll ihr größtes Gut auf dem Weg zu ihrem Erfolg gewesen sein und ihr Aufbruch in die USA zunächst eine Fahrt ins Glück. Nirgendwo sonst war sie so beliebt, begehrt und umschwärmt. Geheiratet hat die Schöne nie. Sie blieb zumeist auf sich gestellt. Eine Ostpreußin vom Schlage der Gräfin Dönhoff, nicht nur was die Ehelosigkeit anbelangt.
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