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Rezension:Grace Kelly: Hollywood Collection - Eine Hommage in Fotografien (Gebundene Ausgabe)

Dieser Bildband wartet mit einer Fülle von Schwarz-Weiß-Fotos auf, mittels derer man sich der Persönlichkeit Grace Kellys ziemlich gut nähern kann. Wer war die einstige Schaupielerin Grace Kelly und spätere Fürstin Gracia Patricia von Monaco wirklich?

Nachdem sie zunächst im Theater aufgetreten war, bemerkt Alfred Hitchcock sie in "Zwölf Uhr Mittags" (1952) an der Seite Gary Coopers in der Rolle der "Gewaltlosen". Der Meister der Spannung holt aus ihr in "Ein beinahe vollkommenes Verbrechen" (1954) und in "Das Fenster zum Hof" (1954) das beste aus ihrer Ähnlichkeit mit einem Mannequin der Haute-Couture und ihren Bostener Manieren heraus. Bei Dreharbeiten lernte sie Rainer III. , den regierenden Fürsten von Monaco kennen. Zwei Jahre später wird aus der Schauspielerin die Fürstin.....

In den Texten, die die Bilder begleiten, erfährt man so mancherlei aus dem Leben dieser schönen Frau, die ich stets - entgegen anderer Berichte - für tempramentvoll hielt und mich jetzt durch die Informationen im Buch in meinen Vermutungen bestätigt sehe. Grace Kelly war eine typische Skorpionfrau. Ein Vulkan demnach.

Der Autor Manfred Hobsch stellt die Filme der Schauspielerin inhaltlich kurz vor und zeigt Grace an der Seite namhafter männlicher Darsteller, die zumeist 20 Jahre älter als sie sind. Dabei handelt es sich um folgende Filme: "Zwölf Uhr Mittags" (mit Gary Cooper), "Magambo" (mit Clark Gable), " Bei Anruf Mord" (mit Ray Millard und Robert Cummings), "Das Fenster zum Hof" (mit James Stuart), "Das Mädchen von Lande" (mit Bing Croby), " Die Brücke von Tokio (mit William Holden), "Über den Dächern von Nizza" (mit Cary Grant), "Der Schwan" (mit Alec Guiness) und "Die Oberen Zehntausend" (mit Bing Crosby). Textlich und fotografisch wird im Anschluss daran das Leben der Fürstin von Monaco sehr gut skizziert.

Betrachtet man die Fotos, so entsteht der Eindruck, dass ihre Zeit als Schauspielerin im Grunde bloß eine Vorstufe zu dem war, was folgte. Grace war von ihrem Stil und ihrem Habitus eine geborene Märchenprinzessin, eine klassische Schönheit mit angenehm distinguiertem Verhalten. Auf den Bildern, auf denen sie mit ihren Kindern abgelichtet ist, lernt man eine besonderns liebevolle Mutter kennen, der man glaubt, wenn sie sagt "Ich lasse mich nicht durch das öffentliche Leben oder durch irgendetwas anderes aus meinem Job als Mutter drängen".



Rezension: #Andreas_Bader- Stern

Das Autorenteam Stern/Herrmann befasst sich mit dem Leben des einstigen Staatsfeindes Andreas Baader. Dabei enthalten sich die Autoren im vorliegenden Buch jeglicher subversiver Betrachtungen, sondern schildern die Fakten wertneutral. Damit hat der Text in erster Linie chronistischen Charakter. Aufgrund unzähliger Interviews, Briefe und Gerichtsprotokolle wird versucht ein Persönlichkeitsprofil Baaders zu erstellen und in diesem Zusammenhang bestimmte Facetten der 68er Bewegung zu fokussieren. Das Hauptaugenmerk legen die Autoren allerdings auf die vielschichtige Persönlichkeit Andreas Baaders, den die damalige Presse in einem geradezu Furcht erregenden Licht erscheinen ließ.

War Baader wirklich ein solch gewalttätiges, nur schnelle Autos im Kopf habendes, intellektuell unterbelichtetes, Frauen verachtendes, selbstverliebtes Ekelpaket? Der damalige BKA-Präsident Horst Herold hat sich lange mit der Person Baaders beschäftigt. Er hielt ihn für sehr intelligent und vorausschauend, für den perfekten Guerilla -Kämpfer. Historisch lasse es sich mit dem Rechtsanwalt Mirabeau,dem Vertrauten von Robespierre während der französischen Revolution vergleichen.( S. 172)

Der 1943 geborene Baader wuchs als Halbwaise auf. Sein Vater, ein promovierter Historiker, kam aus der russischen Gefangenschaft nicht mehr zurück. Man erklärte ihn nach dem Kriege für tot. Baaders Vater war nachgewiesenermaßen kein Nazi. Das Einzelkind Andreas war laut dem FAZ- Journalisten Jürgen Busche, der ihn im Stammheimer Gerichtssaal oft erlebt hatte, ein "typisches Produkt einer Frauenerziehung, gut im Beobachten und strategischen Kommunizieren, aber auch im Beschimpfen und Ausnutzen der Schwächen anderer."(S. 207) Busch resümiert , dass der Top-Terrorist kein harter Junge im landläufigen Sinne war und alles andere als ein typischer Macho und auf keinen Fall ein Killer. Dass er sich die Wimpern tuschte, bedeutete laut Busche noch nicht, dass er Dandyallüren hatte. Dazu fehlten ihm die Geduld, das Pedantische des Auftritts und die Akkuratesse, begründet hier der FAZ-Journalist. Bis es zu seiner politischen Ambitionierung kam, schien er in jeder Beziehung jahrelang desorientiert gewesen zu sein.

Baader, der in München aufwuchs, war ein renitentes Kind, das sich früh schon mit den damals autoritären Lehrern anlegt, schulische Leistungen verweigert, oft das Gymnasium (u.a. das Maximilianasgynasium) wechseln muss und schließlich ohne Abitur seinen schulischen Werdegang beendet. Sein ehemaliger Klassenleiter Hötzl diagnostizierte dennoch , dass er eine überdurchschnittliche Intelligenz besitze, fähig sei zu logischem Denken und kritischen Urteilen und seine Phantasie gut entwickelt sei.(S. 31) Was ist schief gelaufen? Wer hat hier versagt? Weshalb musste ein Mensch mit solchen Qualitäten im Alter von 34 Jahren sterben?

