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Rezensionen:Luise Rinser: Ein Leben in Widersprüchen (Gebundene Ausgabe)

Jose Sanchez de Murillo hat eine bemerkenswerte Biographie über die deutsche Schriftstellerin Luise Rinser (1910- 2002) geschrieben. Die Lebensbeschreibung untergliedert er in fünf Kapitel. Diese lauten:
-Kindheit und Jugend in den Zeiten des Umbruchs. 1910-10029

-Im Chaos der Nazizeit. 1930-1945

-Literarischer Durchbruch im zerstörten Deutschland. 1945-1948

-Die Pein der Heimatlosigkeit. 1959-1995

-Rückzug ins Schweigen. 1995-2002

Rinser spielte über ein halbes Jahrhundert als Integrationsfigur und moralische Instanz eine wichtige Rolle in der deutschen Gesellschaft, lässt uns der Autor dieses Buches wissen und begründet diese Aussage durch seine Biographie auch glaubhaft. Zudem macht er neugierig auf die Werke dieser Autorin, die für Menschen meiner Generation in den 1970ern und 1980ern geradezu ein Lesemuss waren.

Die einzelnen Stationen ihres Lebens werden detailliert beschrieben, müßig sie hier nachzuerzählen. Wichtig erscheint mir an dieser Stelle Ihre Verhaftung im Oktober 1944 seitens der Nazis zu erwähnen. Sie wurde aufgrund so genannter "Wehrkraftzersetzung" denunziert und schildert ihre Eindrücke in ihrem "Gefängnistagebuch" von 1946. Meines Erachtens ist diese Zeit das Schlüsselerlebnis für ihr weiteres Leben, Schreiben und politisches Engagement.

Man liest von ihren Kontakten zu anderen Schriftstellern wie Hermann Hesse und Ernst Jünger, ihren Ehen, ihren Kindern und ihren Freundschaften, so nicht zuletzt mit dem Philosophen Jose Sanches de Murillo, dem Autor der Biographie, der aufgrund seiner Nähe zu dieser Schriftstellerin viel Erhellendes den Lesern offenbart, dass die Widersprüche im Leben Rinsers begreifbar macht.

Der Autor geht auf viele ihrer Werke ein, auch auf ihr politisches und humanitäres Engagement bis zu ihrem Lebensende und ihre Auseinandersetzung mit religiösen Fragen, aber auch die widersprüchlichen Seiten Rinsers bleiben nicht ausgespart, wie ich bereits erwähnte. Doch lesen Sie bitte selbst und bilden sich auf diese Weise eine Meinung, besonders wie man ihre Haltung während der NS-Zeit vor ihrer Inhaftierung zu werten hat. Diesbezüglich möchte ich nicht vorweggreifen.

Empfehlenswert.

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Rezension: Papierküsse: Briefe eines jüdischen Vaters aus der Haft 1942/43 (Gebundene Ausgabe)

 Dieses Buch enthält 24 Briefe und zwei Postkarten sowie die Biografie des ungarischen Architekten jüdischer Herkunft, Pali Meller (18.6.1902- 31.3.1943). Die Briefe schrieb Meller aus seiner dreizehn Monate andauernden Gefangenschaft im Zuchthaus Brandenburg-Görden. Dort hatten ihn die Nazis wegen eines gefälschten Herkunftsnachweises und wegen sogenannter "Rassenschande" inhaftiert. Insgesamt wurden mehr als 2000 jüdische und nichtjüdische Männer wegen sogenannter "Rassenschande" verurteilt. Das Strafmaß betrug zumeist zwischen einem Jahr Gefängnis und acht Jahren Zuchthaus. Dabei wurden jüdische wurden härter als deutsche Delinquenten bestraft. In einigen Fällen wurde auch eine Höchststrafe von bis zu 15 Jahren, Entmannung und sogar die Todesstrafe verhängt, (vgl.: S. 121).


Der hochgebildete, sehr liebevolle Vater zweier Kinder, des 11 jährigen Sohnes Paul und der 7 jährigen Tochter Barbara, die aus der Ehe mit seiner früh verstorbenen holländischen Ehefrau Petronella stammten, die katholisch war, wie auch die beiden Kinder, war von bürgerlicher Herkunft. Sein Vater war übrigens Zahnarzt.


Pali studierte in Wien, Stuttgart, Karlsruhe und Rom und wurde ein angesehener Architekt, der vor seiner Verhaftung bei Otto Barning in Berlin tätig war. Dorothea Zwirner berichtet in ihrer 29 Seiten umfassenden biographischen Skizze sehr einfühlsam vom große Bemühen dieses Vaters seine Kinder vor den Nazis zu schützen, indem er verheimlichte, dass er jüdischer Herkunft war. Schlussendlich wurde er, wie so viele Juden in Deutschland in jenen schlimmen Zeiten, denunziert und geriet in die Justizmühle des braunen Packs. Seine Haushälterin Franziska Schmitt nahm sich der Kinder an, währenddessen Pali aus der Haft heraus nur noch brieflich mit Paul und Barbara kommunizieren konnte.


In diesen Briefen offenbart er sich als liebevoller Vater, der mit viel Wärme und aufmunternden Worte seinen beiden Kindern Zuspruch schenkt. Beim Lesen und Schreiben motiviert er Paul und Babara subtil stets besser zu werden. Er tadelt sie an keiner Stelle, ermahnt sie nur ab und an leise, beispielsweise im Hinblick auf die korrekte Schreibweise von Worten etc., verpackt solche Mahnung aber stets mit Lob. Dieser überaus nachdenkliche Vater, der selbst in seinen dunkelsten Stunden sein positives Wesen nicht verliert, transportiert in den Briefen an seinen Kindern unendlich viel Liebe und Zuversicht. Diese Briefe berühren das Herz eines jeden Lesers.


Pali Meller zählt zu den rund 20 000 Justizgefangenen, die durch Mangelernährung, Vernachlässigung und Zwangsarbeit in der Nazizeit ums Leben gekommen sind. Er starb an Lungentuberkulose in der Haftanstalt Brandenburg-Görden im Alter von 41 Jahren. Ein Opfer der Nazis, denen das Wort Toleranz fremd war.


Liest man die Briefe dieses Mannes an seine Kinder, macht sich Empörung breit und man möchte laut aufschreien bei dem Gedanken an das, wozu die größenwahnsinnigen Nazis imstande waren.

Es ist wichtig immer wieder an die Menschenrechte und an Toleranz zu erinnern und Terror, wo auch immer er auf dieser Welt sich gerade zuzammenbraut, den Boden zu entziehen. Es ist wichtig sich mit dem Begriff Verantwortung jeden Tag erneut auseinanderzusetzen. Pali Meller besaß viel Verantwortung. Ihm und seiner Familie wurde großes Unrecht angetan.

Sehr empfehlenswert. Sollte zur Pflichtlektüre in Schulen werden.

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