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Rezension: Juliette Gréco - So bin ich eben.

Diese spannend zu lesende Autobiographie hat die 85 jährige, französische Intellektuelle, Chansonsängerin und Schauspielerin Juliette Gréco (7. Februar 1927) verfasst. Sie ist das Enkelkind einer begüterten Großmutter, in deren Haus sie gemeinsam mit ihrer Schwester ihre frühe Kindheit verbrachte. Juliettes Eltern trennten sich wenige Jahre nach ihrer Geburt rasch wieder. Ihre Mutter war eine engagierte Widerstandkämpferin, die wegen ihres Engagements von ihrer Tochter sehr bewundert wurde, aber Juliette litt an deren Kälte. Sie fühlte sich von ihr nicht angenommen.

Dieses komplizierte Mutterverhältnis hat sich auf all ihre Liebesbeziehungen, die sie später mit Männern und Frauen gleichermaßen pflegte, offensichtlich ausgewirkt. In Bezug auf ihre Mutter, über die man im Buch Erhellendes erfährt, schreibt sie resümierend: "Für die Frau, die sie war, hatte ich immer Respekt; aber keinen für die Mutter, die sie war, sie war meistens abwesend, trotzdem faszinierte sie mich", (Zitat. S.25). In den Schilderungen der Tochter wird deutlich, dass die Mutter auch dann, wenn sie sich im gleichen Raum wie Juliette aufhielt, diese nicht wahrnahm und niemals ein Wort des Trostes für sie fand.

Die Autorin berichtet von den Kriegsjahren, der Gefangenschaft ihrer Mutter, schließlich ihrer Schwester und auch von ihr selbst seitens der Gèstapo. Gréco wurde in der Gefangenschaft körperlich sehr misshandelt. Auch darüber berichtet sie und davon, dass ihre Mutter und ihre Schwester Charlotte Ende Januar 1944 gemeinsam mit tausenden anderer Frauen ins Konzentrationslager Ravensbrück verschleppt und kurz darauf als Zwangsarbeiterinnen ausbeutet wurden. Die Mutter und die beiden Töchter überlebten trotz all der Qualen den Krieg. Das ersehnte Familienleben fand aber auch dann nicht statt.

Gréco schreibt, was sich in Paris unmittelbar nach der Befreiung ereignete und unterstreicht: "Seit meiner Zeit im Gefängnis mache ich mir über die menschliche Natur keine Illusionen mehr." (Zitat: S.55).

Man liest von ihren jungen Jahren in Saint-Germain-de Prés nach 1945 und wie es dazu kam, dass sie Schauspielerin und Chansonsängerin wurde. Saint-Germain-de Prés war das angesagte Viertel in Paris in der Nachkriegszeit. Hier versammelten sich die Intellektuellen, hier lebte man den Existentialismus, die neue Bewegung, die für Freiheit und Verantwortung steht.

Im Café Flore empfingen das Paar Sartre-Beauvoir junge Intellektuelle. Darüber schreibt Gréco sehr plastisch und über all die Menschen, die sie hier kennen lernte, nicht zuletzt auch berühmte amerikanische Jazzmusiker, unter ihnen Miles Davis, der ihr Geliebter wurde, (vgl.: S.74).

Jean Paul Sartre hat Juliette Gréco, die damals als Muse von Saint-Germain-de Prés galt, dazu überredet Chansons zu singen. Sie wählte die Texte, die er ihr zur Auswahl gab, mit viel Gespür für intellektuellen Tiefgang aus. Gréco war schon als junge Frau sehr belesen. In den schwierigen Zeiten waren es die Bücher, die sie forttrugen und ihr neue Welten eröffneten, (vgl.: S.56).

Es macht viel Freude ihre Charakterisierungen verschiedener Menschen zu lesen, so etwa im Hinblick auf Sartre, Miles Davis, Léo Ferré aber auch Jaques Brel, mit dem sie eine tiefe Freundschaft verband und Serge Gainsbourg. Juliette Gréco ist eine gute Beobachterin und eine ebenso gute Analytikerin, das zeigen diese Charakterskizzen.

Die Texte ihrer Chansons sind teilweise in deutscher und französischer Sprache abgedruckt und in der Mitte des Buches hat man Gelegenheit, sehr schöne Fotos dieser hoch attraktiven Französin zu bewundern.

Gréco schreibt über ihre Musiker, ihre Textdichter, ihre Kollegen und Freunde, auch über ihre drei Ehemänner, zuallererst über den Vater ihrer Tochter, Philippe Lamaire. Sie trennt sich stets von ihren Männern und Liebhabern, wenn diese sie zu langweilen beginnen. Auch Michel Piccoli hat sie am Ende nur nur noch gelangweilt.

