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Rezensionen:Jackie (Gebundene Ausgabe)

Jackie Kennedy und Marilyn Monroe gehören der gleichen Generation an. Beide waren schön und intelligent, beide waren Medienstars, beide wurden seitens der Männerwelt als begehrte Trophäen gehandelt, beiden wurde deshalb übel nachgeredet. Neid und Missgunst folgte ihnen auf Schritt und Tritt.

Die Rezension zu Marilyn habe ich dieser Tage geschrieben. Hier nun das Pendant dazu: "Jackie": Auch dieses Buch umfasst sechs Kapitel, in denen die Autorinnen Catherine Wilson und Naomi West das Leben dieser überaus gebildeten Amerikanerin ausloten. 200 Fotos und 100 Zitate illustrieren die erhellende Texte. Sie verdeutlichen unmissverständlich, dass man auch dieser Frau in Presseberichten viel Unrecht antat.

Am 28. Juli 1929 wurde sie geboren. Sie war also unter dem Sternzeichen des Löwen geboren. Der Löwe - Frau sagt man nach, dass sie den Raum mit ihrem Dasein und ihrer Aura erfüllt. Sie ist die Diva unter den Sternzeichen. Wenn sie den Raum betritt strahlt ihre Anziehungskraft. Aber sie verlangt auch einiges. Sie möchte bewundert werden, benötigt viel Luxus, vor allem schöne Kleidung und wertvollen Schmuck. Der Mann ihrer Träume sollte neben einem gepolsterten Bankkonto auch viel Verständnis und Zurückhaltung zeigen. Denn die Löwe-Frau will natürlich im Mittelpunkt stehen. Sie hat aber auch ein großes Herz und weiß zu verführen. Der Mann an ihrer Seite bekommt viel Leidenschaft und Herzenswärme und auch eine äußerst attraktive Dame.

Die hier beschriebene Aura besaß Jackie eindeutig. Alle im Buch abgelichteten Bilder dokumentieren dies. Den Männern an ihrer Seite gab sie tatsächlich alles, gleichwohl war es- sieht man von ihrer letzten Liebe Maurice Tempelmann ab - ein schlechter Deal, denn Kennedy, aber auch Onassis betrogen sie nach Strich und Faden. Beide Männer waren ebenso passionierte Casanovas wie ihr Vater John Vernou Bouvier, genannt Black Jack, ein Börsenmakler französischer Abstammung. Ob Jackie im Mittelpunkt stehen wollte, weiß nur sie allein, dass sie zu ihrer Zeit im Mittelpunkt der Gesellschaft stand, steht außer Frage. Sie stand dort aber nicht wegen ihrer Männer. Jackie wirkte aus sich heraus.

Arthur Schlesinger konstatierte, dass sich hinter ihren Umgangsformen ein ungeheures Feingefühl, ein Auge dem nichts entging, ein schonungsloses Urteil und ein eiserner Wille verbarg. Jacki besuchte als Kind und Jugendliche die besten Privatschulen, studierte anschließend Literatur als auch Kunst u.a. ein Jahr an der Sorbonne und machte in Washington Examen. Beim "Vogue" - Schreibwettbewerb gewann sie 1951 den "Prix de Paris", nachdem sie 1280 Mitbewerber hinter sich gelassen hatte.

Im gleichen Jahr lernte sie John F. (genannt Jack) Kennedy kennen. Ab 1952 arbeitete Jackie als Journalistin bei der "Washington Times". Jetzt wurde die Beziehung zwischen Jack Kennedy und ihr ernster. Im September des folgenden Jahres heirateten die beiden. Man liest über die Schwierigkeiten, die sie hatte, sich dem Kennedyclan anzunähern. Im Unterschied zu allen anderen, die in den Clan einheirateten, wollte Jackie sich nicht unterordnen und anpassen. Ihr Ziel war es ihre Identität zu wahren. Wie sich zeigen sollte gelang ihr dies auch.

