Dieses Blog durchsuchen

Rezension: Schönheit besiegt Angst- Wie ich unter Haien ein freier Mensch wurde- Jean Marie Ghislain- Elisabeth Sandmann-Verlag

Der Elisabeth Sandmann-Verlag wartet in diesem Buchherbst mit zwei korrespondierenden Büchern des Belgiers Jean-Marie Ghislain auf, einerseits mit der packend geschriebenen Lebensgeschichte dieses Fotografen, die unter Mitarbeit von Valérie Pèronnet entstanden ist und andererseits mit einem Bildband primär in Schwarz-Weiß, der die Unterwassererfahrungen Ghislains eindrucksvoll dokumentiert. Der Titel des Bildbandes lautet: "Berührende Schönheit".

In den letzten Monaten habe ich bereits zwei Bücher zum Thema Angst rezensiert und möchte diesen nun ein weiteres hinzufügen, denn Ghislains Autobiografie ist letztlich ein Anti-Angst- Praxisbuch, das zeigt, dass unser Leben selbst zur Anti-Angsttherapie werden kann, wenn wir dies zulassen. 

Der Untertitel der Lebensbeschreibungen lautet "Wie ich unter Haien ein freier Mensch wurde". Genau dieser Untertitel sprach mich an und ließ mich gestern Abend schließlich das 159 Seiten umfassende Buch in einem Rutsch durchlesen. Die poetische Sprache gepaart mit dem Mut und der Abenteuerlust des Autors nahm  mich sofort gefangen und schenkte mir sehr schöne Lesestunden. 

Ghislain ist ein ungewöhnlicher Mensch, der alles andere als eine Beamtenmentalität besitzt. Der Mitte 1950 geborene Mann von beeindruckender Tatkraft verfügt im Übermaß über das, was mittels diversen Psychologieratgebern Lesern antrainiert  werden soll: Resilienz.

Ghislain, dessen Leben sich als permanenter Wechsel von Erfolg und Absturz erweist, den er packend beschreibt und der als Frauenliebling immer wieder Halt bei schönen und dabei nicht selten klugen Frauen findet, lernte seine Untiefen auszuleuchten, lernte schließlich, nachdem er bereits tollkühn gesegelt, gesurft und geflogen ist,  das Tauchen kennen und eroberte sich eine Welt, von der er zuvor keine Vorstellung hatte. 

Doch dies geschieht erst zu Ende des Buches. Zuvor nimmt man an vielen anderen Abenteuern des Autors teil, die er überall auf der Welt in den letzten Jahrzehnten erlebte. Ghislain arbeitete nach seinem Studium nicht als Fotograf, sondern schlug sich als Selfmademan und hier als Kaufmann und Unternehmensgründer, der oft viel Fortune hatte: durchs Leben. Das Glück verließ ihn immer wieder kurzzeitig, löste aber stets dramatische Veränderungen in seinem Leben  aus. durch die er neue Wege gehen konnte, um immer intensiver zu sich und seinen Ängsten vorzudringen, die irgendwo in seiner Kindheit angesiedelt waren. 

Es scheint keine bewusster Prozess gewesen zu sein. Dinge ereigneten sich einfach. Ghislain, der nicht zaudernde Mann der Tat, bemühte sich mit den Lebenssituationen, die er vorgesetzt bekam, stets auf Neue fertig zu werden und nicht depressiv aufzugeben. 

Ein Mensch, wie Jean-Marie Ghislain erscheint dem einen oder anderen Leser möglicherweise generell als angstfrei, wenn er dessen Lebensbeschreibung liest. Das jedoch ist nicht so. Es ist seine Resilienz, nicht seine vermeintliche Angstfreiheit, die ihn  stets rettet, wenn aufgrund veränderte wirtschaftlicher Umstände  blühende Firmen von ihm Knall auf Fall zusammenbrechen und er vor einem Scherbenhaufen steht.

Sein Knowhow lässt ihn immer wieder erfolgreich Neues entwickeln. Er lebt die amerikanische Erfolgsidee, die für deutsche Sicherheitsdenker so fremd ist wie ein ferner Stern. Jean- Marie Ghislain greift nach den Sternen und findet sie schließlich weltweit unter Wasser, indem er seine Angst vor Haien überwindet und fortan fotografisch ihre Schönheit besingt. 

Ein tolles Buch, sehr lehrreich, nicht nur, was die Praktiken der Angstüberwindung anbelangt, sondern auch im Hinblick auf die Tatsache, dass vieles erreichbar ist, wenn man sich nicht hängen lässt und das Leben umso erkenntnisreicher zu sein scheint, je mehr es einer Achterbahn gleicht.

Empfehlenswert

Helga König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Elisabeth-Sandmann-Verlag und können das Buch bestellen. http://www.elisabeth-sandmann.de/buecher/biografie-und-gesellschaft/897/schoenheit-besiegt-angst

Rezension: "Denn das Leben ist die Liebe"- Marianne von Willemer und Goethe im Spiegel des West-östlichen Divans

Dies ist der Ausstellungskatalog zur Ausstellung  "Denn das Leben ist die Liebe- Marianne von Willemer und Goethe im Spiegel des West-östlichen Divans", die vom 19.09.2014 bis 23.11.2014 im Arkadensaal im Frankfurter Goethehaus Freies Hochstift stattfand. 

Das Vorwort zum Katalog hat Anne Bohnenkamp-Renken verfasst. Sie hat gemeinsam mit Henrik Birus in Verbindung mit Christoph Perels, Andrea Polaschegg und Joachim Seng diesen informationsreichen Katalog herausgegeben. 

Anlass der Ausstellung war das 200 jährige Jubiläum von Goethes Lektüre des persischen Dichters Hafis und sein Zusammentreffen mit der jungen Frankfurterin Marianne Jung, verheiratete von Willemer. In der Ausstellung ging es darum, die wechselseitige Steigerung von Poesie und Leben zu zeigen, die für das Werk des  "West-östlichen Divans" bezeichnend ist. 

Die Idee und Konzeption zur Ausstellung und zum Katalog entstanden im Dialog zwischen Anne Bohnenkamp-Renken und Henrik Birus. Aufgeklärt wird man über die Sehnsucht des Frankfurter Bürgertums im 18. Jahrhundert nach dem Morgenland und erfährt von Goethes Orientvorstellungen lange bevor er den "West-östlichen Divan" schrieb, liest welche orientalischen Gegenstände in keinem begüterten Haus damals hinwegzudenken waren und  dass morgenländischer Flair inklusive Ottomane und Diwan zum Interieur des bürgerlichen Wohnzimmers zählte. 

Der junge Goethe hatte sogar einen Latein- und Griechisch- Lehrer, dessen Onkel ein osmanischer Hauptmann war. Goethes entscheidende Begegnungen mit dem Morgenland fanden allerdings in der Literatur statt. Dabei faszinierten den jungen Goethe in erster Linie Schriften aus dem Orient, die er in der väterlichen Bibliothek vorfand. Seine frühe Beschäftigung mit dem Orient bewegte sich durchweg in einem Faszinationsraum aus Heiliger Schrift, Genialität, Poesie und morgenländischem Altertum. Insofern haben Goethes frühe gedankliche Morgenlandfahrten nur wenig mit dem "West-östlichen Divan" zu tun. 

