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Rezension : Genie und Popstar

"Am Anfang gehören alle Gedanken der Liebe. Später gehört dann alle Liebe den Gedanken." (A. Einstein)

Dies ist nicht die erste Rezension, die ich zu einer Biographie über Albert Einsteins Leben und Wirken schreibe und das finde ich interessant, weil es mir die Möglichkeit eines Vergleichs erlaubt. Das vorliegende Buch kommt meiner Neugierde entgegen, weil es neben inhaltlich sehr gehaltvollen Texten, viele Bilder und Fotos, aber auch Kopien von Original-Dokumenten, darunter diverse Briefe des Genies enthält.


Bevor ich die Biografie zu lesen begann, machte ich mich erst einmal an seinem Zeugnis zu schaffen. In allen mathematischen Fächern war der Hochbegabte ein Überflieger. Die französische Sprache schien ihm wenig Spaß zu machen, aber er zeigt durch seine Note in Geschichte, dass er sich schon früh auch für Gesellschaft und Politik interessierte und zeigt weiter, dass er Geografie ein bisschen schleifen ließ. Albert Einsteins Zeugnis dokumentiert, dass er kein Ehrgeizling war, sondern ein Hochbegabter, der Freude an Erkenntnis hatte. Auswendiglernen war seine Sache nicht, sondern stattdessen das Begreifen von Inhalten.


Ein schreibmaschinengeschriebener Brief an Roosevelt interessiert von seinem Inhalt her, seine handschriftlich verfassten Briefe machen nicht nur neugierig auf den Inhalt, sondern auch auf das Schriftbild. Einsteins Schrift ist schön gleichmäßig und zeugt von einem klaren Verstand. Er verschreibt sich nicht selten, weil er mit seinen Gedanken schon ein Stück weiter ist, streicht wild in seinen Sätzen herum, fügt Worte im Nachhinein ein, die es versehentlich nicht vor seinem Kopf aufs Papier geschafft haben. Bei Pedanten lösen seine Briefe vermutlich eine Kopfkrise aus.:-)) Inhaltlich bestätigt alles, was er sagt seine Geistesgröße. So schreibt er in einem Brief: "Wenn es sich um Wahrheit und Gerechtigkeit handelt, gibt es nicht die Unterscheidung zwischen kleinen und großen Problemen (...)Wer in kleinen Dingen die Wahrheit nicht ernst nimmt, dem kann man auch in großen Dingen nicht vertrauen." Das Originaldokument seiner "Allgemeinen Relativitätstheorie" ist auch eingeklebt. Die Aufzeichnungen umfassen sechs Seiten.

Arbeit und Schaffen ist im Buch untergliedert in:


Frühe Jahre


Schweizer Jahre


Berliner Jahre


Jahre in Princeton


Zunächst thematisiert Walter Isaacson, wo die Physik zu Ende des 19. Jahrhundert stand, skizziert kurz die Theorien Isaac Newtons und die Gedanken James Clerk Maxwells, bevor er sich mit der Geburt und Kindheit Albert Einsteins näher befasst. Man erhält einen visuellen Eindruck von Albert Einsteins Geburtshaus in Ulm, von seiner Mutter und von ihm mit seiner kleinen Schwester als sehr süßen Knaben. Anzumerken gibt es, dass er seine geliebte Schwester nach deren Schlaganfall im Jahre 1948 pflegte und ihr allabendlich aus Don Quixote aber auch esoterischen altgriechischen Büchern vorlas.

Geboren wurde Einstein am 14.3.1879 um 11.30 Uhr in Ulm. Man erfährt, womit er als Kind gerne spielte und auch, dass er sich bis ins hohe Alter seine kindliche Begeisterungs- und Verwunderungsfähigkeit bewahrte. Schon als Kind versuchte er sich Sachverhalte bildlich vorzustellen und war rebellisch genug, jede Erkenntnis zu hinterfragen.

Man liest von seiner Beziehung zur Musik, von seiner Schulzeit, auch welche Bücher er als Jugendlicher las und man wird über sein familiäres Umfeld, seine Skepsis gegenüber erlerntem Wissen, seine latente Aufsässigkeit, die schließlich Ursache war, die Schule zu wechseln, informiert. Im Sommer 1895, also im zarten Alter von nur 16 Jahren schrieb er übrigens seine erste physikalische Abhandlung. Ein Jahr später machte er in Aarau sein Abitur, das im Gegensatz zu den Legenden, die im Umlauf sind, sehr gut war.

