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Rezension:WageMutige Frauen: 16 Porträts aus drei Jahrhunderten (Broschiert)

Der Psychologe Dieter Wunderlich stellt in seinem Buch 16 Frauen vor, die sich durch bemerkenswerten Mut ausgezeichnet haben.

Die Rede ist von der Theaterreformerin Friederike Caroline Neuber (1697- 1760), der promovierten Ärztin Dorothea Erxleben (1765-1862), der Ballonfahrerin Wilhelmine Reichard (1788-1848), der Pionierin der Frauenbewegung Mathilde Franziska Anneke (1817-1884), der Nobelpreisträgerin Bertha von Suttner, der Unternehmerin Margarte Steiff (1847- 1909), der Juristin Emilie Kempin -Spyri (1853-1901), der Bildhauerin Camille Claudel (1864-1943), der Begründerin des modernen Ausdruckstanzes Isadora Dunvan (1877- 1927), der Flugpionierin Amelia Earhart (1897-1937), dem Revuestar Josephine Baker (1906- 1075), der Regierungschefin Indira Gandhi (1917-1984), der Gründerin eines Erotikkonzerns Beate Uhse (1919-2001), der Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner ( geb. 1947) und der Stierkämpferin Christina Sanchez (geb. 1972).


Beeindruckt bin ich vor allem von Dorothea Erxleben. Diese war die erste und eineinhalb Jahrhunderte auch die einzige Ärztin in Deutschland, die ihren Beruf offiziell ausüben durfte und Bertha von Suttner, die mit ihrem Roman "Die Waffen nieder" im Alter von sechsunvierzig Jahren zur Symbolfigur der Friedensbewegung wurde. Als erste Frau erhielt sie den Friedensnobelpreis.


Hochinteressant sind die knappen Lebensdarstellungen von Margarete Steiff, die durch eine Kinderlähmungserkrankung gehunfähig wurde, aber dennoch im Alter von dreißig Jahren ein rasch expandierendes Stofftier-Unternehmen gründete und von der promovierten Juristin Emilie Kempin-Spyri, die in New York eine Rechtsschule gründete und als erste Frau an der dortigen juristischen Fakultät der Universität dozierte. Wieder zurückgekehrt in die Schweiz zerbrach die Juristin an den gesellschaftlichen Vorurteilen. Man verhinderte erfolgreich ihre Zulassung als Anwältin, weil sie eine Frau war.


Gertrud Bells Kenntnisse der arabischen Welt erlaubten es ihr zwischen den Ländern Vorderasiens und dem Westen zu vermitteln, ebenso wie es T.E Lawrence tat, mit dem sie befreundet war. Sehr ungewöhnlich für eine Frau in jenen Jahren!


Wagemutig war auch Beate Uhse, die in der Nachkriegszeit eine dreiseitige Erläuterung der Knaus- Ogino-Methode zur Geburtenkontrolle drucken ließ und damit einerseits zur Geburtenkontrolle, anderseits aber auch zum unverkrampften Liebesspiel beitrug und schließlich das Fundament für ihren Erotik-Versandhandel schuf.


Alle vorgestellten Damen sind ihren eigenen Weg gegangen und haben selbstverständlich davon abgesehen, ihren Geschlechtsgenossinnen die Augen auszuhacken. Sie hatten es nicht nötig, denn sie besaßen genügend eigenes Können und dazu noch Mumm um ganz ihre Frau zu stehen. Neid war ihnen, wie allen fähigen Menschen, fremd.



Empfehlenswert!


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Rezension: Portrait eines glücklichen Menschen. Der Gärtner von Versailles.: Der Gärtner von Versailles. Andre Le Notre 1613 - 1700

Der Gartenbau-Architekt Andre Le Notre verfügte nicht nur über breitgefächerte Kenntnisse in der Botanik, sondern hatte sich auch mit Mathematik, speziell mit der Geometrie auseinandergesetzt, bevor er die Menschen mit seinen kreativen Schöpfungen erfreute.

Wobei der so genannte "goldene Schnitt" die Grundlage bildete für all seine genialen, auf Harmonie angelegten Gartenkonzeptionen, die in den Parkanlagen von Versailles schließlich ihre Vollendung gefunden haben.

Erik Orsenna führt den Leser an alle wesentlichen Wirkstätten des bedeutenden Meisters.