Der 19jährige Schönling Baader hatte Freunde in der Schwabinger Bohème (u.a. Holm von Czittritz und den Schauspieler Peter Vogel) und besuchte in München kurzfristig eine Kunstschule. Er spielte mit dem Gedanken Journalist oder Schriftsteller zu werden. Zu diszipliniertem Arbeiten fehlte ihm damals die notwendige Erkenntnis. Aufgrund von Verwicklungen in die "Schwabinger Krawalle" verlässt er München und zieht nach Berlin, wo er einen weiteren Ausbildungsversuch in einer Kunstschule startet. Er lernt 1964 die Malerin Ello Henkel-Michel und deren Gatten Manfred Henkel, ebenfalls ein Maler, kennen und bewohnt von nun an mit dem Ehepaar gemeinsam deren Wohnung. Irgendwann wird er Ellos Geliebter. Baader hält sich zu dieser Zeit in der Berliner Bohème-Szene auf und gibt vor schriftstellerisch tätig zu sein. Versorgt wird er jetzt durch die Einkünfte Ellos, die von ihm ein Kind erwartet. Baaders Tochter Suse wird 1965 geboren.

Zu diesem Zeitpunkt brodelt es schon heftig in der Studentenszene. Aufgebracht durch die Napalmangriffe der Amerikaner auf vietnamesische Kinder und immer mehr verärgert über die erneut in Amt und Würden hockenden Altnazis, kommt es zu den ersten Studentendemonstrationen. Darüber schreibt Stern. Auch bringt er die Schahdemonstration zur Sprache, als der Student Benno Ohnesorg seitens eines Zivilbeamten erschossen wird. Die Empörung über den Tod Ohnesorgs führte zu den Kampfaktionen der Studenten, in der Andreas Baader die Rolle seines Lebens fand.

Stern schreibt von der Kommune 1 und der allmählichen Politisierung Baaders, von der so genannten Kaufhausbrandstiftung in Frankfurt und dem Beginn der Übertragung von Che Guevaras Konzept der Propaganda der Schüsse auf die Metropolen in Westeuropa. Baaders Ziel war es hier eine Avantgarde-Position einzunehmen. Seine diesbezügliche Selbstinszenierung bezieht er filmischen Vorbildern, wie etwa der "Schlacht um Algier". In der Szene wird er Alain Delon genannt.

Aufgrund der Brandstiftung werden die insgesamt vier Brandstifter verhaftet. Zu diesen zählt auch seine spätere Geliebte und Weggefährtin Gudrun Ensslin. Die Häftlinge verbüßen eine ungewöhnlich hohe Haftstrafe. Dies führt dazu , dass es zu heftigen Protesten kommt und sich die Stimmung im Land immer mehr zuspitzt. Nach der Haftentlassung engagiert sich Baader für das Ende der traditionell repressiven Heimerziehung in der Bundesrepublik, in diesem Zusammenhang lernt er auch die Journalistin Ulrike Meinhof kennen, die sich ähnlich wie Ensslin und andere intellektuelle Frauen der linken Szene diesem Leitwolf mit Sex-Appeal kritiklos unterordnen.

Da erneute Inhaftierung droht, flüchten Baader und Ensslin durch halb Europa, kehren schließlich nach Berlin zurück und gründen 1970, gemeinsam mit den Rechtsanwalt Horst Maler die Rote-Armee-Fraktion. Diese definiert sich als Stadtguerilla und befasst sich zunächst mit Banküberfällen, Waffenkäufen, Einrichten illegaler Wohnungen, Beschaffung von Ausweisdokumenten. Im Mai 1972 kommt es dann zu Bombenattentaten gegen amerikanische Militäreinrichtungen und den Springer-Konzern. Noch im gleichen Monat wird Baader verhaftet. Ausführlich berichtet Jörg Hermann von den dann folgenden Geschehnissen im Gefängnis, den vielen unergiebigen Hungerstreiks, der Veränderung Baaders zu einem auf das Geistige und auf die Schriftstellerei bezogenen Menschen. Der Umzug nach Stammheim und der Besuch Jean-Paul Sartres werden ebenfalls detailliert thematisiert.

Hat es in Stammheim wirklich eine Isolationsfolter gegeben? Wie sahen die Beziehungsmuster der Häftlinge Baader, Ensslin, Raspe, Meinhof und Möller aus? War Baader auch im Gefängnis der Leitwolf? Blieb er der Strippenzieher der RAF trotz der dicken Gefängnismauern? Diesen Fragen geht Herrmann in seinen umfangreichen Ausführungen nach und berichtet spannend von den Prozesstagen, den Verteidigern, zu denen u.a. der spätere Bundesinnenminister Schilly zählte, und zitiert dabei aus den Gerichtsprotokollen.


Das Buch endet mit der Ermordung des Arbeitgeberpräsidenten Schleyer durch die RAF und die Ermordung des Lufthansakapitäns Schuhmann durch palästinensische Terroristen. Diese hatten eine vollbesetztes Flugzeug gekidnappt, um die Gefangenen von Stammheim freizupressen. Aus gleichem Grund wurde Schleyer gefangengehalten. Eine GSG-9 -Einheit befreite in Mogadischuh die Passagiere. Daraufhin haben sich die Häftlinge von Stammheim (Meinhof nahm sich schon im Vorjahr das Leben) noch in der selben Nacht selbst getötet, weil sie es offenbar nicht mehr ertragen konnten , weiterhin im Gefängnis leben zu müssen.
Dies war schon erstaunlich für den 34 jährigen Andreas Baader, dessen Persönlichkeitsprofil auf einen verstärketen Lebenswillen hinweist. Im Ausland hatte sein Tod damals Spekulationen ausgelöst. Bilden Sie sich bitte selbst ein Urteil darüber , ob die Autoren die Vermutungen und Legenden vollständig ausräumen konnten.


Könnte Schleyer noch am Leben sein, wenn man die Häftlinge rechtzeitig außer Landes verwiesen hätte? War diese Machtprobe notwendig? Hätte man die Gewalteskalation der 2. RAF- Generation verhindern können, wenn man in den 60ern bereits den Dialog mit diesen jungen Menschen gesucht hätte? Lesen Sie dieses Buch, dann werden sie sicher Antworten auf diese Fragen finden.
Empfehlenswert.

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Rezension:Coco Chanel (DVD)

Eine beeindruckende Dokumentation zum erfolgreichsten Modelabel der Welt, hinter dem sich der Name der Pariser Designerin Coco Chanel verbirgt. Die Dokumentation beeinhaltet Filmmaterial aus vielen Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts, aber auch imposante Fotos, zahlreiche Interviews, nicht zuletzt mit Coco Chanel, aber auch mit dem Chanel-Chefdesigner Karl Lagefeld, die verdeutlichen, dass der Erfolg des Hauses Chanel in der von Coco geprägten Philosophie der schlichten Eleganz zu suchen ist.

Der Film zeigt das Leben von Chanel, die aus einem einfachen Milieu stammt und dies in den späteren Jahren geschickt zu verbergen wusste, weil ihre Herkunft in der Upper-Class, mit der sie ihre Geschäfte tätigte, als Makel gesehen worden wäre. Nach dem ersten Weltkrieg erhält sie von einigen Beschützern genügend Geld, um in Deauville ein kleines Geschäft zu eröffnen.


