Die Autorin dieses spannenden Buches in die Historikerin Dr. Felicitas von Aretin. Sie leitet die Pressestelle der Freien Universität Berlin, ist zudem im Bereich Kommunikation der Max-Planck-Gesellschaft tätig und verantwortet seit 2015 die Abteilung Medien und Kommunikation am Deutschen Jugendinstitut in München.
Das Buch, in dem insgesamt 21 Frauen porträtiert werden, ist in fünf Kapitel untergliedert. Jedes Kapitel beginnt mit einem, es stets kurz erläuternden Vorspann, dem dann die entsprechenden biographischen Texte folgen, in die auch immer Fotos eingebunden sind.
Die Kapitel lauten:
Frauen drängen in Männerdomänen
Pionierinnen der Naturwissenschaften
Frauen in Kultur und Medien
Im Einsatz für das Wohl des Einzelnen und der Gesellschaft
Selbstständige und Unternehmerinnen
Im Vorspann des 1. Kapitels erfährt man sogleich, dass die erste Frau, die 1867 in Zürich das Medizinstudium mit einem Doktorgrad abschloss, eine Russin war und es die Russinnen gewesen sind, die letztlich auch für viele Deutsche und Schweizerinnen den Weg frei machten, um vor 1900 in der Schweiz zu studieren. Es waren die prestigeträchtigen Fächer wie Medizin, Jura, Architektur und Theologie, in denen der Widerstand gegen das Frauenstudium besonders groß war, deshalb wichen die Frauen in diesen Studiengängen auf Familienrecht, Innenarchitektur und Gynäkologie aus.
Man lernt im ersten Kapitel drei Frauen kennen, die gegen den Strom geschwommen sind. Die Porträts hier nachzuzeichnen, würde bedeuten, die Neugierde zu schmälern. Das allerdings möchte ich nicht, dennoch werde ich zwei Frauen, die im Buch porträtiert sind, stellvertretend für alle hier anführen.
Marietta Blau war eine österreichische Physikerin, trotz ihrer Fähigkeiten wurde sie wegen des zunehmenden Antisemitismus nicht habilitiert. Sie schaffte es, am Tag des Einmarsches von Hitlers Truppen mit dem letzten Zug nach Oslo abzureisen und emigrierte 1944 in die USA, wo sie in der Industrie arbeitete und später dann Professorin wurde. Das Leben ging auch weiterhin sehr unfair mit ihr um. Sie erhielt nicht die ihr gebührende Wertschätzung durch einen Nobelpreis, sondern der Brite Cecil Powell wurde damit ausgezeichnet, obschon dessen Forschungen auf den Studien Blaus beruhten. Krank und mit einer Minimalrente, da sie als NS-Opfer nicht entschädigt wurde, starb sie vereinsamt und verarmt in Wien. Ihre Bedeutung für die Kernphysik wurde lange nicht anerkannt.
Dann lernt man beispielsweise im 4. Kapitel die deutsche Psychoanalytikerin Frieda Fromm-Reichmann kennen, die von 1926- 1931 mit dem Soziologen Erich Fromm verheiratet war. Auch sie war Jüdin und musste 44 jährig in die USA emigrieren. Auch sie hatte es nicht einfach, obschon sie erfolgreich therapeutisch arbeitete, als Ausbildungsanalytikerin und Dozentin in New York und Washington forschte und als Supervisorin tätig war. Sie wurde von ihren Kollegen der klassischen Psychoanalyse angefeindet. Zudem wurde sie schwerhörig und dadurch schließlich ebenfalls sehr einsam.
Deutlich wird, dass ohne Mentor oder eine Mentorin an der Seite, es kaum möglich war, sich auf das Terrain von Männern zu begeben und sich dort einen Namen zu machen.
Ein interessantes Buch, das auf Frauen aufmerksam macht, die ungeachtet aller Steine, die man ihnen in den Weg legte, ihren Weg zu gehen versuchten und sich vielleicht ein Stück Freiheit erkämpften, wenn auch fast immer zu einem hohen Preis.
Dass einige der Frauen sehr gute Netzwerkerinnen waren, zeigt, dass sie erkannten, wie notwendig bei allem Können Rückhalt ist, um Anfeindungen standzuhalten.
Dass einige der Frauen sehr gute Netzwerkerinnen waren, zeigt, dass sie erkannten, wie notwendig bei allem Können Rückhalt ist, um Anfeindungen standzuhalten.
Sehr empfehlenswert
Helga König
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Mit Wagemut und Wissensdurst: Die ersten Frauen in Universitäten und Berufen