Man liest von Mileva Maric, seiner ersten Frau, die wie er am Polytechnikum in Zürich studierte und von der jungen Liebe der beiden. Nett, dass man eine alte Ansichtskarte beigelegt hat, die Mileva an Einstein einst schrieb. Mileva und Albert waren Seelenverwandte und sollen sich sowohl intellektuell als auch spirituell von einander angezogen gefühlt haben.

Einsteins Zeit am Patentamt in Bern kommt zu Sprache. Es werden ganz kurz David Humes Theorien gestreift, weil Hume nach Einsteins Aussagen einen großen Einfluss auf sein Denken hatte. Auch Ernst Machs Theorien kommen zur Sprache und zwar weil dieser Wissenschaftler den Empirismus Humes noch ausbaute.

In der Folge wird Einsteins Quantentheorie und seine Relativitätstheorie thematisiert. Diese hier in wenigen Worten wiedergeben zu wollen, maße ich mir nicht an. Mögen sich andere mit einem solchen Ansinnen lächerlich machen. Ich verzichte darauf.


Einsteins Genialität zeichnete sich nicht zuletzt dadurch aus, dass er sich auf völlig unterschiedliche Themen zugleich konzentrieren konnte. So soll er als er über die Brownsche Molekularbewegung nachgedacht hat, zeitgleich eine Theorie mit weitreichenden Folgen für die Bewegung und Geschwindigkeit von Licht ersonnen haben.


Mit fetten Lettern im Buch wird man auf folgende Tatsache aufmerksam gemacht: "Einsteins Stärke als Wissenschaftler war sein Nonkonformismus. Seine Weigerung, Autoritäten oder Konventionen anzuerkennen, spiegelt auch in seiner politischen Haltung und in seinem Privatleben wider".

Seine Scheidung und seine zweite Ehe werden im Buch nicht ausgespart. Sein Brief an Mileva in diesem Zusammenhang ist sehr aufschlussreich und macht deutlich, dass selbst Seelenverwandte sich nicht zwingend ein Leben lang verstehen müssen.

Aufgezeigt werden in der Folge seine wissenschaftliche Karriere und in diesem Zusammenhang der Nobelpreis, der ihm 1921 verliehen wurde. Er erhielt den Nobelpreis für seine Leistungen in der Quantentheorie, nach der Licht und jegliche Strahlungsenergie aus einzelnen Teilchen bestehen.

Einstein und die Religion ist ein weiteres Thema dieses Buches, auch sein Humanismus und die großen Probleme, die die Nazis Einstein machten, weil er jüdischer Herkunft war. Einstein korrespondierte u.a. mit Freud und verließ im Alter von 54 Jahren im Oktober 1933 Deutschland, um seine wissenschaftlichen Arbeiten in Princenton fortzusetzen. Der Parzifist Einstein rückte aufgrund der Gräueltaten der Nazis vom Pazifismus ab. Weshalb das so war, wird gut nachvollziehbar dargestellt.

Der Humanist Einstein war davon überzeugt, dass eine globale Regierung die einzige Chance zur Rettung der Menschheit war, weil er wusste, dass sich selbst überlassene Staaten weiterhin aufrüsten würden und das Spannungen unvermeidlich zu Weltkriegen führen müssten.


Ich möchte an dieser Stelle nicht das ganze Buch wiedergeben und habe von daher auch nicht Einsteins Zeit am Max-Planck-Institut in Berlin beschrieben. Auch werde zu seinen letzten 22 Lebensjahren und seinem Engagement in punkto Bürgerrechte keine näheren Ausführungen machen, weil dies den Rahmen der Rezension, was den Umfang anbelangt, einfach sprengen würde.


Ein gelungenes Buch, das mir den Menschen Einstein sehr nahe bringt, in dessen Briefe ich mich gerne vertiefe, besonders in jene, in denen er seine politischen Überlegungen bekundet.
Das rezensierte Produkt ist überall im Handel erhältlich.


Sehr empfehlenswert.