Mit der Gesinnung eines "kaiserlichen Generals" (Maurice Sachs) beschließt sie den "Kaiser der Mode", Poiret le Magnifique zu entthronen und nach der Eroberung der alten Welt die neue zu annektieren. Ihre Geschichte ist zugleich die der Zwanziger Jahre. Wie "La Garconne" von Victor Marguerite, verkörpert sie die "Befreiung der Frau". Schleier, Korsett und Volants schafft sie ab und führt enganliegende Jerseys und das einfache "kleine Schwarze" ein.


Ihre Neigung zu Pierre Reverdy lässt ihre Fähigkeit erkennen, die subtilste Literatur zu verstehen. Ihre Liaison mit dem Herzog von Westminster beweist ihre Anpassungsfähigkeit an die vornehme Welt. Während des Krieges hat sie Gespräche begünstigt, mit denen versucht wurde, zu einem Separatfrieden zwischen den Achsenmächten und den Anglo-Amerikanern zu kommen.


Die Nachkriegszeit sieht ihre triumphale Rückkehr. "Mademoiselle", wie sie von ihren Verkäuferinnen genannt wird, entledigt sich ihres vertraulichen Spitznamens, erhält den Oscar der "Haute Couture" und kreiert ein Kostüm in sanften Farben, das als Modellkostüm bei allen Frauen Anklang findet. Dieses hübsche Kleidungsstück bietet der Zeit und den Unbilden der Witterung Trotz, überlebt seine Schöpferin und lässt unter der Bezeichnung "Petit Chanel" die Erinnerung an sie fortleben.


Chanel wusste ihre Zeit beruflich zu nutzen, indem sie den Stil der Zeit erkannte. Die Dokumentation verdeutlicht, dass diese aparte Frau, trotz ihrer vielen Affären, niemals den Blick für das Wesentliche verlor: ihre Arbeit und die Kultivierung ihrer kreativen Fähigkeiten.



Rezension: Helene Lange (Broschiert)

Helene Lange (1848- 1930) war niederdeutscher Abstammung und beherrschte bis an ihr Ende das heimatliche Plattdeutsch. Aufgewachsen ist sie im Umbruch zur technisch bestimmten hochkapitalistischen Gesellschaft, in dem sie auch die Stellung der Frau wesentlich veränderte.

Helene verlor früh ihre Mutter und stand zwischen dem Vater, einem kleinen Kaufmann und ihren beiden Brüdern in einer männlich bestimmten Familie. Erst im württembergschen Pfarrhaus nahe bei der Universitätsstadt Tübingen kam sie in Beziehung zur "Wissenschaft", zu diesem Zeitpunkt noch einer rein männlichen Domäne. Sie begann sich gegen die Benachteiligung und Unterwerfung der Frauen aufzulehnen und fragte sie: "Wie könnt Ihr Euch das nur gefallen lassen?"

Wieder zuhause wollte sie nach autodidaktischer Vorbildung ihre Lehrerinnen-Examen machen, doch dies war in Oldenburg nicht möglich. Sie verbrachte daraufhin ein Jahr im Elsass, wo sie vom Pädagogen Jean Marcé stark beeinflusst wurde. 1871 ging sie nach Berlin, um die Lehrerinnenprüfung abzulegen. Als Ziel der Mädchenerziehung sah man damals, dass "das der Mann nicht durch geistige Kurzsichtigkeit und Engherzigkeit seiner Frau an dem häuslichen Herde gelangweilt werde".

In einem entscheidenden Beitrag zur Reform des Mädchenschulwesens liegt Helene Langes große Leistung. Weil sie der Ansicht war, dass männliche Lehrer die zeitgenössischen Probleme der Frau nicht erfassen konnten, trat sie dafür ein, mehr weibliche Lehrkräfte einzusetzen und eine akademische Vorbildung der Lehrerinnen zu ermöglichen. Damals war an eine gemeinsame Schule für Mädchen und Jungs noch nicht zu denken.

Lange begründete auch die ersten "Realkurse für Frauen", die über die bisherige Mädchenbildung hinausführten. Dabei standen sogar Mathematik, Naturwissenschaften und ein Elementarunterricht in Nationalökonomie im Vordergrund. Als sich 1894 Berufs-und Sozialverbände zum "Bund deutscher Frauen" zusammenschlossen, gehörte Helene Lange dem Vorstand an. Bereits 1903 hatte sie die Zeitschrift "Die Frau" gegründet, die zum Zentrum der deutschen Frauenbewegung wurde. Daran und an ihrem "Handbuch der Frauenbewegung" wirkte übrigens auch Gertrud Bäumer mit, die später ihre Nachfolgerin wurde.

1896 machte Lange sich für das Frauenwahlrecht stark. Im März 1919 eröffnete sie dann als Altpräsidentin die erste Sitzung der Hamburger Bürgerschaft. Sie hat die Gleichwertigkeit der Frau betont, den Gedanken der Gleichartigkeit jedoch stets abgelehnt. Ein großartige Persönlichkeit mit viel Herz.




 

Rezension:Katharina II. die Große: Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten (Taschenbuch)

Reinhard Neumann Hoditz spürt diesem Büchlein akribisch dem Leben der russischen Zarin Katharina der Großen (1729- 1796) nach. Durch Bilder und Selbstzeugnisse wird die Vorstellung, um welche Person es sich bei dieser Frau handelte vervollständigt. Zwischen dem Jahr ihrer Heirat (1745) und dem ihrer Thronbesteigung (1762) geht Katharina von Anhalt-Zerbst, Tochter eines mittellosen Duodezfürsten des Hauses Anhalt, durch eine harte Lehre für den Beruf des Landesoberhaupts.

Isoliert an einem feindseligen Hof, wegen ihrer Jugend und Schönheit von Zarin Elisabeth beneidet, die sie doch als Ehefrau ihres Neffen und Thronfolgers ausgewählt hatte und von dem Gatten, einem Halbidioten, der die Gesellschaft der Hunde und Pferde der ihren vorzieht, sehr vernachlässigt, gelingt es ihr, durch ihre augenscheinliche Unterwürfigkeit alle Vorurteile zu entwaffnen, den Argwohn der Zarin zu besänftigen und ohne Beteiligung ihres Ehemannes, den erforderlichen Thronfolger, den späteren Zar Paul I. in die Welt zu setzten.