Jackie half Kennedy damals im Senatsbüro, indem sie seine Unterlagen las und redigierte. Im Hause Kennedy sorgte sie dafür, dass ein kultivierter französisch angehauchter Lebensstil Einzug fand. 1961- mittlerweile war sie Mutter zweier Kinder - wurde sie die First Lady im Weißen Haus. Ihre Macht nutzte sie von nun an die Bedeutung der schönen Künste in Amerika zu stärken. Das Weiße Haus bezeichnete sie "als eine künstliche Umgebung. Es ist eine Schlangengrube. Wenn ich nicht aufpasse, werde ich verrückt."

Die emotionale Gesundheit Jackies wurde auf harte Proben gestellt. Die berühmteste Geliebte ihres Gatten nämlich war Marilyn Monroe, zahllose andere Schönheiten - im Buch werden einige genannt, teilten im Laufe ihrer Ehe mit diesem Casanova das Bett. Jackie ließ ihn gewähren. Interessant sind die vielen Fotos, die sie an der Seite namhafter Persönlichkeiten ihrer Zeit zeigen. Auf keinem einzigen Bild sind Spuren in ihrem Antlitz, die die Demütigungen, die ihr Mann ihr zugefügt hat, erahnen lassen. Obschon sich Jackie immer stärker aus den Weißen Haus zurückzog, begleitete sie ihren Gatten 1963 nochmals auf eine Wahlkampfreise, wo er einem Attentat zum Opfer fiel.

Gezeigt werden natürlich auch die Bilder von der Ermordung John F. Kennedys und es wird Jackies Haltung zu den Geschehnisse thematisiert. Wenige Monate nach Kennedys Tod erklärt sie: "Jetzt gibt es für mich nur eine Sache im Leben zu tun- meine Kinder zu schützen. Sie sollen aufwachsen, ohne an die Ermordung ihres Vaters zurückzudenken. Sie sollen zu gebildeten Menschen heranwachsen, vorbereitet auf ein Leben voller Bedeutung. Und so möchte ich auch mein Leben leben."

Der politischen Atmosphäre Washingtons entronnen, tauchte sie nun in die Kunstszene New Yorks ein und man sah sie oft im Theater und im Ballett. Natürlich bemühten sich alsbald eine Heerschar Verehrer um diese bemerkenswerte Frau. Der Dichter Robert Lowell und Philip Roth gehörten auch dazu. In dieser Zeit erklärt sie: "Eines verspreche ich Ihnen: Ich lasse mich nicht zu einer kleinen, alten Witwe machen wie Mrs. Wilson nach Präsident Wilsons Tod. Dazu wird man mich niemals missbrauchen... Ich werde nicht umhergehen und Gedenktafeln einweihen. Ich will keinen Orden für Jack. Ich will nicht von den Leuten angestarrt werden."

Sie ging ihren Weg, verstand sich am besten mit Bobby Kennedy- möglicherweise hatte sie eine Affäre mit ihm. Nach dessen Ermordung heiratete sie schließlich Ende 1968 den griechischen Reeder Onassis. Diese Ehe soll anfänglich voller körperlicher Leidenschaft gewesen sein. Vier Jahre später sprachen die beiden kaum noch miteinander. Zwischen ihnen gab es kein freundschaftliches Band. Es gab nur schlimmste Streitereien. Er tobte und sie schrie ihn an. Seine Liaison mit der Opernsängerin Callas gab er während der Ehe mit Jackie nicht auf. All diese Demütigungen ertrug sie, ohne daran zu zerbrechen. Sie überlebte auch diesen Mann und ging nach seinem Tod den Weg, der sie zu sich selbst führte.

Sie entschloss sich 1973 erneut zur Berufstätigkeit und arbeitete bis 1994 als Lektorin in dem New Yorker Verlag Doubleday. Diese Arbeit brachte ihr große Erfüllung.