Im Sommer 1814 las Goethe den "Diwan" von Hafis und führte zu dem Werk  "West-östlicher Diwan" von Goethe. Man erfährt u.a. von einer Übersetzung der  "Hohelieds Salomons" seitens Goethe im Jahre 1775, auch dass er sich mit dem Islam beschäftigt hat. 

Christoph Perels schreibt über die Begegnung Goethes mit Marianne von Willemer. Zu diesem Thema habe ich 2004 eine Rezension zu Dagmar von Gersdorffs "Geschichte einer Liebe" geschrieben. Perels fasst in seinem Beitrag alles Wissenswerte diesbezüglich sehr gut und komprimiert zusammen. 

Man lernt Mariannes neapolitanische Gitarre kennen, die sie an jenem Abend als Goethe in der Gerbermühle weilte, spielte und lernt auch ihren Schmuck kennen. Sehr schön zudem sind die Höchster Porzellan- Figuren, die Türkenkapelle und der Sultan und die Sultanin von Peter Melchior, der einst Goethe porträtierte. Erfreulich ist, dass diese Figuren im Buch gezeigt werden. Die Jugendfreundin Marianne Willemers Antonie Brentano erbte einst 172 solcher wertvoller Figuren von ihrem Vater. Heute sind Höchster Figuren ein Vermögen wert.

Wissenswertes erfährt man über den orientalisierten Liebesdialog "Hatem und Suleika" und kann sich mit Textinterpretationen befassen, die hier zu erörtern, den Rahmen sprengen würde, aber man begreift den Dialog durch die Textinterpretation besser und weiß einzuschätzen, wie man die Zeilen "Denn das Leben ist die Liebe/Und des Lebens Leben Geist" zu werten hat. 

Den Erstdruck des "West-östlichen Divan" lernt man kennen, liest auch über Marianne Willemers Leben nach der Begegnung mit dem Dichter, kann sich anschließend in die Kataloginformationen vertiefen und erhält auf diese Weise eine Vorstellung davon, was alles in der Ausstellung zu sehen war. Dabei gewesen ist auch die Reinschrift von  "Ginkgo Biloba" mit den beiden Ginkgo-Blättern aus dem Jahre 1815. 

Empfehlenswert.

Rezension: Ricarda Huch- Die Summe des Ganzen- Leben und Werk. Katrin Lemke- Weimarer Verlagsgesellschaft

Die in  Jena lebende Autorin Katrin Lemke  recherchierte zu der Schriftstellerin #Ricarda_Huch (1864- 1947) im Deutschen Literaturarchiv Marbach, im Jenaer Stadtarchiv und in privaten Sammlungen. 

Auf der Innenseite des Klappentextes listet sie die Ehrungen ihrer Protagonistin auf, die  mit diesen auf beeindruckende Weise als eine der großen Gestalten der deutschen Literatur gewürdigt wurde.

Von Ricarda Huch, die um die Jahrhundertwende als eine der bedeutendsten Schriftstellerinnen galt, habe ich bislang nur ein Buch gelesen - "Der Fall Deruga"-, das mich damals sehr fasziniert hatte und  Ursache war, nun  diese Biografie zu lesen, die seitens Katrin Lemke anlässlich des 150. Geburtstages der vielgeehrten Schriftstellerin verfasst wurde.

Ricarda Huch  stammte aus einer niedersächsischen Kaufmannsfamilie und ist eine der ersten Frauen überhaupt, die  in Zürich studierte und promovierte. Zunächst  Lehrerin der deutschen Sprache, lebte sie später als freie Schriftstellerin an unterschiedlichen Orten.

Man liest von ihrer Liebe zu Richard Huch, dem Mann ihrer älteren Schwester. Diese Liebe war Anlass für das Studium in Zürich, um der unglücklichen Liebe zu entgehen und ihre intellektuellen Fähigkeiten, ihrer Lernfreude und ihrem Hunger nach eigener Charakterbildung und persönlicher Geltung Tribut zu zollen. Die junge Frau heiratete einen Zahnarzt in Wien, von dem die sich aber wieder trennte, um 1907 mit dem geschiedenen Mann ihrer Schwester die Ehe zu schließen, den sie noch immer liebte. Nach 20 Jahren des Getrenntsein finden die beiden zueinander, aber tief im Inneren misstrauen sie sich.

In ihrem erster Roman "Ludolf Ursleu, dem Jüngeren" thematisiert sie den Niedergang einer hanseatischen Patrizierfamilie. Lemke zitiert aus diesem Buch, wie auch aus anderen Huch-Texten, die aufzuzählen, nicht Gegenstand der Rezension sein kann. Ihr Interesse gilt  soviel nur: Luther, Nietzsche, Shakespeare, Keller, Fontane, Lassalle, Bakunin, der Heiligen Schrift und dem Romantischen Sozialismus.

Auf Seite 98 fand ich ein Gedicht von Ricarda Huch, das ich hier zitieren möchte, weil es Emotionen anspricht, die jeder der unglücklich geliebt hat oder liebt,  gewiss kennt:

"Nicht alle Schmerzen sind heilbar, denn manche schleichen
Sich tiefer und tiefer ins Herz hinein,
Und während Tage und Jahre verstreichen,
Werden sie Stein.

Du sprichst und lachst, wie wenn nichts wäre,
Sie scheinen zerronnen wie Schaum.
Doch du spürst ihre lastende Schwere
Bis in den Traum.

Der Frühling kommt wieder mit Wärme und Helle,
Die Welt wird ein Blütenmeer.
Aber in meinem Herzen ist eine Stelle,
Da blüht nichts mehr.“

Die vielen Fotos im Buch, die den Text begleiten, zeigen auch visuell den Werdegang dieser intelligenten, vielfältig interessierten Protagonistin, die mit dem philosophischen Essay "Urphänomene" eines ihrer letzten Bücher schrieb, in dem sie über die Quellen menschlicher Existenz nachdenkt. Dieses Buch habe ich mir vorgenommen im kommenden Jahr zu lesen und dazu auch eine Rezension zu verfassen. 

PS: In die, auf die aufklappbaren Buchdeckel eingebunden ist ein Stadtspaziergang durch Jena, der Bezug auf die Schriftstellerin nimmt und das nicht ohne Grund...

Empfehlenswert.

Helga König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Verlag und können das Buch dort bestellen: http://www.verlagshaus-roemerweg.de/Weimarer_Verlagsgesellschaft/Katrin_Lemke-Ricarda_Huch-EAN:9783865397126.html. Sie können es aber auch bei ihrem Buchhändler um die Ecke ordern.

Rezension: Goethe im Wahnsinn der Liebe- Band 1: Die Flucht 1786- Veit Noll - Forschungsverlag Salzwedel

 http://forschungsverlag.de/.
In den letzten Tagen habe ich mich in ein Buch vertieft, das "Goethe-Fans" mit großem Interesse lesen werden. Der Titel "Goethe im Wahnsinn der Liebe - Band 1: Die Flucht 1786" und auch der Stempel "Index verbotener Bücher" machten mich sofort neugierig. 

