Vorrangig befasst sich der Autor allerdings mit der Entwicklung von Einsteins naturwissenschaftlichem Genie. Frühe Förderung erhielt der junge Albert in seinem Elternhaus. Sein Vater besaß in München eine Firma, die sich mit Elektrizität beschäftigte und Beleuchtungsanlagen vertrieb. In dieser Firma hatte der mathematisch Hochbegabte Gelegenheit sich bereits im Kindesalter praktisch mit dem auseinanderzusetzen, was er , als Lesenarr, zuvor in der Bibliothek der Familie theoretisch an naturwissenschaftlichen Kenntnissen in sich aufgesogen hatte. Im Laufe einer zehnjährigen Lernphase hinterfragte er den Zeitbegriff nicht nur physikalisch, sondern auch philosophisch und so gelangte der spätere Professor schließlich zu seiner berühmten Formel " Energie ist gleich Masse mal Lichtgeschwindigkeit zum Quadrat." Über Einsteins Relativitätstheorie und dessen Quantentheorie, wie auch über seine Bemühungen eine " Weltformel " zu finden, schreibt Neffe ausführlich und durchaus transparent genug, damit selbst der Laie noch eine Idee von dem erhält, worum es dem Genie bei seinen gedanklichen Höhenflügen gegangen ist.
Über Einsteins Freunde, vor allem Michele Besso und von seinen Feinden ist die Rede. Der Nobelpreisträger kannte viele und nicht wenige drängten sich in seinen Dunstkreis. Man erfährt, dass Heinrich Mann und nicht Thomas sein Lieblingsautor war, er die Kompositionen Mozarts musikalisch am meisten schätzte und sich von Liebermann und nicht von Chagall portätieren ließ. Entschieden lehnte Einstein die These einer Spiegelung seiner Relativitätstheorie in der damals zeitgenössischen Kunst, etwa im Kubismus Feiningers, ab. Der Hobby- Geiger und Freizeit- Segler scheint gewisse Persönlichkeitsdefizite im Umgang mit Frauen gehabt zu haben. Dokumente aus seiner Ehe mit seiner ersten Frau, der Physikerin Mileva Maric lassen keinen anderen Schluss zu. Auch seine Beziehung zu seinen Kindern war schwierig. Dem Intellektuellen scheint der gefühlsmäßige Zugang zu seinen unmittelbaren Mitmenschen ein Leben lang verschlossen geblieben zu sein.
Der nicht religiöse Jude Einstein war erklärter Zionist, setzte sich für humanistische Ideen und für demokratische Strukturen in der Gesellschaft ein. Mit Walther Rathenau hatte Einstein damals engen Kontakt. Früh schon war er, nicht zuletzt aufgrund der Erfahrungen des ersten Weltkrieges, Pazifist geworden. Distanzierte sich jedoch , nachdem er später vom Holocaust erfuhr, vorübergehend von seinen pazifistischen Grundeinstellungen und plädierte sogar für den Einsatz der Atombombe, um dem Spuk ein Ende zu bereiten. Bereits 1945 allerdings kehrte er zu seiner vormaligen Friedensbewegtheit zurück, und begründete die bedeutendste Friedensinitiative der 50er Jahre mittels des Russell- Einstein- Manifestes.
Vor 1933 war Albert Einstein in Berlin am ehrwürdigen Max- Planck- Institut tätig. Zu diesem Zeitpunkt war er weltweit schon eine Berühmtheit. Das hinderte die Nazis - solche gab es auch unter seinen hochkarätigen Kollegen- nicht daran, massiv gegen die Geistesgröße vorzugehen. Der Nobelpreisträger emigirierte 1933, gemeinsam mit seiner zweiten Frau Elsa , nach Princeton, in die USA. Er lehrte in den Folgejahren als Professor an der dortigen Universität. Auch in Amerika blieb der kluge Professor politisch aktiv, setzte sich für Minderheiten ein, für Gerechtigkeit, Frieden und Vernunft. Einstein blieb , wie man Neffes hervorragender Biographie entnehmen kann, ein Querkopf und ein Querdenker bis ans Ende seiner Tage, am 15. April 1955. Ein tolles Buch über den Menschen, der so gerne auf dem Templiner See gesegelt ist!
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