In jenen Jahren lernte sie Maurice Tempelmann kennen, der wohl die große Liebe ihres Lebens wurde. Beide befanden sich auf dem gleichen intellektuellen Niveau und teilten die gleiche Liebe zu Kunst. Einer ihrer Freunde umschrieb dies Verbindung wie folgt: "Diese Beziehung hatte etwas Eigenartiges, weil sie nicht irdisch oder weltlich war. Alles war irgendwie hoch kultiviert" und eine Freundin hielt fest "Sie gingen wirklich liebevoll miteinander um. Wenn sie sich anblickten, sah man, dass sie schrecklich verliebt waren. Doch in dieser Liebe lag auch große Gelassenheit."

Jackie starb am 23.Mai 1994. Maurice Tempelmann war bis zum Schluss ihr adäquater Begleiter, mit dem sie ihr Leben in einer Weise teilen konnte, wie es mit den vorhergehenden Männern nicht möglich war. Jackie und Maurice verband die Liebe zur Kunst sowie zur Intellektualität und es verband sie ein großes Vertrauen zueinander.

Ein gelungenes Buch über einen wirklich interessante Frau.

Rezension : Der Witz der Eva Heller

Autor dieses Buches ist Professor Dieter Prokop. Er ist der Ehemann des 2008 verstorbenen Multitalents Eva Heller. Den biografischen Text begreife ich als posthume Liebeserklärung des Soziologen an seine Frau.

Viele weibliche Leser werden Hellers 1987 herausgebenen Roman "Beim nächsten Mann wird alles anders" kennen. Dass die Schriftstellerin zugleich auch Cartoonistin, Autorin von Büchern über die Wirkung von Werbung, Farbenforscherin und Farbentheoretikerin war und zudem Kinderbücher schrieb, wird nicht jedem bekannt sein.

Eva Heller, Jahrgang 1948, war eine schöne, stets modisch gekleidete, hochintelligente, kreative, sehr kommunikative Frau, die ich stets als ultrasympathisch wahrgenommen habe. Prof. Prokop thematisiert den beruflichen Hintergrund der staatlich geprüften Werbewirtin und promovierten Diplom-Soziologin und fügt in einem der spannend zu lesenden Kapitel über seine intellektuelle Ehefrau den von ihr beantworteten Fragebogen des FAZ-Magazins von 1997 bei, den ich sehr aufschlussreich finde. Hier zeigt sie nicht nur, dass Heller hochintelligent und gebildet war, sondern auch über ein ordentliches Maß an Witz verfügte.

Die Kommunikation in Kneipen soll sie sehr geliebt haben und sie soll ein besonders empfindsamer Mensch gewesen sein. Der freie Wille war ihr immer wichtig. Der Kern ihres Denkens bestand in der Vorstellung, dass man sich mit denen verbinden und verbünden muss, die einem den freien Willen nicht absprechen wollen. Wie Recht sie doch hatte.

Mit Freude las ich, dass sie einen Druck von Dürers "Melancolia" und eine Reproduktion eines Gemäldes, auf dem die Pompadour dargestellt ist, in ihrer Wohnung beherbergte. Diese beiden Bilder finde ich bezeichnet. Sie sagen viel über Eva Heller aus, über ihren Blickwinkel, den sie auf sich und andere Frauen hatte. Wer die Pompadour mag, hatte keine Probleme damit, schön und intelligent zugleich zu sein und dies auch ungehemmt Dritten zu zeigen.

Interessant finde ich Eva Hellers Neigung, sich Bilder zu kaufen und auf diese Bilder etwas eigenes hinzuzufügen, nicht um zu verbessern, sondern um Tuchfühlung zu dem jeweiligen Maler aufzunehmen, mit diesem gewissermaßen auf gleicher Augenhöhe zu kommunizieren.