Dem rückseitigen Buchdeckel entnahm ich, dass der Autor Veit Noll Jurist und Familienanwalt ist. Jurist war auch Goethe und in diesbezüglichen Kategorien dachte er nicht selten, auch wenn nicht wenige Germanisten ihn am liebsten ausschließlich als über den Wolken schwebenden Dichterfürsten mit Apoll-Antlitz sehen wollen. Goethe war beides und  vieles andere mehr aufgrund seiner Interessenvielfalt und damit verbundenen Kenntnissen.  Einen Goethe zu verschubladen ist nicht möglich.

Die Chance eines juristisch vorgebildeten Goetheforschers, sich in Goethes  Denk- und Handlungsmuster zu vertiefen und dabei etwas Neues ausfindig zu machen, ist vermutlich größer als die Möglichkeit für einen Germanisten dahingehend auf etwas Unerforschtes zu stoßen, weil die Fragestellungen eines Juristen einfach andere sind und deswegen vielleicht unbeackertes Feld entdeckt werden kann. Es ist ja eher die Ausnahme, dass sich ein Jurist an das Multitalent Goethe heranwagt.

Die Protagonisten im Buch sind Johann Wolfgang von Goethe (1749- 1832) Charlotte von Stein (1742- 1827) und Herzogin Anna Amalia (1739- 1807). 

Goethe war bekanntermaßen ein Frauenliebling und zwar auch von adeligen Damen, die einige Jahre älter waren als er. Nichts Genaues weiß man über sein Verhältnis zur Herzogsmutter Anna Amalia, die an dem jungen Goethe (er war nur 10 Jahre jünger als sie) offenbar "einen Narren gefressen" hatte. Nach außen sichtbare Gründe waren gemeinsame Interessen an Literatur, Kunst, Musik und Theater. Doch offenbar war da möglicherweise  noch mehr, zumindest bei der jungen Witwe, anfänglich vielleicht auch bei Goethe. Wie Noll herausgefunden hat, scheint der Umgang dieser beiden Protagonisten bei allen Standesunterschieden  auf jeden Fall betont freizügig gewesen zu sein. 

Dass Goethe in die verheiratete Charlotte von Stein verliebt war, ist allgemein bekannt und dass die beiden eine über das platonische hinausgehende Beziehung pflegten, steht für mich außer Frage. Die Briefe Goethes an Charlotte dokumentieren seine innige Liebe zu ihr, zeigen aber auch den Zwiespalt, der sich daraus ergab, weil der Ehemann  Josias von Stein nicht hinweg zu diskutieren war. 

Veit Noll hat sich in seinen Forschungstätigkeiten ausgiebig mit der Problematik des ehebrecherischen Verhältnisses und des damit verbundenen Skandals zwischen Emilie von Werthern (1757-1844) und August von Einsiedel (1754-1837) befasst und über diese Schiene Zugang zu all den Vorbehalten Charlottes und auch Goethes, einen ähnlichen Skandal herbei zu führen, gefunden. 

Aufschlussreich auch scheint das Gesamtverhalten Anna Amalias zu sein, die offenbar ihr Interesse an Goethe verstärkte, sprich "Morgenluft witterte", nachdem sie bemerkt hatte, dass die Beziehung zwischen Charlotte und Goethe in der Zeit seines Italienaufenthaltes abzukühlen schien. Anna Amalia wollte ihrem "Objekt der Begierde"  nach Rom folgen, doch Goethe versuchte sie auf Distanz zu halten...

Die Fülle von Fakten aufgrund von Textanalysen hier verkürzt wiederzugeben, ist unmöglich. Man liest zunächst über Anna Amalias Zuneigung zu Goethe in den frühen Jahren bis zur Italienreise (1775-1786), die sich als Gegensatz zum Liebesverhältnis zwischen Goethe und Charlotte von Stein offenbart. 

Sehr interessant auch ist es,   über die allgemeinen und juristischen Betrachtungen von Ehe in jener Zeit aufgeklärt zu werden. Auf Gefühle und Zuneigung kam es in einer Ehe nach damaliger Betrachtung und Sitte nicht an, deshalb auch galt eine Ehescheidung aufgrund von Nichtharmonie als verpönt, selbst in protestantischen Gegenden. 

In vielen seiner Werke spiegeln sich Goethes Beziehungsprobleme offenbar wieder und das macht Nolls Buch so wichtig, denn der Autor zeigt an Beispielen, nicht zuletzt an der "Iphigenie", die er einer akribischen und dabei entlarvenden Textanalyse unterzogen hat, dass Goethe sich in seinen Werken letztlich mit sich und seinem persönlichen Umfeld auseinandersetzt und er damit mit seinem Werk verschmilzt.

Man liest des Weiteren von der geistigen Hochzeit, die Goethe mit Charlotte am 12. März 1781 realisierte. Damit leitete er von dem ursprünglichen und immer mal wieder aufleuchtenden Wunsch nach dem Verhältnis eines Liebhabers über ein geschwisterliches Verhältnis zu einer "bloß" liebenden geistigen Ehe über.

Der Autor macht die Dreiecksbeziehung zwischen Goethe, Charlotte und deren Ehemann begreifbar und auf welche Art man sich arrangiert hatte. Dabei wird  das Verhältnis von Charlotte und Goethe vor der Italienreise hervorragend ausgeleuchtet  und man versteht dann auch, weshalb Charlotte Goethe nicht inkognito nach Italien begleiten wollte: "Das heilige Band der Ehe war nicht zu verletzten, die Heimat war ihr lebenswichtig."(S.82). 

Die Italienreise Goethes ist ein Thema des Buches und hier auch das Abschotten des Wahl-Weimarers im Hinblick auf Anna Amalia. Veit Noll schlüsselt das Verhältnis  Goethes und Anna Amalias durch die Betrachtung diverser antiker Göttinnen auf. Hier spielt dann auch Anna Amalias Kunstreise nach Italien eine Rolle.  Die Herzoginmutter identifiziert sich mit den Göttinnen Diana, Minerva und Juno....

In der Materialsammlung, die den umfangreichen Betrachtungen angefügt sind, finden sich Gedichte, Regeln, Abbildungen, darunter auch Schattenrisse und handschriftliche Zeugnisse, die im Verzeichnis der Abbildungen näher erläutert werden. Das Bild auf dem vorderen Buchdeckel zeigt übrigens ein Deckengemälde des Wittums Palais (Anna Amalias Wohnsitz in Weimar) und scheint an die im Buch zur Sprache gebrachten Protagonisten zu erinnern. 

Dem hier vorliegenden 1. Band folgen weitere, wie der Autor seine Leser wissen lässt, wobei sich der 2. Band dann mit Anna Amalias Italienreise und dem Tasso befasst.

"Goethe im Wahnsinn der Liebe" ist ein spannend zu lesendes Buch, das ich gerne weiterempfehle, weil es letztlich begreifbar macht, dass Goethe und sein Werk eine Einheit bilden.

Helga König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Verlag und können das Buch dort direkt bestellen: http://forschungsverlag.de/. Sie können es aber auch bei Ihrem Buchhändler um die Ecke ordern.
Bericht über die Buchpräsentation: http://gastkolumne.blogspot.de/2014/11/jorg-f-nowack-buchprasentation-goethe.html
Interview mit Veit Noll: http://interviews-mit-autoren.blogspot.de/2014/11/helga-konig-im-gesprach-mit-veit-noll.html
Veit Noll: Goethe im Wahnsinn der Liebe. 
Bd. 1: Die Flucht 1786. 
ISBN: 978-3-9816669-2-2
Hardcover, 386 Seiten, 59 Abbildungen
Ladenpreis 28,50 €

Onlinebestellung: Siehe hier buchhandel.de

Rezension: Mutige Frauen- Isabella Ackerl

Dieses wunderbare Buch aus der Serie "marixwissen" enthält 46 Porträts mutiger Frauen. Verfasst wurde es von  der Germanistin Dr. Isabella Ackerl. 