"Um die Wahrheit zu sagen", schreibt sie später hinsichtlich ihres erbärmlichen Ehemannes, "glaube ich, dass mich die Krone Russlands bedeutend mehr anzog als seine Person. Die Hoffnung auf die Krone, nicht im Himmel, sondern auf Erden, stärkte meinen Geist und meinen Mut." Man braucht sie, um die Grobheiten ihres Mannes zu ertragen, der als er schließlich der alten Zarin 1762 auf den Thron folgt, trunken von der Macht beschließt, sich seiner Frau zu entledigen. Er gibt Befehl sie zu verhaften. Katharina kommt ihm jedoch zuvor und lässt ihn mit Hilfe der Brüder Orlow festnehmen, von denen einer, der schöne Gregor, ihr Liebhaber ist. Der neue Zar Peter III , der sich durch seine Regierungsmaßnahmen beim Volk höchst unbeliebt macht, wird vom Hof und insbesondere von der Armee, die Katharina als Zarin ganz Russlands bejubelt, fallen gelassen.


In einen seiner Paläste verbannt, stirbt Peter III. zu gelegener Zeit, ohne dass der Beweis erbracht werden kann, Katharina habe seine Ermordung befohlen. So beginnt die glorreichste Regierungszeit der Romanows. Weit davon entfernt, die Despotin zu sein, die einige Historiker in ihr sehen, gibt Katharina II einen weitaus liberaleren Geist als ihre Vorgänger zu erkennen, setzt sich entschieden für Reformen ein und versteht es, den aufgebrachten Adel versöhnlich zu stimmen, ohne die Großen des Handelns zu verärgern. Auch beim Volk blieb sie beliebt. Sie war ehrgeistig in ihren Plänen, rasch in deren Ausführung, arbeitete verbissen und hatte die Augen überall. Immer war sie um die Staatspflicht besorgt. So groß ihr Reich auch war, schien es ihr dennoch weder zu groß für ihren Ehrgeiz, noch an der Grenze seiner Möglichkeiten. Um es zu vergrößern, wollte sie Konstantinopel erreichen - ein Traum aller russischen Herrscher- und besiegte zweimal die Türken, teilt dreimal Polen und nahm schließlich ihrem ehemaligen Geliebten Stanislaus II . August Poniatowski die Krone ab, die sie ihm vorher geben ließ. Ohne Gewissenbisse hinsichtlich ihrer politischen Handlungen, war sie eine lebendige, interessante und leicht zu amüsierende Person. Ihren gesunden Menschenverstand verknüpfte sie mit gefälliger Weiblichkeit. Dies scheint einer der Umstände für ihren Erfolg in Europa gewesen zu sein.


Sie verfügte über die Kunst, Menschen für sich gewinnen zu können und sicherte sich durch kleine Schmeicheleien mit mehr Erfolg als ihr Rivale Friedrich II. die Unterstützung der Künstler und Schriftsteller, die gern die Verdienste und Talente der "Semiramis des Nordens" feiern. Eher mit einem Geschmack am Bombastischen als mit einem wirklichen Kunstsinn begabt, liebte sie schöne Bauwerke ebenso wie schöne Männer und achtete nicht auf die Kosten zur Errichtung der ersten und gab im reichen Maße den zweiten, die von Orlow bis Potenkin durch ihr Talent, ihre Originalität oder ihren Luxus zu dem Glanz ihrer Regierungszeit beitrugen.


Sie behielt selbst während ihrer glühendsten Leidenschaften einen kühlen Kopf , erwies sich allerdings ihren Geliebten gegenüber auch dann noch großzügig, wenn sie aufgehört hatten zu gefallen. Inmitten eines Hofes, dessen Glanz oft sehr zerbrechlich war, hat sie als einzige einen wirklich überlegenen Geist, insofern rechtfertigt sie das Kompliment , das Voltaire ihr schrieb: "Heute kommt das Licht aus dem Norden."Monsieur, Madame. Der Briefwechsel zwischen der Zarin und dem Philosophen


Rezension:Die Erinnerung ist oft das Schönste: Fotografische Porträts von Romy Schneider (Gebundene Ausgabe

Wer war diese Frau?
Romy Schneider (23.9.1938-29.5.1982), eigentlich Rosemarie Magdalena Albach-Retty war eine österreichische Schauspielerin, die Weltruhm erlangte. Schon ihre Großmutter war eine bekannte Bühnen- und Filmschauspielerin. Sowohl ihre Mutter Magda Schneider wie auch ihr Vater Wolfgang Albach- Retty waren beliebte deutsche Filmstars. Freilich hat Romy sie alle an Rang und Ruhm übertroffen. Sie wuchs bei ihrer Mutter, die sich 1945 hatte scheiden lassen, in Berchtesgaden auf und kam dann nach Salzburg in ein Internat. Einen Schauspielunterricht hat sie niemals genossen. Ihr Debüt erlebte sie 1953 an der Seite ihrer Mutter in "Wenn der weiße Flieder blüht".
Für ihre "erste" Karriere wurde dann entscheidend "Sissi, die junge Kaiserin" (1956, dem einige Jahre später eine Fortsetzung folgte. Damit schien sie auf den Typ des unschuldigen Mädchens festgelegt, und als dieser etwas süßliche Geschmack überholt war, gelang es ihr nur schwer sich von diesem Image zu lösen. 1959 ging sie nach Paris, wo sie sich mit Alain Delon verlobte; doch die Verbindung ging alsbald auseinander.
In Paris spielte sie auch Theater "Schade, dass sie eine Dirne ist" und mit Tschechows "Möwe" ging sie auf Tournee durch Frankreich und Deutschland. 1962 verschaffte ihr der Film "Der Prozess" nach Kafka einen neuen, internationalen Durchbruch.


Orson Wells nannte sie die bedeutendste Schauspielerin überhaupt. 1966 heiratet sie den Bühnenschauspieler Harry Meyen und bringt im gleichen Jahr ihren Sohn David Christopher zur Welt. Nun riss die Kette ihrer Filme kaum ab. "Das Mädchen und der Kommissar" erhielt 1971 in Deutschland das Prädikat "besonders wertvoll". Unvergesslich ist ihre Darstellung einer deutschen Jüdin, die sich im Flüchtlingszug "Le Train", "Der Zug" vor den einrückenden deutschen Truppen zu retten versucht. Mit "Le Trio infernal" (1974) nahm sie an der Sex-Film-Welle teil.


1975 wird ihre Ehe geschieden. Ihre schauspielerische Karriere erlang mit der Verleihung des "Grand Prix international 1976" einen weiteren Höhepunkt. Filme wie "Gruppenbild mit Dame" (1977) und "Die Spaziergängerin von Sanssouci" (1981) zeigen wie sehr sich diese Schauspielerin im Laufe ihrer beruflichen Vita verändert und sich zu einer überzeugenden Charakterdarstellerin entwickelt hat. Ihre Beziehung mit Daniel Biasini, aus der ihre Tochter Sarah Magdalena hervorgeht, hält auch nur wenige Jahre. Ihr Sohn verunglückt im Alter von 14 Jahren tödlich. Diese Frau hat privat kein Glück. Ausgezeichnet mit vielen Filmpreisen stirbt sie im Alter von nur 43 Jahren von Kummer gezeichnet, viel zu früh.