Eva Heller kam übrigens aus dem gehobenen Bildungsbürgertum. Der Großvater war bereits Professor, der Vater Jurist und sie, wie oben bereits erwähnt, ein Multitalent. Ich staune, womit allem sie sich beschäftigt hat und wie schön sie nicht nur in ihrer Jugend aussah. Sie war eine fröhlich in die Welt blickende Frau mit sehr ausdrucksstarken Augen. Ich kann Prof. Prokop sehr gut begreifen, dass er durch dieses Buch ihr noch immer nahe sein möchte.

Doch ich will nicht zuviel verraten. Bitte lesen Sie selbst.
Empfehlenswert.
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Rezension: Rosa Luxemburg. Im Lebensrausch, trotz alledem: Eine Biographie (Taschenbuch)

Dieses Buch ist dieses Buch kein intellektueller Spaziergang. Stattdessen ist es eine außerordentlich komplex angelegte, exzellent geschriebene Biographie, die vom Leser allerdings hohe Aufmerksamkeit abfordert. Wenn man diese bereit ist aufzubringen, wird man hocherfreut sein von einer Biographin wie Dr. Annelie Laschitza auf hohen Niveau "unterhalten" zu werden. 1971 wurde die Autorin übrigens zur Professorin berufen und war Beraterin des Luxemburg-Films der Margarete von Trotta.

Die Biographie untergliedert sie in die Kapitel: Herkunft (1871- 1888), Aufbruch (1889-1897), Entscheidung (1898-1899), Herausforderung (1900- 1904), Entfaltung (1905-1909), Empörung (1910-1913), Verteidigung (1914), Auflehnung (1915-1918) und Erhebung (November 1918- Januar 1919). Der Anhang enthält Siglen, ein umfangreiches Literaturverzeichnis, Anmerkungen, den Bildnachweis und ein Personenregister.

Die deutsche Revolutionärin Rosa Luxemburg (1871-1919) wurde in der Nähe von Lublin geboren und entstammt einer wohlhabenden jüdischen Kaufmannfamilie. Während ihres hervorragend absolvierten Studiums in Warschau nimmt sie Kontakte mit der "Sozialistischen Revolutionären Arbeiterpartei" auf. Bald werden ihre Aktivitäten der Polizei verdächtig. 1889 wählt sie das Exil. Sie geht nach Zürich, dem Treffpunkt der emigrierten russischen und polnischen Revolutionäre. An der Universität studiert sie Nationalökonomie und verteidigt 1898 eine These über "Die industrielle Entwicklung Polens".

Inzwischen hat sie ihre politischen Aktivitäten weiterentwickelt. Sie hat aufmerksam Marx studiert und gründet 1893 mit Leo Jogiches die "Sozialdemokratische Partei des polnischen Königreiches", die sich von der sozialistischen Partei Polens wegen deren zu nationalistischen Gesinnung trennt. Für diese ist sie ein "hysterisches Weibsbild". Im Jahre 1897 kommt sie, nach einem kurzen Aufenthalt in Frankreich, nach Deutschland. Um die deutsche Staatsbürgerschaft zu erhalten geht sie mit Gustav Lübeck, dem Sohn eines Zürcher Professors, eine Scheinehe ein.

In Berlin nimmt sie entschlossen am politischen Kampf teil, verbündet sich mit den Führern der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands Kautsky und Mehring und wird bald zu einem Anführer des linken Parteilflügels. 1905 kehrt sie nach Polen zurück, um dort an der Vorbereitung zur Revolution teilzunehmen. Als der Aufstand niedergeschlagen wird, wird sie in Warschau inhaftiert und 1906 nach Deutschland ausgewiesen. Aus dieser Erfahrung schreibt sie ihr Buch "Massenstreik, Partei und Gewerkschaften", in dem sie sich bemüht, aus dem Scheitern des Aufstandes eine Lehre zu ziehen. An der Berliner Parteischule (der Sozialistischen Partei) lehrt sie Nationalökonomie und schreibt die beiden Werke "Die Akkumulation des Kapitals" (1912) und "Einführung in die Nationalökonomie".