Sucht man im Internet nach der Definition von "Mut", so findet man bei Wikipedia nachstehende Definition: "Mut, auch Wagemut oder Beherztheit, bedeutet, dass man sich traut und fähig ist, etwas zu wagen, das heißt, sich in eine gefahrenhaltige, mit Unsicherheiten verbundene Situation zu begeben."

Liest man die Kurzbiografien, so stellt man fest, dass dies für alle vorgestellten Frauen tatsächlich zutrifft, auch wenn diese Frauen ganz unterschiedliche Berufe ausübten und in verschiedenen Jahrhunderten lebten. In patriarchalischen Zeiten war es natürlich besonders mutig, wenn Frauen etwas wagten, was man ihnen eigentlich absprach.

Heute ist eine Frau nach meiner Meinung sehr mutig, wenn sie sich für den Weltfrieden aktiv einsetzt und wenn sie in männerdominierten Strukturen Anti-Gier Kampagnen  gegen alle Widerstände  erfolgreich den Weg bringt. 

Einige der Frauen, die Dr. Ackerl beschreibt,  kennt man bereits aus anderen Büchern, die sich mit dem Thema "Mut" befassen. Mich interessierten natürlich die mir bislang nicht bekannten Frauen am meisten, so etwa die humanistische Gelehrte Cassandra Fedele (1465-1558). Sie war Venezianerin, besaß eine sehr hohe Bildung und tauschte sich intellektuell mit anderen Gelehrten und bedeutenden Persönlichkeiten ihrer Zeit aus. Das war mutig. Sie kommunizierte mit dem König von Spanien und dem König von Frankreich.  Isabella von Kastilien wollte sie für ihren Hof gewinnen, doch der Doge Agostino Barberigo untersagte ihr das Reisen. Ihre Eheschließung mit einem Arzt beendete ihr Leben als Privatgelehrte. Es folgten viele Tiefschläge, darunter ein tatsächlicher Schiffbruch, bei dem ihr Mann die gesamten Besitztümer verlor. Als er verstarb, nahm die Gelehrte ihr intellektuelles Leben wieder auf, musste erneut sehr tapfer und mutig sein und verstarb im Alter von 93 Jahren hochgeehrt, wenn auch nicht wohlhabend. 

Man liest von der Frau, die im 17. Jahrhundert den ersten Doktortitel erhielt, auch eine Venezianerin. Elena Cornaro Piscopia stammte aus einer der ältesten Familien der Stadt. Ihre Doktorarbeit schrieb sie über zwei Thesen des Aristoteles. Ein Jahrhundert später dann wurde Laura Maria Caterina Bassi die erste Universitätsprofessorin in Europa und in besagtem 18. Jahrhundert promovierte Dorothea Christiane Erxleben als erste Ärztin in Deutschland.

All diese intellektuellen Pionierinnen, inklusive der Wissenschaftlerinnen  in den Anfängen des letzten Jahrhunderts wie etwa Marie Curie haben meine ganze Bewunderung, weil sie bei aller geistigen Hochleistung, immer auch männliche und weibliche Gegnerschaft zu spüren bekamen. Der Neid und die Missgunst können grenzenlos sein.

Die von mir sehr geschätzte Autorennfahrerin Clärenore Stinnes, zu der ich mich gerade zu Beginn der Woche in einer anderen Rezension geäußert habe, ist auch hier vertreten. Eine toughe  Frau voller Abenteuerlust. Chapeau! 

Sehr lesenswert sind die Kurzbiografien von Menschenrechtsaktivistinnen, die mit einem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurden. 

Wissbegierde, Intellektualität, Hilfsbereitschaft und Menschenfreundlichkeit sind Eigenschaften, mit denen man viel bewegen kann, wenn man mutig und widerstandfähig ist. In unserer Zeit, die geprägt von grenzenloser Gier und Egomanie,  sind Frauen gefordert ebenso mutig gegenzusteuern wie es die Vorbilder in vergangenen Zeiten taten.  Grundvoraussetzung:  Nicht käuflich zu sein und stattdessen seine Frau zu stehen.

Packen wir es also an. 

Empfehlenswert,

Anbei der Link zum Marixverlag.  Dort können sie  das Buch bestellen: http://www.marixverlag.de/
Es ist  aber auch  bei  Ihrem  Buchhändler um die Ecke erwerbbar.

Rezension Peter J. König: Hanns und Rudolf- Der deutsche Jude und die Jagd -nach dem Kommandanten von Auschwitz-Thomas Harding

Thomas Harding ein bekannter Fernsehproduzent, Journalist, Dokumentarfilmer und Autor hat für Zeitungen wie "The Sunday Times", die "Financial Times", "The Guardian" und "The Independent" geschrieben. Er war Mitbegründer eines Fernsehsenders in Oxford und war viele Jahre lang Verleger einer bedeutenden Zeitung in West Virginia. Seinen Großonkel Hanns Alexander kannte er nur als einen freundlichen, lebenslustigen Mann, der in London als Bankangestellter ein ruhiges Leben führte und sich für die Synagoge engagierte. 

Zwar war Harding bekannt, dass die Familie wegen ihres jüdischen Glaubens ihre Heimatstadt Berlin unmittelbar vor ihrem Abtransport ins Konzentrationslager verlassen hatte, um in England Schutz zu suchen, die näheren Umstände waren ihm aber nicht geläufig. Erst als er hörte, dass sein Großonkel nach dem Krieg als Soldat in der Britischen Armee bei einer Sondereinheit sich auf die Suche nach SS-Angehörigen und hohen Nazi-Funktionären machte, die leitend für die Vernichtungslager zuständig waren und diese auch unter ihrer Befehlsgewalt hatten, fing Thomas Harding intensiv an zu recherchieren. Das Ergebnis ist dieses Buch mit dem Titel: Hanns und Rudolf, ein Bestseller, der in viele Sprachen übersetzt worden ist. 

Dieser Titel sagt auf Anhieb wenig und selbst wenn die kompletten Namen genannt werden, ist der Leser auch nicht viel schlauer, denn wer Hanns Alexander und Rudolf Höss( nicht zu verwechseln mit Rudolf Hess, Hitlers Stellvertreter) wirklich waren, das soll dieses Buch sehr ausführlich deutlich machen. Hanns Alexander war der Sohn eines prominenten, jüdischen Arztes in Berlin, dessen Patienten aus der Wirtschaft, der Wissenschaft, vom Film und der ersten Gesellschaft stammten, ebenso zu Beginn des Dritten Reiches auch einflussreiche Parteigrößen der NSDAP. Als junger Student hatten Hanns Alexander und sein Zwillingsbruder, aber auch der Rest der Familie als Mitglieder der größten jüdischen Gemeinde in Berlin die besten Chancen ein erfolgreiches Leben in Deutschland zu führen.