Herausgeberin des Bildbandes ist Beate Kempfert. Von ihr stammt auch das Vorwort, dem ein Aufsatz mit dem Titel "Das Mädchen und der Fotograf" folgt. Im Anschluss daran werden die teilweise bis heute unveröffentlichten Aufnahmen Romy Schneiders der Fotografen Herbert List, Max Scheler, Roger Fritz, F.C. Gundlach, Will Mc Bride, Peter Brüchmann, Werner Bokelberg, Helga Kneidl und Robert Lebeck gezeigt.
Alle Fotografen werden textlich vorgestellt.

Frühe Fotos aus dem Jahre 1954 zeigen ein schüchternes, unschuldiges Mädchen, von dem man noch nicht erahnen kann, dass sich daraus eine hocherotische Frau entwickeln wird. Erst ab 1961 verändert sich Schneider optisch und entwickelt sich zu einer bildschönen, verführerischen Frau, deren Blick aber stets etwas traurig ist. 1973 dann gesellt sich ein kritischer Ausdruck hinzu. Die Farbbilder von Helga Kneidl zeigen eine anziehende , überdurchschnittlich schöne Frau. Zu diesem Zeitpunkt muss Schneider sehr glücklich gewesen sein. Das dokumentieren auch die Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus besagtem Jahr. 1976 dann sieht man sie an der Seite des umwerfend attraktiven Daniel Biasini in der Wohnung von Christiane Höllinger. Sie ist verliebt und deshalb sehr heiter. Man freut sich mit ihr. Sie strahlt Jugend und Schönheit aus. Fünf Jahre später stehen ihr Alter und Tod im Gesicht. Wie konnte diese Frau so früh altern? Ihre Augen machen deutlich, dass ihre Seele nur noch dunkle Farben wahrnehmen konnte. Das wird wohl der Grund für ihren frühen Abschied gewesen sein. Französische Seelen sind besonders lichtabhängig, wie man weiß.

Dem Anhang kann man biographische und filmographische Daten entnehmen.

Beindruckende Fotos. Sehr aussagekräftig.

Rezension:Frédéric Chopin. Seine Musik - sein Leben (Gebundene Ausgabe)

Der Musikwissenschaftler und Sinologe Dr. Christoph Rueger hat ein hervorragendes Buch zum Leben und Werk meines Lieblingsmusikers Frédéric Chopin geschrieben, das ich mit großem Interesse gelesen habe. Nun beginne ich, die musikwissenschaftlich relevanten Hintergründe der Kompositionen allmählich zu begreifen und delektiere mich nicht mehr nur an der Schönheit der Klänge.

Chopin wurde 1810 in Warschau geboren. Der Autor lotet die Wurzeln seiner Kindheit sehr gut aus, einer Kindheit, die trotz einer gerade beendeten Periode der Unruhe in Polen glücklich und friedlich war. Im Alter von sechs Jahren erhielt er seinen ersten Klavierunterricht von einem in der Nachbarschaft lebenden Böhmen, namens Adalbert Zywny, einem sechzigjährigen Geiger, der nebenbei auch komponierte. Chopin lernte damals bereits die Kompositionen von Bach, Haydn, Mozart und Beethoven, aber auch die zeitgenössischen Werke von Hummel kennen, der auf seine frühen Kompositionen großen Einfluss hatte. Zu jener Zeit improvisierte Chopin Stücke, die sein Musiklehrer für ihn niederschrieb. 1817 erschien seine "Polonaise in g-moll" im Druck. Von da an verbreitete sich schnell der Ruhm des jungen Komponisten, der von den Damen der Gesellschaft in ihre Salons eingeladen und bald als zweiter Mozart gefeiert wurde.

Von 1823 bis 1826 besuchte er das Lyzeum und schrieb sich dann in das Konservatorium ein. Im Juni 1825 erschien sein "Opus 1", ein Rondo in c-moll und bei seinen öffentlichen Auftritten als Student spielte er bisweilen das Aelopantaleon und Aelomelodikon, beide Vorläufer, beziehungsweise Arten des Harmoniums. Zar Alexander, der ihn auf diesem Instrument hörte, war von seinem Spiel so betört, dass er ihm einen Diamantring schenkte.

Bereits als Student entwickelte Chopin die Gewohnheit, nach Möglichkeit kein musikalisches Ereignis im Konzertsaal oder Opernhaus auszulassen und spürte alsbald die Notwendigkeit, sich auf der Suche nach reicherer musikalischer Erfahrung ins Ausland zu begeben. Eine Reise nach Berlin bot ihm die Möglichkeit, seinen musikalischen Horizont zu erweitern. Hier traf er mit Zelter, Spontini und dem nur ein Jahr älteren Komponisten, dem bereits berühmten Mendelssohn zusammen. 1824 fuhr er nach Wien, wie man dem Kapitel "Neue Horizonte" entnehmen kann und hatte am 11. August im Kärtnertortheater seinen ersten großen öffentlichen Auftritt. Dort wurde sein "Krawowiak, ein Konzertrondo mit Orchester op. 14" und die Variationen "Là ci darem la mano op. 2" stürmisch gefeiert. Zurückgekehrt nach Polen, verbrachte er dort noch ein letztes Jahr mit der unglücklichen Liebe zu einer jungen Mezzo-Sopranistin namens Konstancia Gladkowska, die er im Konservatorium kennengelernt hatte und über die man im Buch Näheres erfährt, als auch mit der Komposition seiner beiden Klavierkonzerte.

Am 2. November 1830 verlässt Chopin seine Heimat. Sein Reiseziel ist Wien. Einige Tage hält er sich in Dresden auf, um dort bei Hof am Klavier zu improvisieren. Nachdem er anschließend einige Wochen in Wien verweilte, kehrt er dieser Metropole den Rücken. Jetzt stehen London und Paris auf seinem Reisepass. 1831 trifft er schließlich in Paris ein, bezieht eine Wohnung am Boulevard Poissonère Nr. 27. Zu diesem Zeitpunkt ist Paris bereits Zufluchtsort für politische Flüchtlinge aus allen Teilen Europas geworden, aber auch das Mekka der Künstler vieler Länder und Nationalitäten. In Paris lernt er u.a. die Pianisten Liszt, Mendelssohn, Osborn und Hiller kennen und schließt enge Freundschaft mit dem Cellisten Franchomme.

Dr. Rueger berichtet ausführlich über Chopins rasch steigenden Bekanntheitsgrad in Paris. Er wurde schnell zum gesuchtesten Klavierlehrer der Stadt bei dem selbst so berühmte Mitglieder der Gesellschaft wie Madame de Rothschild Unterricht nahmen.
Er widmet der reichen, talentierten Gräfin Delfina Potocka sein Klavierkonzert in "f- Etuden moll", Jahre später wird er ihr auch seinen "Minutenwalzer op.64 Nr.1" widmen. Gerüchten zufolge soll er ihr Liebhaber gewesen sein. Wohl am meisten beschäftigen ihn in jener Zeit die "Etuden op. 25", daneben schreibt er in jener Zeit Mazurken und die von mir so geliebten Nocturnen.