Im Laufe des Sommers 1914 kämpft sie aus ganzer Kraft mit Karl Liebknecht und Franz Mehring gegen den Krieg. Als sich die Sozialisten um Kautsky mit der kaiserlichen Regierung durch ein Wahlabkommen aussöhnen, bricht sie endgültig mit dieses "Patrioten" und verschont Kautsky nicht mit Spott. In Gedanken an den aufständischen Sklavenführer des Alten Rom gründet sie zusammen mit Karl Liebknecht, Franz Mehring und Clara Zetkin den "Spartakusbund" .

Im Frühjahr 1915 bringt diese Gruppe die Zeitschrift "Die Internationale" heraus, in der die Haltung Kautskys heftig gebrandmarkt wird. Sie schreibt: "Die wirksame Garantie für den Frieden, das tatsächliche Bollwerk gegen den Krieg, steckt weder in frommen Wünschen, noch in utopischen Forderungen.... sondern ganz allein in dem festen Wunsch des Proletariats, seiner Klassenpolitik treu zu bleiben."

Nach einer Verurteilung im Frühjahr 1914 befindet sich Rosa Luxemburg erneut im Gefängnis. Sie schreibt die mit "Junius" unterzeichnete Schrift, in der sie "die Krise der Sozialdemokratie" untersucht. 1915 muss sie die ausgesetzte Gefängnisstrafe antreten. Als sie im Februar 1916 entlassen wird, nimmt sie ihre Aktivitäten mit Liebknecht an der Spitze des Spartakusbundes wieder auf und organisiert die große Mai-Demonstration 1916 auf dem Potsdamer Platz in Berlin.

Liebknecht wird festgenommen. Rosa Luxemburg verteilt jedoch die berühmten Spartakus-Flugblätter. Am 10. Juli 1916 wird sie unter polizeilichen Schutz genommen. Sie kommt vom Berliner Gefängnis an die Festung von Wronke nach Posen und schließlich ins Gefängnis Breslau, wo sie bis zum 9.11.1918 inhaftiert bleibt. Durch die Revolution befreit, schließt sie sich unverzüglich Liebknecht in Berlin an, um mit ihm in den Räumen des "Berliner Lokalanzeiger", dessen sie sich bemächtigt haben "Die rote Fahne" herauszugeben. Dort proklamiert sie "Die Diktatur des Proletariats ist Demokratie im sozialistischen Sinn."

In Berlin erreicht der revolutionäre und konterrevolutionäre Wirrwarr seinen Höhepunkt. Am 6.4.1918 misslingt der Militärputsch. Die Spartakisten sind stark und erhalten von dem neuen Polizeipräfekten Eichhorn Unterstützung. Das von ihnen geforderte revolutionäre Programm wirkt sich jedoch zugunsten ihrer gemäßigten Gegner aus.

Darin wird alle Macht für die Soldaten- und Arbeiterräte gefordert. Diese versammeln sich am 14.Dezember 1918, fügen den Spartakisten eine Niederlage zu und beschließen sich bis zu den regulären Wahlen zu vertagen, die für den 19.1.1919 vorgesehen sind. Das bedeutet den endgültigen Bruch mit den Sozialdemokraten. Am 30.12. wird auf einem Kongress der Spartakisten die Gründung der Kommunistischen Partei Deutschlands beschlossen, die an den Wahlen nicht teilnimmt. Die Absetzung des Präfekten Eichhorn am 4. Januar durch die Regierung Ebert- Noske gibt das Signal für den Spartakusaufstand in Berlin.