Was das Buch so spannend, aber auch überaus informativ macht, ist die Tatsache, dass mit dem Namen Rudolf Höss der größte Massenmörder der Geschichte verbunden ist. Er hat als verantwortlicher Leiter der Vernichtungslager Auschwitz und Birkenau nicht nur mehr als 3 Millionen Menschen ermordet und dies nicht von einem fernen Schreibtisch, sondern mit persönlichen Einsätzen an den Türen der Gaskammern, nachdem er mit dem Gift Zyklon B eine Methode entwickelt hatte, wie es möglich war auf Anhieb mehrere Tausend Menschen gleichzeitig zu vergasen. Während Mordgesellen wie Eichmann von Berlin aus die Judenvernichtung steuerten, ging es Höss darum, den Willen Heinrich Himmlers in seinem Tötungswahn, direkt und unmittelbar zu dessen vollster Zufriedenheit umzusetzen. Dies hat er bis zum Kriegsende bewerkstelligt, um dann wie viele andere Nazi-Verbrecher unterzutauchen oder sich nach Südamerika abzusetzen.

Das äußerst spannende Buch von Thomas Harding beschreibt die Lebensläufe der beiden Protagonisten zeitgleich und in ihren jeweils eigenen Entwicklungen und in ihrer eigenen Dramaturgie. Dabei ist es sehr interessant mitzuerleben, wie durch die Fügung des Schicksals und die politischen Umstände, die Leben der beiden so unterschiedlichen Männer sich aufeinander zubewegten. Der Kulminationspunkt wurde erreicht, als Hanns Alexander, der ehemals jüdisch Verfolgte im Auftrag der britischen Armee als Nazi-Jäger den Schlächter von Ausschwitz auf einem abgelegenen Bauernhof in Schleswig-Holstein gefangen nehmen konnte, um ihn nach Nürnberg zu den Prozessen gegen die Nazi-Verbrecher zu bringen. Bis dahin war es ein mühsamer, aber unbedingt notwendiger Weg, voll von Hindernissen und Unwägbarkeiten.

Dieses Buch ist so wichtig, dass es jedem ans Herz gelegt werden muss, besonders den jungen Generationen, damit an Hand konkreter Beispiele durch die Person von Rudolf Höss aufgezeigt wird, zu was ihre einzelnen Vertreter, aber ganz besonders die gesamte Machtclique um Hitler fähig waren. Mit welcher Brutalität und Menschenverachtung, aber auch mit welchen niederen Instinkten, Habgier und Größenwahn die Nazis das ganze deutsche Volk für ihre kranken Interessen motiviert hat, das ist die eigentliche Botschaft dieses Buches. Das Zurstreckebringen von Höss ist nur der Anlass dazu, im Rahmen eines zeitgeschichtlichen Ablaufs. 

Sehr empfehlenswert 

 Peter J. König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum dtv- Verlag und können das Buch bestellen:http://www.dtv.de/buecher/hanns_und_rudolf_28044.html. Sie können es aber auch bei ihrem Buchhändler um die Ecke kaufen.

Rezension: Brigitte Bardot. Eine Hommage- Christian Brincourt und Marc Brincourt in Zusammenarbeit mit Brigitte Bardot

Am 28. September 2014 wird die französische Schauspielerin Brigitte Bardot 80 Jahre alt. Der Journalist Christian Brincourt und dessen Sohn, Marc, er ist Fotochefredakteur der "Paris Match",  haben zu diesem Anlass gemeinsam mit dem Geburtstagskind diesen traumhaften Bildband auf den Weg gebracht, der ein Fest für die Augen all jener ist, die sich an Brigitte nicht satt sehen können. Eine wunderschöne Frau, in  jedem Alter.

Gezeigt wird eine Fülle von Aufnahmen aus dem Leben der Französin, denn das Buch ist eine Hommage an Brigitte Bardot, die nicht nur nach Auffassung Christian Brincourts "die moderne Frau" verkörperte. 

Die gebürtige Pariserin stand 1970 dem Bildhauer Aslan Modell für eine Skulptur, die die französische Nationalfigur Marianne darstellt. Diese Skulptur wurde in 36 000 Rathäusern Frankreichs positioniert. Bardot stand immer für die "Liberalisierung der Sitten" und für eine "freie Gesellschaft". Sie widersetzte sich geltenden Regeln und sorgte in der angepassten Gesellschaft für Unruhe.

In den 60er Jahren wurde die Schauspielerin 39 Mal auf der Titelseite von "Paris Match" gezeigt. Das war sehr ungewöhnlich, wie vieles andere in ihrem Leben. 1973 gab die weltberühmte Ikone das Filmen auf und engagiert sich seither im Tierschutz. 

Die Fotos für das Buch entstammen dem Archiv von "Paris Match" sowie aus dem persönlichen Fotoschatz von Bardot und vermitteln einen sehr guten Eindruck von dieser wirklich interessanten Frau, die von Christian Brincourt interviewt wurde.

Eines der abgedruckten  Interviews beginnt mit der Frage wie es am 10. Februar 1951 dazu kam, dass ihr Gesicht erstmals auf dem Cover der Match erschien. Auf die Frage, welches Foto von ihr nach ihrem Tod erscheinen soll, sagt sie, jenes mit dem Robbenbaby, (ein schönes Foto, das im Buch auch enthalten ist)  weil dieses ihr ganzes Leben symbolisiere. 

Die im Buch enthaltenen Interviews  machen deutlich, dass die Bardot eine nachdenkliche, sehr bodenständige Frau ohne besondere Allüren ist, die zu ihrem Alter steht, weil sie den Lauf der Natur völlig akzeptiert. Sehr sympathisch. 

Erste Fotos von 1956 und 1957 zeigen eine junge, sehr hübsche Frau mit tollen Beinen und einem atemberaubenden Körper. Das Foto die "Tahitianerin" macht klar wie verführisch die damals 40 jährige war. Gezeigt wird Brigitte als Künstlermuse, man lernt sie aber auch als 13 jährige mit ihren Eltern und ihrem Großvater kennen und begreift, dass sie in einem bürgerlichen Umfeld aufwuchs, das sie sehr selbstbewusst werden ließ. 

Unmöglich über all die Bilder und Texte hier im Rahmen einer Rezension zu schreiben. In einer Umfrage, die man 1960 durchführte, wurde in Erfahrung gebracht, dass Brigitte Bardot Hauptgesprächsthema in 45% der französischen Wohnzimmer war. 

Ein sehr schönes Foto entstand 1957 als sie mit Curd Jürgens tanzte und ein anderes,- in meinen Augen eines der schönsten- wurde bei den Aufnahmen für "Don Juan 73" realisiert, ihrem vorletzten Film. Seite für Seite lernt man interessante Facetten dieser Frau mit dem umwerfend  offenem Blick kennen, die man deshalb sofort mag, weil sie völlig ohne Arroganz ist. 

Filmaufnahmen wechseln mit Schnappschüssen, die Privates zeigen. Man lernt die Männer an ihrer Seite kennen und versucht zu ermitteln, ob die Bardot einen bestimmten Typ Mann bevorzugte.  Ja, offenbar sehr männliche Männer.

Man erlebt sie lachend unter Freunden, wirklich stets gut gelaunt. Eine, -ich sage es nochmals- , sympathische Frau, übrigens Sternzeichen Waage, das Schöne ausstrahlend und das Schöne mögend, weit mehr als eine bloße  Traumfrau. 