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Rezension:Charlotte von Stein: Eine Biographie (insel taschenbuch) (Taschenbuch)

Warum gabst du uns die tiefen Blicke

Unsre Zukunft ahndungsvoll zu schaun
Unsre Liebe, unserm Erdenglücke,
Wähnend selig nimmer hinzutraun?


Warum gabst uns, Schicksal die Gefühle
Uns einander in das Herz zu sehn,
Um durch all die seltenen Gewühle
Unser wahr Verhältnis auszuspähn?"


Das ist der erste Vers eines Gedichtes von Goethe an Charlotte von Stein, verfasst am 14.4.1776, das, wie Doris Maurer konstatiert : " - merkwürdig hellsichtig - ihre Beziehung beschreibt: die Beglückung, die Schwierigkeiten, das nicht zu vermeidende Scheitern." ( S. 53)

Doris Maurer schildert im vorliegenden Buch das Leben von Charlotte von Stein (1742 -1827), dem Herzen-Du des Dichters Johann Wolfgang von Goethe.


Die Autorin befasst sich nicht alleine mit der Liebesbeziehung zu Goethe, sondern sie äußert sich auch über das Weimarer Umfeld, Charlottes Nöte und Freuden, den Beschränkungen und Behinderungen, die Frauen in jener Zeit zu tragen hatten.


"Ich glaube", schreibt Frau von Stein am 8. 3.1776 an ihren Arzt Dr. Zimmermann, "dass Goethe und ich niemals Freunde sein werden" (S. 42). Doch Goethe schreibt an den Dichter Wieland im April 1776 : "Ich kann mir die Bedeutsamkeit, die Macht, die diese Frau über mich ausübt, nur durch Seelenwanderung erklären. Ja wir waren wir einst Mann und Weib! - Nun wissen wir von uns - verhüllt, in Geisterduft. - Ich habe keinen Namen für uns- die Vergangenheit- die Zukunft- das All." (S.55)


Obwohl er davon überzeugt war, dass Charlotte in einer anderen Welt seine Frau gewesen und sie ihm sehr zugetan ist, zögert sie lange seine Geliebte zu werden. Sie widersteht mit der ganzen Kraft ihrer sozialen Stellung, ihrer Pietät und dem Gewissen als Mutter und Ehefrau.


Goethe, der sie auch wegen des neuen Lebensgefühls liebt, das sie ihm gibt, bewundert sie wegen ihres Widerstands, den er für heroisch hält. Sie tadelt ihn. Hält ihn zu Geduld, Maß und Verzicht an. Dies wird später zu einem seiner Themen in der Philosophie.


Charlotte lehrt ihn sich zunächst selbst zu besiegen, bevor man über andere "triumphiert".


Nach längerer Weigerung gab sie schließlich nach. Für Goethe tritt nach einer Zeit der Leidenschaft, eine Phase der Ruhe ein. Daran erinnern die rund 2000 Briefe des Dichters an Charlotte von Stein.


Als er der Weimarer Funktionen müde ist, reist er nach Italien. Diese Reise läutet das Ende der großen Liebe ein. Die eigentliche Tragik dieser beiden Liebenden bestand darin, dass Charlotte eine verheiratete Frau war und die Gesellschaft von beiden Tribut verlangte, der das Scheitern der Beziehung schließlich zur unvermeidbaren Konsquenz hatte.


Nach der Trennung lebt Charlotte noch 40 Jahre lang, muss die bitteren Folgen der Napoleonischen Kriege ertragen, steht bis zuletzt dem Hof nah und ist Augenzeugin der deutschen Klassik.


Charlotte von Stein war eine schöne Intellektuelle. Frauen dieser Art gibt es nur sehr selten. Sie durchleben meist große Höhen und Tiefen, wie ich vor wenigen Tagen anhand der Biographie Susan Sontags bereits dargelegt habe. Das ist ihr Schicksal.


"Ich muss ihn lieben, weil mit ihm mein Leben
Zum Leben ward, wie ich es nie gekannt.
Erst sagt ich mir : Entferne dich von ihm!
Ich wich und wich und kam nur immer näher,
So lieblich angelockt..." (aus Goethe: Torquato Tasso)


Empfehlenswert!
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