Im Sommer 1835 reist er nach Karlsbad, um seine Eltern zum letzten Mal zu sehen, fährt weiter nach Dresden, wo er sich in die 16 jährige Maria Wodzinska verliebt. Sein Heiratantrag wird von ihren Eltern abgewiesen. Die Romanze, die im Buch schön skizziert wird, verläuft im Sande.

1836 dann trifft Chopin im Haus von Franz Liszt und seiner Geliebten, der Gräfin Marie d`Agoult in Paris mit der Romanschriftstellerin Georg Sand zusammen. Immer wieder lädt sie ihn anschließend in ihren Freundeskreis ein, zu dem auch Heinrich Heine, Alfred de Musset, der polnische Dichter Mickiewitz und der Maler Delacroix gehören. 2 Jahre lang wirb George Sand um Chopin, bis er endlich nachgibt. Die beiden beschließen ihre Verbindung nicht öffentlich werden zu lassen und verbringen den ersten Winter auf Mallorca. Der Autor berichtet ausführlich von diesem Aufenthalt, von den Anzeichen der Tuberkulose, die sich bei ihm dort durch die Wetterbedingungen verstärken - er litt bereits 1835 in Paris sehr daran. Man liest dann weiter über seine guten Jahre, sein Leben, dass nun in geordneten Bahnen verläuft. Die Sommer verbringt er mit George in Nohant, während der übrigen Zeit unterhalten sie getrennte Wohnungen. Irgendwann wird sein Gesundheitszustand immer kritischer, nach neun Jahren zerbricht die Beziehung zu Georg Sand von da an geht es mit dem Gemüts- und Gesundheitszustand des großen Musikers bergab.....

Die Biografie liest sich sehr spannend und ist bereits Grund genug das Buch zu kaufen. Mich allerdings haben die nachhaltigen Erläuterungen im Anschluss zu seinem Werk besonders in den Bann geschlagen. Thematisiert werden: 1. Konzerte, Klaviertrio, Sonaten, Rondeaux, Variationen, 2. Etüden und Preludes, 3. Scherzi und Balladen, 4. Polonaisen und Mazurken, 5. Walzer, Nocturnen, Impromptus und 6. wichtigste Einzelstücke. Während ich nun immer wieder Stücke aus der von mir geschätzten CD Box (gut,es gibt sicher bessere Aufnahmen) Chopin: Das Gesamtwerk (Box mit 17 CDs) höre, lese ich die erhellenden Anmerkungen des Autors im Einzelnen dazu und bekomme dadurch einen noch intensiveren Kunstgenuss geschenkt. Dafür möchte ich mich bei Dr. Rueger an dieser Stelle ganz herzlich bedanken.

Auf den letzten Seiten kann man in das Werksverzeichnis einsehen, zudem ist ein Literaturverzeichnis vorhanden.

Sehr zu empfehlen.
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Rezension:Leibniz (Gebundene Ausgabe)

Autor des Buches ist der bedeutendste Philosophiehistoriker des 19. Jahrhunderts Kuno Fischer (1824-1907). Er stellt darin das Leben, die Werke und die Lehre des Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) vor. Herausgegeben wurde das Buch von Prof. Dr. Thomas Sören.

Das Werk ist unterteilt in drei Bücher mit verschiedenen Kapiteln und zahlreichen Unterkapiteln. Das erste Buch enthält "Leibnizens Leben und Schriften", das zweite Buch seine Lehre und das dritte Buch zeigt den Weg von Leibniz zu Kant auf.

Leibniz wurde 1676 Bibliothekar und Rat des Herzogs Johann Friedrich von Braunschweig-Lüneburg in Hannover, später Hofgeschichtsschreiber. Er regte die Gründung der "Societät der Wissenschaften" (später preußische Akademie der Wissenschaften) in Berlin an. Leibniz war ein bedeutender Mathematiker. Er trug unabhängig von Newton entscheidendes zur Entwicklung der Infinitesimalrechnung bei und entwickelte das Dualsystem. Ferner war er Rechtsgelehrter, politischer Schriftsteller, Geschichts- und Sprachforscher. Als Techniker konstruierte er 1675 die erste Rechenmaschine mit Staffelwalzen.
Mit nahezu allen bedeutenden Gelehrten Europas stand der große Denker in regem Briefwechsel. Als Philosoph hat Leibniz ein nicht mechanisches, rationalistisch-idealistisches Denkgebäude entworfen, dass die mechanische Naturerklärung Decartes` durch die Einführung des Begriffs der Zweckursachen mit dem religiösen Glauben zu versöhnen suchte. An die Stelle der "toten" Atome setzte Leibnitz individuelle, beseelte oder "nackte", nicht ausgedehnte, äußeren mechanischen Einwirkungen unzulängliche Substanzen, deren Lebensgrund die unendliche Urmonade der Welt, die Gottheit, bilde.


In jeder dieser Monaden spiegelte sich das Weltgeschehen mit verschiedenen bewussten und unbewussten Graden der Wahrnehmung, in den nackten Monaden als Bausteinen der Materie in unbewusster Weise. Die Weltvorgänge in den einzelnen fensterlosen Monaden sollen durch einen von vornherein von Gott angelegten Gleichklang aufeinander abgestimmt sein. Die Ansicht, dass die Welt die vollkommenste aller möglichen Welten sei, benutzt Leibniz zur Rechtfertigung Gottes.


Die Frage der Leibnizschen so genannten Theodizee ist: Wie kommt es, dass in der vollkommensten aller Welten übergenug an Leiden, Unvollkommenheit und Böses vorhanden ist? Die Antwort macht u .a . deutlich, dass das Böse für ihn nur ein Mangel an Gutem sei, das von Gott im Rahmen seiner Schöpfung als Mittel der Bewährung und Prüfung eingesetzt wurde, damit schließlich auch aus ihm Gutes fließe. Ein von Gott geschaffenes Wesen muss nach der Vorstellung von Leibniz in seiner Unvollkommenheit sündigen, besonders, wenn ihm Gott die Gabe der Freiheit verliehen hat. Die Charakteristik und Kritik der Leibnizschen Lehre, sowie deren Fortbildung an dieser Stelle zu erörtern, sprengt leider den Rahmen einer Amazon-Rezension.