Am besten gefallen mir die Bilder, wo man sie mit ihren Tieren sieht. Hier ist sie absolut selbstvergessen. Sehr liebevoll. Ein Mensch mit einem ganz großen Herzen. 

Wenn man die Interviews im Buch mit ihr gelesen hat- man sollte sie zwei Mal lesen- einmal bevor und einmal nachdem man die Fotos in Augenschein genommen hat, wird jedem aufmerksamen Betrachter und Leser bewusst, dass Christian Brincourt Recht hat. Brigitte Bardot verkörpert die moderne Frau: Selbstbewusst, nachdenklich, fröhlich, schön, dabei aber auf ihre inneren Werte vertrauend, angstfrei was Falten anbelangt, weil sie sich nie als Berufsjugendliche definiert hat. Ein Vorbild für Generationen von Frauen.

Sehr empfehlenswert.

Bitte klicken Sie auf den Link dann gelangen Sie zum Delius Klasing Verlag und können das Buch dort direkt bestellen: http://www.delius-klasing.de/buecher/edition-delius//Brigitte+Bardot.191776.html. Alternativ aber können Sie es auch  beim Buchhändler in Ihrer Nähe beziehen.

Rezension: Fliegst du schon oder überlegst du noch - Claudia Lanfranconi

Claudia Lanfranconi ist die Herausgeberin dieses Buches, das 50 Kurzbiographien von erfolgreichen Frauen enthält. Untergliedert ist das Werk mit dem provokanten Titel "Fliegst Du schon oder überlegst du noch" in fünf Kapitel, denen eine kurze Einleitung der Herausgeberin vorangestellt ist. 

Die Kapitel lauten: 

Vom Hinterhof zum Weltkonzern 
Von wegen gläserne Decke 
Keine Angst vor großen Auftritten 
Unsichere Zeiten couragierte Frauen 
Über den Wolken und nie unter die Räder.

Die einzelnen Lebensgeschichten sind kurz und sehr eindringlich geschrieben. Über einige der vorgestellten Frauen habe ich bereits umfangreiche Biografien gelesen und kann insofern beurteilen, dass die knappen Lebensbeschreibungen, das Wesentliche der Lebensläufe stets auf den Punkt bringen. Vor einigen Jahren hätte ich noch andere Frauen im Buch als Lieblingsvorbilder genannt wie heute.  Um Vorbilder nämlich handelt es sich und zwar nicht nur für junge Frauen, die ihr Leben sehr erfolgreich meistern möchten. In Zeiten, in denen Frauen über 100 Jahre alt werden können, besteht die Chance, sich auch in der 2. Lebenshälfte neu zu erfinden und erfolgreich seinen Weg noch jahrzehntelang zu beschreiten, wenn man es schafft, alte Rollenmodelle abzulegen. 

Eine der Frauen im Buch, die mich besonders beeindruckt,  ist  Estée Lauder, die bereits  1967 zu den hundert erfolgreichsten Geschäftsfrauen Amerikas zählte. Was mich an ihr so begeistert ist ihr Biss, ihre Produktüberzeugung und ihr Marketingkonzept. Wie alle erfolgreichen Frauen hatte sie Neider, aber das hinderte sie nicht daran, wie kaum eine andere Kosmetikunternehmerin Erfolg zu haben. Eine wirklich geschäftstüchtige Frau mit Sendungsbewusstsein.  Genau diesen Frauentyp schätze ich sehr.

Die Zeitungsverlegerin Katherine Graham erkämpfte sich das Wissen und Können als Verlegerin und Konzernchefin. Neben der Washington Post und Newsweek besaß sie zahlreiche andere Zeitungen. Sie galt einst als mächtigste Frau Amerikas und erhielt für ihre Autobiographie, die sie schrieb, den Pulitzer-Preis. Auch sie eine Frau mit viel Biss und großen Fähigkeiten.

Frauen dieser Art  finde ich persönlich interessanter als Frauen, die durch ihre Emotionen gebeutelt werden und ein chaotisches Leben führen wie etwa die Bohèmienne Franziska zu Reventlow, an der Sozial- Romantikerinnen wohl eher Gefallen finden. 

Diven und exaltierte, exzentrische Frauen, auch solche findet man im Buch, mögen zwar erfolgreich gewesen sein, aber sie beeindrucken mich nicht wirklich.  Nicht unkompliziert in der Interaktion. Vermutlich sogar enervierend. 

Beeindruckt bin ich nicht nur  von den Lebensbeschreibungen  der toughen Geschäftsfrauen, sondern auch  von der Kurzbiografie der couragierten Pazifistin und Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner, die im Juni 1914 unmittelbar vor dem Ausbruch des 1. Weltkrieges  nach einem sehr friedensbewegten Leben, starb. Hätte man auf sie gehört, hätte es den 1. und 2. Weltkrieg nicht gegeben und damit auch nicht die 70 Millionen Toten.  Ihre pazifistische Idee  ist geblieben. Leider in den Köpfen zu weniger. 

Das Buch verdeutlicht anhand der 50 Portraits, dass Frauen in unterschiedlichen Bereichen sehr erfolgreich sein können, wenn sie selbstbewusst  ihre Chance ergreifen.  Wer  wirklich erfolgreich sein will, das zeigt das Buch, braucht  Ausdauer, die Bereitschaft, viel zu leisten, Wagemut und Fortune.

Empfehlenswert. 

Wenn Sie das Buch bestellen möchten, dann  klicken Sie auf den Link und gelangen zum Elisabeth-Sandmannverlag:http://www.elisabeth-sandmann.de/buecher/schoene-buecher-fuer-kluge-frauen/895/fliegst-du-schon-oder-ueberlegst-du-noch
Sie können aber auch direkt  beim Buchhändler um die Ecke bestellen, wenn sie  diesen unterstützen möchten

Rezension Peter J. König: Untergetaucht. Eine junge Frau überlebt in Berlin 1940 - 1945-Marie Jalowicz Simon

Selten hat eine Biographie durch solche schonungslose Offenheit überzeugt, wie die hier dargelegte Erfahrung einer jungen Jüdin, die im Jahre 1942 unmittelbar vor ihrer Deportation in ein Konzentrationslager entschied, in den Untergrund zu gehen, um so unentdeckt vielleicht die Nazizeit zu überleben oder eventuell sich den Schergen durch Flucht ins sichere Ausland zu entziehen. Das im S. Fischer-Verlag erschienene Buch sind die Erinnerungen der damaligen Abiturientin Marie Jalowicz, Tochter eines angesehenen jüdischen Rechtsanwaltes in Berlin. Über 50 Jahre schwieg die spätere Professorin für Antike Literatur und Kulturgeschichte an der Humboldt-Universität und vermied es selbst ihrem Sohn Hermann Simon auch nur andeutungsweise von ihren Erinnerungen aus dieser Zeit zu erzählen.

Erst kurz vor ihrem Tod, Marie Jalowicz Simon starb 1998, entschloss sie sich auf eindringliches Bitten ihres Sohnes hin, er war mittlerweile Direktor der Stiftung Neue Synagoge Berlin-Centrum Judaicum, ihre zeitgeschichtlich so wichtigen Erfahrungen im Untergrund von Berlin in den letzten Kriegsjahren der Nachwelt zukommen zu lassen. Auf 77 Tonbändern wurden ihre Erinnerungen festgehalten, die Autorin Irene Stratenwerth hat zusammen mit Hermann Simon dieses entlarvende Buch über den verkommenen Zustand jenes Nazi-Deutschlands zu Papier gebracht.

