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Rezension: Matteo Thun Stories-Texte von Sherin Kneifl- Callwey


Auf der Rückseite dieses spannend zu lesenden Werks macht folgende Aussage von Matteo Thun neugierig auf das Buch: "Ich will keine Architekturbibel schreiben. Ich möchte Geschichten erzählen, was mich und meine Arbeit ausmacht."

Es sind übrigens 72 Geschichten, in denen der Südtiroler über seine Architektur, sein Design, seine Werte und Wahrheiten spricht. 

Thun leitet ein Architektur- und Designbüro, wo er sich als eine der einflussreichsten Stimmen und Talente seiner Generation (geb. 1952) etablieren konnte. Den kurzweiligen Texten von Sherin Kneifl, die im Plauderton daherkommen, sind private Fotos, Illustrationen und anderes Bildmaterial beigegeben. Hier liest man eingangs sogleich von dem sogenannten "Bozner Engel", der den Eltern Matteo Thuns zu Beginn der 1950er Jahre finanzielle Sicherheit brachte. 

Dass die Familie adelig ist, bedeutete keineswegs, dass sie die Füße hochlegen konnte. Gute Ideen und viel Fleiß führten dazu, dass seine Eltern und später auch er sich in der Branche einen Namen machten.

Seine Doktorarbeit hatte "Summa cum Laude" zum Ergebnis. Diesem Erfolg gesellten sich im Laufe seines Lebens eine Vielzahl weiterer hinzu, wobei der Zufall auch eine Rolle spielte, z.B. als er 1979 den Designer Ettore Sottas zufällig traf, dem er seinen ersten Auftrag für die Designfabrik Alessi verdankte und hier verschiedene Produkte zu entwerfen, die zu Ikonen wurden. In diesem Zusammenhang lernte Thun übrigens Ideenskizzen anzufertigen. 

Auf den Seiten 50/51 kann man seine Rara Avis Collection, Memphis 1981 bestaunen und liest dazu vorab Wissenswertes, auch, dass sie wenig später von renommierten Museen angekauft und als Modernariat ausgestellt wurde. 

Neben den beruflichen Highlights lernt man immer auch die Sportbegeisterung des Überfliegers kennen, der sich vieles zutraute und getraute in seinem bisherigen Leben. So erzählt er auch von seiner Zeit an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien, 1983-2000, von seinen Begegnungen mit Karl Lagerfeld und mit Keith Haring, liest von bemerkenswerten Auftraggebern aber auch von den Objekten, die er für diese schuf, so etwa für Campari und hier von einem speziellen Shaker, der genauer beschrieben wird und den man auf einem Foto näher studieren kann.

Interessant auch finde ich die von Thun kreierte Espresso-Tasse für die Firma Illy, wovon es zwischenzeitlich 500 verschiedene Editionen gibt, Sammlerstücke aber auch das Synonym für den Brand. 

Weitere Erfolge machen Staunen und nachdenklich der Satz des Designers, der da lautet:"Man sieht wie aus Zufällen und dem Irrationalen etwas Großartiges entstehen kann."Fortune ist stets ein guter Anfang, was folgt, ist harte Arbeit und Können, wenn das Ergebnis Erfolg heißen soll.

Doch lesen Sie bitte selbst und staunen, was einen begabten und vielseitig kreativen Menschen ausmacht, so etwa auch die Tatsache, seit 2004 sich in Mailand primär zu Fuß oder per Klapprad zu bewegen wie 90% seiner Mitarbeiter dort und den Autos ade gesagt zu haben. 

Viel Bewegung, bewegt eben auch das kreative Hirn. Die Zeichen der Zeit zu erkennen, setzt ein aufgewecktes Hirn und einen klugen Verstand voraus.  

Matteo Thun hat seine Frau Susanne vor 42 Jahren kennengelernt. Abgebildet ist das Paar auf einem Foto mit ihren Mailänder Fahrrädern. Sehr aussagekräftig für die geistige Haltung, die mehr als nur sympathisch rüberkommt.

Maximal empfehlenswert 

Helga König

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