Rosa Luxemburg hält ihn für verfrüht und versucht vergeblich ihre Freunde davon abzuhalten. Mit Liebknecht, Lebedour und Scholze wird am 5.1. ein revolutionäres Komitee gegründet, das Gebäude der sozialistischen Zeitung "Vorwärts" besetzt. Die von Noske formierten Truppen aus dem Berliner Bereich rücken ein. Schon am 10.1. ist der größte Teil der Hauptstadt wieder eingenommen. Am 11.1. sind die Büroräume des "Vorwärts" besetzt und die Spartakisten-Führer auf der Flucht. Liebknecht, Pieck und Rosa Luxemburg flüchten nach Wilmersdorf. Für jeden der drei wird ein Kopfgeld von 100 000 Mark ausgesetzt. Im Laufe des Abends des 15. Januar wird sie in Wilmersdorf gefangengenommen und zum Hotel Eden gebracht.

Liebknecht wird kurz darauf mit Kolbenhieben niedergeschlagen und erschossen. Einige Minuten später wird Rosa Luxemburg auf gleich Weise ermordet. Ihre Leiche wird im Landwehrkanal versenkt. Erst im Mai 1919 wird sie gefunden.
Wie Laschitza festhält, galten die letzten gedruckten Worte der deutschen Revolutionären der Revolution. "Ich war, ich bin, ich werde sein."

Eine faktenreiche Biographie, die ein schwieriges Zeitalter aber hauptsächlich das Leben und Wirken einer tapferen Frau in einer problematischen Männergesellschaft sehr differenziert auslotet.


Rezension: Des Kaisers Frauen (Gebundene Ausgabe)

Karl V. herrschte über ein nicht unbeachtliches Reich. Österreichischer Erbfolger war er durch seinen Großvater Maximilian I. Seine Großmütter, Maria von Burgund und Isabella von Spanien hinterließen ihm den Anspruch auf Burgund, Spanien, die spanischen Kolonien (einschließlich der überseeischen) und auf Neapel-Sizilien. Hinzu kam, dass er schließlich, mit Jakob Fuggers nicht unbeträchtlicher finanzieller Hilfe, zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gewählt wurde.
In einer Zeit, in der technische Kommunikationsmittel noch ferne Zukunftmusik waren, hieß ein solches Reich zu regieren und zu festigen für einen Herrscher selbstverständlich fortwährend zu reisen. Denn nur durch persönliche Präsenz war es, wenn überhaupt, möglich, etwas zu unternehmen gegen die Separationsbestrebungen einzelner Regionen, aufgrund der sich zu diesem Zeitpunkt überall dramatisch ausbreitenden Reformationsbewegung.


Rosine de Dijn nimmt den Leser mit auf die Reisen Karls V. und man begreift sehr bald, wie aufreibend das ewig beschwerliche Hin und Her für diesen Menschen gewesen sein muss. Die Autorin beobachtet den Kaiser von dessen Kindheit an und zeigt welchen Einfluss Frauen auf sein Leben und sein politisches Wirken genommen haben. Eine Vielzahl starker, gebildeter Damen, so erfahren wir, stützten Karl V. seit seiner Jugend. So war es seine intellektuelle und dabei durchaus machtbewusste Tante Margarete von Österreich, die seine Erziehung und zudem die Funktion des Statthalters der Niederlande für ihn übernahm. In dieses Amt folgte ihr später seine Schwester Maria von Ungarn. Die Autorin schreibt sehr anschaulich und detailliert von diesen und sechs weiteren weiblichen Personen, die einen nicht unwesentlichen, aber leider höchst konträren Beitrag dazu geleistet haben, Karl zu dem zu machen, was er war: stark und schwach zugleich!


So war möglicherweise der depressive Einfluss der beiden, ihm emotional am nächsten stehenden Menschen,- seine Mutter Johanna, die Wahnsinnige und seine Gemahlin Isabella von Portugal-, die eigentliche Ursache dafür, sein großes Anliegen "die innere Einigung des Reiches" vorzeitig aufzugeben und sich stattdessen müde und ausgelaugt, sowie von Gicht geplagt in die Estremadura zurückzuziehen. Rosine de Dijn hat ein interessantes, reich bebildertes Buch vorgelegt, dessen Kauf unbedingt zu empfehlen ist.