Dass die 19jährige Jüdin überhaupt sich entschloss, sich nicht wie die allermeisten Glaubensgenossen von den national-sozialistischen Mördern abtransportieren zu lassen, verdankt sie ihrem unbändigen Willen überleben zu wollen. Dass dies ihr auch gelang, beruht auf ihrer Intelligenz und ihrer Auffassungsgabe für sie gefährliche Situationen sofort zu erkennen, um selbstbeherrscht rational immer wieder nach neuen Auswegen zu suchen. Dabei nahm sie alle Pein auf sich und sie war sich nicht zu schade, auch sexuell ausgebeutet zu werden. Ständig musste sie neue Verstecke suchen, sich bei Menschen einquartieren, die bereit waren ihr Unterschlupf zu bieten, um sie dann mit allen möglichen Arbeiten schonungslos zu belasten. Selbst die spontanen Verlobungen mit einem bulgarischen und einem holländischen Fremdarbeiter dienten dazu, wieder einmal für eine gewisse Zeit überleben zu können. Dabei grenzt es an ein Wunder, dass Marie Jalowicz sich jeder brenzligen Situation vor Entdeckung entziehen konnte, zumal die Bombenangriffe auf Berlin immer verheerender wurden und Wohnraum kaum noch vorhanden war. Immer wieder gelang es ihr durch permanenten Ortswechsel ihre wahre jüdische Identität zu verbergen, ihr Organisationstalent schaffte es wenigstens, ein Minimum an notwendiger Nahrung aufzutreiben.

Neben den unglaublichen Willensanstrengungen von Marie Jalowicz zu überleben, besteht der wahre Wert dieses Buches darin, hautnah zu erfahren, wie die Deutschen, und dies speziell in den unteren Schichten, denn dort suchte die Protagonistin ihre Chance sich im Untergrund zu verbergen, gegenüber dem Regime eingestellt waren, ob sie bereit waren zu helfen oder wie weit der bedingungslose Gehorsam gegenüber den Nazis ausgeprägt war. Diesbezüglich liefert das Buch einen erkennenswerten Eindruck, es zeigt den Zustand dieser bestimmten deutschen Gesellschaftsschicht zum Ende der Nazizeit von innen heraus. Es zeigt aber auch, wie es Hitler und seine Gesellen geschafft haben, innerhalb von wenigen Jahren eine Gesellschaft verrohen zu lassen und den Mord an den Juden als etwas Selbstverständliches zu betrachten, von den meisten zumindest.

Dass Marie Jalowicz dieses alles überlebt hat, grenzt wirklich an ein Wunder. Dass sie Deutschland nach der Kapitulation und der Erlangung ihrer persönlichen Freiheit aber nicht fluchtartig verlassen hat, ganz im Gegenteil in Berlin blieb, um hier zu studieren und um sich ein eigenes Leben aufzubauen, obwohl so viele Verwandte und Freunde von ihr von den Nazis getötet worden waren, zeigt, dass sie an ein anderes Deutschland geglaubt hat, ein Deutschland der Werte, die sie zuvor von ihren Vorfahren erklärt bekam, gerade weil sie Juden waren.

„Untergetaucht“ ist ein beeindruckendes Buch, das nicht nur sehr nachdenklich macht, was die deutsche Vergangenheit anbetrifft. Es ist damit ein unverzichtbares Zeitdokument. Aber ebenso berührend ist, mit welchem starken Willen und welcher unantastbaren Persönlichkeit diese junge Frau sich gegen ihr vermeintliches Schicksal gestemmt hat und dabei alles auf sich nahm, um zu überleben.

Sehr empfehlenswert

Bitte klicken Sie auf den Button, dann gelangen Sie zu Amazon und können das Buch bestellen.

Rezension:Womit ich nie gerechnet habe: Die Autobiographie (Gebundene Ausgabe)

"Wer zynisch und verachtend mit seinen Kunden umspringt, behandelt in gleicher Weise seine Mitarbeiter."

(Götz W. Werner) Dies ist die überaus spannend zu lesende Autobiographie des Gründers und Aufsichtsratsmitglieds der dm-Drogeriemärkte, Goetz Werner, der am 5. Februar seinen 70. Geburtstag feiern wird. Schon nach wenigen Seiten wird klar, dass dieses Buch weitaus mehr als das verkörpert, was man üblicherweise unter einer Autobiographie versteht, denn es ist zugleich ein unglaublich gut geschriebenes, praktisches Betriebslehrebuch, aber auch ein Ratgeber für angewandte Ethik.

Untergliedert in einen Prolog, 16 Kapitel und einem Epilog, entfaltet sich das Leben und Wirken dieses humanistisch handelnden, in vieler Hinsicht erfolgreichen Kaufmanns, der zunächst über Evidenzerlebnisse nachdenkt, denen er immer eine besondere Achtung schenkt, weil sie richtungsweisend für ein erfolgreiches Leben sind. Evidenz verschafft Goetz W. Werner Erkenntnis, nämlich die das Richtige zu tun. Der Autor empfiehlt, sich für Evidenzerlebnisse zu sensibilisieren, indem man in die Welt hinausgeht, offen sowie neugierig schaut und sich darauf einlässt, wer oder was uns begegnet und wofür man sich erwärmt, (vgl.: S.16).

Liest man diese Autobiografie, so stellt man alsbald fest, dass Götz W. Werner sich stets sehr offen gegenüber allem Neuen gezeigt hat und eine sehr kluge Strategie sein eigen nennt, nämlich sich nicht überstürzt von Altem zu trennen, wenn das Neue ihn auf seinem Weg weiterbringt. Dabei allerdings hat er stets die Menschen im Auge, mit denen er zu tun hat, die für ihn niemals Mittel, sondern stets Ziel seiner Handlungen sind.

Der in Heidelberg geborene Drogist schreibt von den Anfängen seines Berufslebens, vom Betrieb seines Vaters, den er umkrempeln wollte als er erkannte, dass der gesamte Einzelhandel im Umbruch war. Als sein Vater seine Idee nicht mittragen wollte ging Werner seinen eigenen Weg und eröffnete 1974 seinen ersten Laden, nachdem die Preisbindung gefallen war. Man liest von seinem Konzept mit weniger Waren mehr Umsatz zu tätigen, aufgrund attraktiverer Preise und er vergisst dabei nicht zu erwähnen, dass der Umsatz letztlich der Applaus der Kunden ist.

Der Unternehmer berichtet wie er seine Firma aufgebaut hat und welche Kriterien er bei den Bewerbungen für das Filialnetz seiner Führungskräfte als wichtig erachtet hat. Er schreibt von bestimmten Handlungsmustern des unternehmerischen Erfolgs und warnt vor empirischem Handeln, weil man stets neue Fähigkeiten benötigt, um auf die Herausforderungen des Marktes zu reagieren, (vgl.: S.56).