Beginnend mit dessen erstem großen Wurf, der Parkanlage von Schloss Vaux, welcher auf Betreiben Ludwig XIV zum Aufstieg Le Notres führte, verdeutlicht der Autor das herausragende Können dieses Vegetationsenthusiasten.

Nachdem Le Notre in "Vaux" bewiesen hatte, was er konnte, wird er "Zeichner der königlichen Gärten" und "Kontrolleur der Gebäude". Als enger Berater des schnell gelangweilten Sonnenkönigs erfreut er diesen durch fortwährend visuelle Veränderung der von ihm kreierten Gärten. Seine einzigartigen Gemälde aus Boskette, Springbrunnen und Skulpturen machen Le Notre berühmt in ganz Europa. Doch bleibt sein primäres Aktionsfeld Frankreich und man liest von vielen alten Schlössern, wie etwa Fontainebleau oder Saint - Germain, denen er seinen floralen Stempel aufgedrückt hat. Le Notre hat die französischen Gärten verändert und so den "Französischen Garten" gestaltet. Auf diese Weise hat der Mann mit dem grünen Finger wohl nicht nur seinen König glücklich gemacht.

Orsenna spürt im vorliegenden Text der farbigen Fülle nach, welche Le Notres Schöpfungen zu Lebzeiten des Sonnenkönigs in weitaus größerem Maße hatten als heute und verschafft dem interessierten Leser durch seine pythagoräischen Impressionen ein paar durchaus angenehme Stunden.

Vor dreihundertdrei Jahren verstarb Andre le Notre. Vieles spricht dafür, dass der große Gartengestalter tatsächlich ein so glücklicher Mensch war, wie Ludwig XIV es von ihm annahm.


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Rezension: Alles, was ich in der Welt verlange. Das Leben der Johanna Schopenhauer

Schauplätze dieses Buches sind in erster Linie Danzig, Hamburg, Weimar und Bonn. Dort nämlich hat Johanna Schopenhauer gelebt. Diese Frau war eine Zeitgenossin Goethes. Der von ihr verehrte Dichterfürst gehörte dem engeren Kreis der hochkarätigen Gäste ihres weltberühmten Salons an.

Wer war diese, von so vielen klugen Personen geschätzte Dame? Carola Stern spürt der Frage nach und malt ein farbintensives Bild von ihrer Protagonistin, welches so nur entstehen konnte, weil die Autorin sich eingehend mit Fakten und Anekdoten zur beschriebenen Person auseinandergesetzt hat.


Ihrem doppelt so alten Ehemann gegenüber, den die wissbegierige Johanna mit achtzehn Jahren aus Vernunftsgründen heiratet, fühlt sie sich durch die Liebe zur Kunst und Literatur, sowie durch die Neigung gegenüber den Idealen der französischen Revolution verbunden. Der sehr begüterte Großkaufmann bereist gemeinsam mit seiner jungen Gemahlin viele Städte Europas, um seine Handelsgeschäfte vor Ort erfolgreich zu betreiben und sich kulturhistorisch zu bilden.
Wir erfahren von Stern, dass Johanna Schopenhauer, während dieser Reisen nie am üblichen Damenprogramm teilnimmt, sondern aufgeschlossen, an der Seite ihres Mannes neue technische Errungenschaften kennenzulernen sucht. Dennoch bewegt sich ihr inneres Verhältnis zu Heinrich Floris Schopenhauer auf dem "schwierigen Grat zwischen Resignation und Eigensinn." ( Was dies bedeutet, führt die Autorin im Einzelnen näher aus). Das Verhältnis zu ihren beiden Kindern Adele und dem späteren Philosophen Arthur ist, wie Stern berichtet, unterkühlt.


Johannas Gatte, der in Hamburg Selbstmord begeht, macht sie zunächst zur reichen Witwe, die sich in der Folge alsbald ein freies, großzügiges Leben gestattet. Die Vierzigjährige mietet im "Athen des Nordens", in Weimar also, nicht weit von Goethes Wohnhaus entfernt, eine standesgemäße Wohnung an und beginnt ihr neues Leben. Sie gewinnt Freunde, wie etwa den Gelehrten Fernow, den Schriftsteller von Gerstenbergk und schließlich den Theaterleiter Carl von Holtei. Christiane, die vielgeschmähte Gattin Goethes wird von ihr zum Tee gebeten. Durch diese Geste erwirbt sich Madame Schopenhauer das Wohlwollen des großen Dichters, als dessen kritiklose Verehrerin sie sich zeitlebens zeigt. Johanna beginnt zu schreiben, Romane, kunsthistorische Werke, Reiseberichte. Sie wird zur vielgelesenen und bekanntesten Schriftstellerin ihrer Zeit. Mittels Schreiben finanziert sie schließlich ihr Leben und das Leben ihrer Tochter, nachdem sie durch Misswirtschaft des Danziger Bankhauses Muhl nahezu ihr gesamtes Vermögen verloren hat. Zu diesem Zeitpunkt hat die resolute Mutter den Kontakt zu Sohn Arthur, dem galligen Frauenfeind, bereits abgebrochen.