Rezension: Mein Leben - Suchen Werden Finden. Die Autobiografie (Gebundene Ausgabe)


Die Fernsehproduzentin, Journalistin und Bestsellerautorin Beate Wedekind kennt Karlheinz Böhm seit über 25 Jahren. Sie hat sich von ihm dessen Lebensgeschichte erzählen lassen und sie im vorliegenden Buch aufgezeichnet. Das Buch beinhaltet neben einem spannenden Text unzählige Fotos von Böhm, der am 16. März seinen achtzigsten Geburtstag gefeiert hat. Bevor ich auf besagten Text näher eingehe, möchte ich mich im Vorfeld zu den Bildern äußern. Ich möchte diese keineswegs alle im Einzelnen näher beschreiben und analysieren sondern in knappen Worten auf den Punkt bringen, was mir beim ersten Durchsehen aufgefallen ist.


Böhm war ein auffallend hübsches Kind, ein sehr feminin wirkender Jüngling, ein blendend aussehender, verträumter junger Mann, mit etwas zu weich erscheinenden Gesichtszügen. Er wurde erst in den mittleren Jahren wirklich attraktiv als sein Gesicht auch Phasen des persönlichen Misserfolgs und Unglücklichseins zum Ausdruck brachte. Große Erotik gepaart mit Nachdenklichkeit tritt in den Vordergrund seit seiner Zeit als Fassbinder mit ihm drehte. Persönlichkeit, eine große Seele und Altersschönheit strahlt er heute aus, nach seinen Erfahrungen und seinem großen Engagement in Äthiopien. Dieser Mann ist in Afrika gereift.

Unter den vielen Bildern, die Böhms Leben dokumentieren, findet sich eines, das vor noch nicht allzu langer Zeit aufgenommen worden. Auf diesem Bild ist er und eine Äthiopierin mit ihrem Baby zu sehen. Böhm lächelt das Kind an, sich zu ihm beugend und streichelt es. In seinen Zügen findet sich unendlich viel Wärme und Güte. Diese Züge dokumentieren: hier hat sich ein Leben gelohnt.

Böhm wurde in Darmstadt geboren, war Sohn des berühmten Dirigenten Karl Böhm. Seine Kindheit verbrachte er in Dresden und in Kufstein, hauptsächlich wuchs er bei seiner Großmutter auf. Er war kein besonders glückliches Kind, hatte Schulprobleme, war in einem Schweizer Internat und bekennt, dass er aufgrund seiner Einsamkeit sehr unfair mit seinen Mitschülern umging. Glück hatte er, denn er schaffte es aufgrund einer klugen List sich der Musterung zu entziehen. Man liest in der Folge vom Kriegsende, seiner Zeit in Graz, seiner ersten Liebe, seinem Abitur und dem Beginn seines Studiums. Böhm schrieb sich in Germanistik- und Anglistik an der Universität in Graz ein.

1947 dann inszeniert der junge Mann am Grazer Studententheater ein Stück des indischen Dichters Tagore und arbeitet ein Jahr später bereits als Assistent des Regisseurs von Cziffra in Wien. Parallel dazu beginnt er sein Schauspielstudium. 1951 wird er seine erste Premiere in den zum Theater in der Josefstadt gehörenden Kammerspielen feiern können Von dieser Zeit und seinen ersten Filmen liest man jetzt und sieht ihn u .a . an der Seite von Hildegard Knef in einer Liebesszene im Kinoklassiker "Alraune". Es folgen Filme, wie "Salto Mortale", Der unsterbliche Lump" und andere mehr. Die Gagen waren gut. Es ging ihm prächtig. Böhm berichtet ausführlich von dem Sissi - Hype und er sagt, dass er genau diesen Filmen seine Bekanntheit verdankt, die er später für die Finanzierung seines Projektes in Äthiopien benötigte. Nach der Sissi - Trilogie spielt er in vielen weiteren Filmen, ist beliebt, hat Erfolg und heiratet mehrfach. 5 Kinder bringen diese Ehen hervor.

1961 war er in Hollywood, kehrte aber schließlich wegen mangelnder Beschäftigung nach Deutschland zurück. Nun bleiben auch hier die Filmrollenangebote aus. Der 35 jährige verfällt in Depression. Er beginnt erneut Theater zu spielen. In den 70ern dann sieht man ihn in Fernsehfilmen und in Fassbinderinszenierungen. Er trennt sich nach vier Filmen und zwei Theaterrollen von Fassbinder, weil ihm dessen Welten und Auffassungen fremd bleiben.

1981 sammelt er 1,7 Millionen DM Spendengelder in "Wetten, dass?" und gründet daraufhin am 13.9.1981 seine Hilfsorganisation "Menschen für Menschen". Er konstatiert, dass er durch die Arbeit in dieser Organisation lernte, was es " Liebe deinen Menschen wie dich selbst" im Alltag bedeutet und resümiert, wenn er in Äthiopien nicht mehr gebraucht würde, dann hätte sich sein Leben erfüllt. Über sein Engagement in Afrika, seinen Dienst an armen Menschen liest man ausführlich. Böhm spricht von der Dürre, dem Hunger dem Tod und dem was man entgegensetzen kann. Er und sein Team haben in den vergangenen Jahrzehnten unendlich vielen Menschen das Leben gerettet und tun es immer noch. Böhm lernte in Afrika seine vierte Frau Almaz kennen. Sie ist seine große Liebe. Mit ihr hat er zwei Kinder. Almaz wurde zu seiner engsten Mitarbeiterin. Gemeinsam setzten sie sich für den Bau von Krankenhäuser und Schulen ein, jedoch auch für unendlich viele andere Projekte und Innovationen.

Auf den letzten 100 Seiten liest man von Böhms humanitärem Engagement, aber auch von seinen Ehrungen und ist beeindruckt, wozu ein Mensch fähig ist, wenn er sein Ich ganz weit hinten anstellt und in erster Linie seinen Mitmenschen hilft. Am 23.11.2007 erhielt Böhm in Bern den Balzan - Friedenspreis, den höchstdotierten Friedenspreis der Welt.

Böhm ist einer der wenigen Gerechten auf dieser Erde und einer der wenigen, der es verdient hat, dass man sich voller Respekt vor ihm verneigt.

Sehr empfehlenswert!

Rezension:Agnes Bernauer: Die ermordete ,Herzogin' (Gebundene Ausgabe)

Das Leben der in diesem Buch beschriebenen jungen Frau war legendär kurz. Agnes Bernauer (um 1420-1435) war die Tochter eines Baders von Augsburg. Ob es sich um einen einfachen Barbier oder um einen Chirurg gehandelt hatte, steht dahin: er kannte jedenfalls die weltlichen Wissenschaften.

Agnes war bei einem Turnier dabei, das der Kronprinz von Bayern, Albrecht von Wittelsbach, veranstaltete. Als dieser hohe Herr sie bemerkte, entflammte Albrechts Leidenschaft. Agnes blieb tugendhaft. Sie wollte dem Prinzen erst gehören, nachdem sie die ehelichen Weihen empfangen hatte.