Die Autorin berichtet natürlich auch von ihren Filmen, die sie nicht nur in Frankreich drehte, berichtet von ihrer Beziehung zum Publikum, ihren Ritualen, dem Spiel mit ihrem Körper und wie sie mit ihrem Publikum bei Auftritten verschmilzt.

Gefallen haben mir ihre Gedanken zu ihrer persönlichen Freiheit und hier auch, dass sie nie in Geschlechtskategorien gedacht hat.

Ganz zum Schluss gibt sie den Lesern Einblick in das ABC ihres Lebens. Unter dem Buchstaben L findet sich auch der Begriff Lächeln. Juliette Greco definiert: "Ein Geschenk, das wir unseren Mitmenschen machen." Auf ihren Bildern lächelt sie sehr häufig und verdeutlicht damit, dass sie gerne schenkt. Das gelingt ihr deshalb so gut, weil sie ein wirklich freier Mensch ist.

Ein Buch einer interessanten und dabei klugen, schönen Frau, das ich sehr gerne empfehle.
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Rezension:Legendäre Gastgeberinnen und ihre Feste (Gebundene Ausgabe)

Autorin dieses reich bebilderten, farblich sehr edel gestalteten Buch ist die Journalistin Claudia Lafranconi. Sie hat übrigens Kunstgeschichte in Bonn, Rom und Florenz studiert.

 "Legendäre Gastgeberinnen und ihre Feste" wurde nach kulturhistorischen Kriterien untergliedert. Im Rahmen von insgesamt vier Kapiteln werden berühmte Gastgeberinnen und ihre speziellen Verhaltensmuster kurzweilig porträtiert. Dabei nehmen die Salonièren den Anfang, denen die Extravaganten, die Kreativen und die First Ladys folgen.

Die Salonièren, unter ihnen Berta Zuckerkandl und Elsie de Wolf, luden in ihre Wohnung Intellektuelle, Schauspieler, Politiker und Künstler ein, um sich über kulturelle Themen auszutauschen. Die Damen waren allesamt hochgebildet und beabsichtigten nicht nur auf diese Weise Einfluss auf Politik und Kultur auszuüben, sondern auch Literaten, Musikern und Künstlern eine Plattform für ihre Werke zu geben. Zum Wesen einer Salonière gehört, dass sie Hof hält, Gespräche dirigiert und Kontakte zwischen den Menschen knüpft. Zur Sprache gebracht wird Berta Zuckerkandl, Elsie de Wolfe, Emarald Cunard, Gertrud Stein und Alice B. Toklas, wie auch Marie-Laure de Noailles, die dies alles perfekt konnten.

 Die Extravaganten entsprachen nicht den Normen ihrer Zeit. Aufgrund ihrer extravaganten Ideen inspirierten sie aber Künstler, Modeschöpfer und Designer zu Hochleistungen und gingen als Trendsetterinnen ins 20.Jahrhundert ein. Im Fokus stehen hier: Alva Vanderbild, Marchesa Luisa Casati, Elsa Maxwell, Diana Vreeland und Sao Schlumberger.

Interessanter als die Extravaganten finde ich allerdings die Kreativen. Genannt werden: Dorothy Draper, Lady Diana Cooper, Frida Kahlo, Lee Miller und Adele Mailer. Diese Frauen sollen ihre Talente keineswegs bloß auf der Bühne, mit Pinsel und Palette oder mit der Kamera unter Beweis gestellt haben, sondern eben auch auf den Festen, die sie gaben und hier beim Eindecken, Dekorieren und bei der Zubereitung von Speisen

Zum Schluss dann werden die First Ladys in ihrer Funktion als Gastgeberin beleuchtet. Die Frauen, um die es hier dann geht, sind: Marianne Fürstin zu Sayn-Wittgenstein, Marie-Hélène de Rothschild, Jacqueline Kennedy und Isa Gräfin von Hardenberg.

Deutlich bei allen wird, dass eine Grundvoraussetzung dafür, um als gute Gastgeberin zu gelten, ein gerütteltes Maß an Bildung- dazu zählt auch Herzensbildung und die Fähigkeit sich zurückzunehmen gehört. Seinen Gästen muss zuhören können und man muss für ihr Wohl sorgen, ohne dabei aufdringlich zu sein. Unterhalten, überraschen und verwöhnen zählen zu den Hauptaufgaben einer guten Gastgeberin, doch sie sollte auch logistische Fähigkeiten besitzen und diese keineswegs nur durch eine durchdachte Sitzordnung zum Ausdruck bringen. Die Gastgeberin gibt nicht nur, sie gestaltet und organisiert auch.

 Dieses Buch zu lesen, hat Freude bereitet. Als Liebhaberin gelungener Fotos bin ich natürlich entzückt von den Aufnahmen, mittels denen man einen Eindruck von den textlich bestens porträtierten Gastgeberinnen enthält.

 Empfehlenswert.

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