Der Autor schreibt auch wie er zum anthroposophischen Denken kam und wie ihm klar wurde, dass er dieses Denken in sein unternehmerisches Handeln umsetzen müsse. Unter Anthroposophie besteht man übrigens die Weisheit vom Menschen. Für Werner ist sie zur Quelle geworden, um die Welt und die Menschen besser zu verstehen. Sie veranlasste ihn lösungsorientiert und nicht problemorientiert zu handeln. Für diesen Unternehmer gilt: "Wenn ein Unternehmer die Welt und seine Mitmenschen nicht liebt, wird er auf Dauer nicht erfolgreich sein." (Zitat S.66)

 Man liest vom Werner`schen Kundengrundsatz, der ihn immer wieder vor Herausforderungen gestellt hat. Sein Ziel war es "Kundenbedürfnisse zu veredeln", d. h. Bedürfnisse zu befriedigen ohne sie "billig zu stimulieren", (vgl.S.70). Für ihn war klar: "Wer den Menschen nur zum Mittel macht, nicht zum Zweck, wird nicht den Menschen bedienen, sondern den Geldbeutel", (Zitat S.72). Werner legte von je her Wert auf ehrliche Kommunikation, was man ihm völlig abnimmt, wenn man dieses Buch gelesen hat.

Man erfährt wie er schon früh ökologisch und nachhaltig dachte und handelte, liest Wissenswertes zu Alnatura- Produkten, die in seinen Märkten angeboten werden, erfährt auch Näheres zu den dm-eigenen Produkten und der Idee, die dahinter steht.

Natürlich schreibt er auch über seine beiden Frauen und seinen sieben Kinder. Einfach hat dieser Mann er sich nicht gemacht als seine erste Frau krank wurde, sich trennte und schließlich Selbstmord beging. Werner ist ein Familienmensch ohne kostspielige, exklusive Hobbys, ein Mensch, der es versteht zwischen Berufs- und Privatleben keine künstliche Trennlinie zu ziehen, ein Mensch mit viel Herz. Sehr berührend.

Er schreibt in seinem Buch auch von seinem Umgang mit seinen Mitarbeitern und wie er sich vom Hierarchiebewusstsein in seiner Firma verabschiedete, um es in ein Prozessbewusstsein zu verwandeln. Die Folge dieser Verwandlung ist, dass der Maßstab der Mitarbeiter nicht mehr der Chef, bzw. Vorgesetzte, sondern der Kunde ist, (vgl. S. 101). Für Werner heißt Wirtschaft füreinander tätig zu sein und Arbeit ist für ihn dazu da, dass man sich entwickelt, dass man über sich hinauswächst, (vgl. S.103).

Man liest über professionelles Projektmanagement und auch über die beiden Dinge, die ein erfolgreicher Unternehmer benötigt: Eine klare Vision und die liebe zum Detail, (vgl. S.125). Dabei ist beides gleich wichtig. Er schreibt darüber, wie notwendig es ist, dass Mitarbeiter angstfrei über Verbesserungen in der Firma reden können. Nur so kann ein Unternehmen sich täglich neu erfinden und Schwachstellen beseitigen. Werner weiß, dass konstruktive Unzufriedenheit mit herrschenden Umständen die Voraussetzung für Innovation darstellt, (vgl.: 134). Er ist selbstbewusst genug, sich dieser konstruktiven Unzufriedenheit zu stellen, um zu lernen.

 Er schreibt über die vier Schritte von Veränderung und verdeutlicht, dass der richtige Rhythmus zwischen Kontinuität und Kreativität die eigentliche Herausforderung erfolgreichen Unternehmertums darstellt. Geistesgegenwart ist wichtig. Werner ist immer präsent, bewusst zukunftsgewandt und lösungsorientiert. Für ihn, der an Reinkarnation glaubt, besteht das Leben in Aufgaben, die es zu lösen gilt und er weiß, dass es immer einen Weg gibt, für einen Menschen, der wirklich unternehmerisch disponiert ist, (vgl. S.151).

Werner vermutet, dass seine sportliche und unternehmerische Grundhaltung ihn vor großen Krisen bewahrt hat. Weil er stets sensibel für Veränderungen war, kann er auf eine kontinuierliche Entwicklung ohne wesentliche Rückschläge zurückblicken, (vgl.: S. 151).

Es führt zu weit, auf all die Einzelheiten seines im Buch dargelegten, betriebswirtschaftlich sinnvollen Handels einzugehen. Erwähnen möchte ich allerdings die "dialogische Führung". Werner erkannte, dass am Abteilungsdenken die Gemeinschaft zerbricht und es anstelle von Kooperation nur Konkurrenz gibt in Firmen mit diesem Grundmuster, das kontraproduktiv ist für den Firmenerfolg. Ein wesentlicher Teil der Entwicklung bestand für Werner in seinem Unternehmen in der Reflexion des Tuns, der Organisation und Firmenkultur. Für ihn ist es wichtig, dass Mitarbeiter aus eigener Einsicht und eigener Verantwortung handeln. Bei dem von ihm bevorzugten dialogischen Führungsstil geht es darum, dass im Gespräch auch immer Sinn vermittelt wird. Die Art dieses Umgangs fördert die Selbstbestimmung des Einzelnen.

Werner schreibt auch von dem Wechselspiel zwischen Wachsen und Schrumpfen und darüber, dass Frauen viel eher bereit sind, Verantwortung zu übernehmen, während Männer zunächst fragen, wer eigentlich dafür zuständig ist, (vgl.: S. 198).

Es ist schon interessant zu lesen, dass der Umbau und die Verflachung der Hierarchie ein wesentlicher Schritt für den weiteren Erfolg vom dm war. Das hatte ich fast vermutet, nachdem ich viele Jahre als Kundin meine Personalbeobachtungen dort angestellt habe. Ich kenne sonst keinen Markt, der so viel Freundlichkeit und Harmonie ausstrahlt. Das ist sicher auch ein Ergebnis der Prozessorientierung.

Werner hat sich viele Gedanken über den Wert der Arbeit eines Jeden gemacht und er begreift ein Unternehmen als einen sozialen Organismus. Diesen Gedanke, den er näher ausführt (S. S. 225ff) sollten sich viele Unternehmer bewusst machen. Es würden manche Schwierigkeiten nicht entstehen, weil man den nötigen Respekt voreinander spürt, um bereits zu sein, gemeinsam an einem Strang zu ziehen.

Werner streift auch die Fehlentwicklungen bei Schlecker, deren Ursachen sehr schnell klar werden. Aber auch Werners Idee eines Grundeinkommens bleibt im Buch nicht ausgespart und auch nicht seine Professur und der Rückzug aus dem operativen Geschäft seiner Firma. Doch ich möchte nicht zu viel verraten...

Besonders gut gefallen hat mir nachstehender Gedanke des Autors, mit dem ich die Rezension beenden möchte:"Der Mensch ist ein Wesen auf der Suche nach Sinn. Er braucht eine spezifische Aufgabe, die darauf wartet, von ihm gelöst zu werden. Er lebt in der Hingabe an eine solche Aufgabe." (Zitat: S. 256)

Ich bin völlig fasziniert von Götz W. Werner, dessen Lebensklugkeit und dessen großes soziales Engagement mich völlig gefangen nimmt. Seine Autobiografie kann man nicht genug loben.

Ein Buch, das ich nachdrücklich empfehle.

Bitte klicken Sie auf den Button, dann gelangen Sie zu Amazon und können das Buch bestellen.