1432 heiratete er sie heimlich und lebte mit ihr auf Schloss Frohburg. Beide hatten nicht mit dem herrschenden Herzog gerechnet, der seinen Sohn mit der Prinzessin von Braunschweig verheirateten wollte. Albrecht gestand den heimlichen Bund. Der Herzog tobte, erreichte jedoch nichts. Um seinen Sohn zur Räson zu bringen, beleidigte er ihn, indem man ihm den Zutritt auf den Turnierplatz in Regensburg verweigerte.

Albrecht fragte nach den Gründen des Verbotes. Man antwortete ihm, dass die Rittergesetze all jenen das Turnier versagten, die mit einer Frau in Unzucht lebten. Er lehnte sich dagegen auf und beteuerte, dass Agnes seine rechtmäßige Frau sei. Man glaubte ihm nicht. Der Turnierplatz blieb ihm verschlossen.

Tags darauf ließ er unter Trompetenklängen ausrufen, dass er mit der Tochter des Baders verheiratet sei. Er machte sie zur Prinzessin von Bayern und schenkte ihr als Wohnsitz das Schloss Straubing an der Donau. Der herrschende Herzog verbarg seinen Zorn und hob seine Rache für eine günstige Stunde auf.

Als Albrecht nicht in Straubing war, nahm der Herzog Agnes im Schloss fest und schleppte sie wegen Hexerei vor das Tribunal. Hatte sie nicht den Erben von Bayern verzaubert, ihre Hexenkräfte missbraucht und ihn an sich zu binden versucht?

Agnes wurde zum Tode verurteilt und ins Wasser der Donau geworfen. Albrecht ergriff gegen Ernst die Waffen. Erst die Autorität des Kaisers Sigmund vermochte den Streit zu schlichten. Der Herzog brachte es sogar fertig Albrecht mit Anna von Braunschweig zu verheiraten.

Maria A. Panzer hat das Leben dieser jungen Frau sehr einfühlsam nachgezeichnet, deren Schicksal nicht nur Historiker inspiriert, sondern auch den Dichter Friedrich Hebbel in den Bann gezogen hat, siehe: Agnes Bernauer.

Rezension:Für die Kinder dieser Welt: Hermann Gmeiner: Der Vater der SOS-Kinderdörfer - Die Biografie (Gebundene Ausgabe)

"Die SOS-Kinderdörfer sind inmitten einer krisengeschüttelten Welt ein Lichtsignal der Hoffnung." ( Zitat: Daila Lama)

Der Journalist Claudio J. Honsal erzählt sehr berührend die Lebensgeschichte Hermann Gmeiner ( 1919-1986), dem Gründer des Sozialwerks " SOS-Kinderdorf e.V." zur Betreuung und Erziehung eltern- und heimatloser Kinder in familienartiger Gemeinschaft.

Kinderdörfer sind Einrichtungen zur langfristigen Betreuung von Kindern und Jugendlichen außerhalb der Herkunftsfamilien. Die Aufnahme erfolgt im Kindesalter, bei Geschwistern auch darüber hinaus. Die Betreuungsform besteht in familienähnlichen Hausgemeinschaften, die jeweils ein Haus bewohnen. Nach Anfängen bereits im 19. Jahrhundert nahm die Kinderdorfbewegung nach dem 2. Weltkrieg einen großen Aufschwung und zwar durch das große Engagement Hermann Gmeiners. Er initiierte 1949 das "Sozialwerk SOS-Kinderdorf e. V.", welches seine familiennahe Erziehung auf Kinderdörfermütter stützt. In dem Ort Imst in Österreich wurde das erste Kinderdorf gegründet. 1948 erfolgte der Dachverband der Kinderdörfer. Mittlerweile gibt es weltweit 473 Kinderdörfer.

Honsal verdeutlicht welchen Einfluss die eigene Kindheit und Jugend Gmeiners auf sein späteres humanitäres Wirken hatte. Der Bergbauernsohn wuchs als Halbwaise auf, besuchte aber trotz der schwierigen familiären Bedingungen als sechstes von neun Kindern das Gymnasium. Die Einberufung zum Militärdienst verhinderte, dass er damals auf normalem Wege sein Abitur ablegen konnte. Der zutiefst gläubige Gmeiner hatte in der Zeit davor bereits Ärger mit den Nazis, die ihn nach einigen Wochen als "subversives Element" aus der Hitlerjugend ausgeschlossen hatten.

Seine Eindrücke im Krieg und die tiefe Dankbarkeit überlebt zu haben waren wohl ausschlaggebend für das Projekt, das er anschließend ins Leben rief. Dies wird im Buch eindrucksvoll geschildert. Unmittelbar nach dem Krieg holte Gmeiner das Abitur nach, begann Medizin zu studieren und realisierte zeitgleich die Idee des ersten Kinderdorfes. Der Autor schildert diese Pionierzeit sehr plastisch, all die Schwierigkeiten, die Gmeiner hatte, der aufgrund seiner Aufgabe sein Medizinstudium abbrach, stattdessen Spendenmitglieder warb und mit viel Kraft die Realisierung seiner Vision vorantrieb.


Am 25 April 1949 hielt er die Gründungsversammlung ab und nannte als Ziele: die Errichtung eines Dorfes für Weisenkinder, die Errichtung der Einrichtung "Mutter und Kind", zum Schutz verheirateter Mütter und die Einrichtung eines "Mutterhauses", zur Ausbildung einer Schwesternschaft für soziale Arbeit. Wie es dann weiterging zunächst in ganz Österreich, später in Europa und schließlich weltweit erfährt der interessierte Leser im vorliegenden Buch ebenfalls. Honsals sensible Beschreibung der Persönlichkeit Hermann Gmeiners verdeutlicht, dass es tatsächlich Menschen gibt, die dem Guten verpflichtet sind.
Gmeiner war ein tätiger Humanist, ein Gerechter unter den Menschen.

Im Anhang kann man sich über die SOS Kinderdörfer weltweit anhand einer Liste ein Bild machen und u.a. über die Gegenwart und Zukunft von SOS -Kinderdörfern informieren.

Prof . Dr. Roman Herzog, der frühere Bundespräsident der Bundesrepublik fasst zusammen: " Hermann Gmeiner hat die Not der Waisenkinder nicht tatenlos ansehen können. Seine Idee ihnen eine Familie und ein Zuhause zu geben, ist ebenso einfach wie genial. Gerade weil sie so unmittelbar einleuchtend ist, hat sie immer mehr Unterstützer gefunden. Sie wurde zu einem Muster der Menschlichkeit."


Um Mitglied dieser wirklich wichtigen humanitären Organisation zu werden, können Sie sich an folgende Adressen wenden:

SOS- Kinderdorf E.V. Deutschland
www.sos-kinderdorf.de

SOS- Kinderdorf international
Press@sos-kd.org.