Nicht zuletzt aufgrund der allgemeinen Teuerung zieht sich Johanna, wenige Jahre vor Goethes Tod, nach Unkel am Rhein und später nach Bonn zurück, wo sie fortwährend bemüht ist, ihrem Verleger Brockhaus Vorschüsse für noch nicht geleistete Arbeit zu entlocken. Die Autorin verweist auf Johannas "erstaunlichen Geschäftssinn", der sich "besonders im Umgang mit Verlegern" äußert. Aber "Madame Schopenhauer kann nicht haushalten, nicht von ihren Ambitionen lassen, sich nicht eingestehen, dass sie dabei ist, arm zu werden, und stürzt sich und ihre Tochter in immer höhere Schulden". Am Ende ihres Lebens lässt sich Johanna Schopenhauer in Jena nieder. Weimars Großherzog Karl-Friedrich gewährt der alten Dame, nach entsprechenden Bittgesuchen, eine Pension, die es der einst wohlhabenden Kaufmannstochter erlaubt, einigermaßen standesgemäß ihre letzten Jahre zu verleben....


Ein hervorragendes Buch, das nicht nur die Zeit der Weimarer Klassik wieder aufleben lässt, sondern auch Einblicke gibt in das Kaufmannsleben der alten Hansestädte Danzig und Hamburg, unmittelbar vor der Industrialisierung. Johanna Schopenhauer kannte viele bedeutende Zeitgenossen, war allem Kulturellen und Intellektuellen gegenüber äußerst aufgeschlossen. Fremd blieben ihr einzig ihr Sohn und dessen Philosophie. Arthur Schopenhauer hat sich allerdings auch alle Mühe gegeben, das Verhältnis zu seiner Mutter denkbar negativ zu gestalten und ihr den Zugang zu ihm und seinem Denken zu versperren!


Letzte Anmerkung: Die allen Kapiteln des Buches vorangestellten Scherenschnitte visualisieren auf subtile Weise die Welt der Empfindungen in jener Zeit!


Im Buchhandel erhältlich.

Rezension:Leidenschaft: Goethes Weg zur Kreativität: Eine Psychobiographie (Taschenbuch)

Der Facharzt für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie Prof. Dr. Rainer M. Holm-Hadulla lehrt an der Universität Heidelberg. Ferner ist er als Psychoanalytiker tätig und berät Wissenschaftler, Künstler, Unternehmer und Politiker.

In der vorliegenden Psychobiographie geht Holm-Hadulla der Frage nach welche Umstände die überbordende Kreativität Goethes auslösten und immer wieder gefördert haben. Der Psychotherapeut lotet das gesamte Leben, aber auch viele der Werke des Dichters diesbezüglich aus und kommt zu bemerkenswerten Ergebnissen.


Abgeleitet ist das Wort Kreativität von dem lateinischen Wort "creare", das "schaffen, erzeugen, gestalten" bedeutet. Holm-Hadulla hält fest "Kreativ kann eine begabte Person sein, wenn sie sich auf einem erfolgversprechenden Gebiet und in einem fördernden soziokulturellen Kontext produktiv betätigt."


Der Autor nennt fünf Bedingungen für Kreativität - Begabung, Wissen, Motivation, Persönlichkeit sowie Umgebungsbedingungen - und geht im Einzelnen auf diese Bedingungen näher ein.


Begabungen lassen sich aufgrund der modernen Intelligenzforschung in sieben Bereiche untergliedern: sprachlich, logisch-mathematisch, musikalisch, körperlich - kinästhetisch, räumlich, interpersonal und intrapersonal.


Neben den intellektuellen Begabungen sind bestimmte Denkstile günstig für die Kreativität und zwar solche die flüssig, assoziativ, divergent und originell sind.


Handwerkliches und intellektuelles Wissen bilden die Voraussetzungen Informationen neu und originell zu kombinieren.


Sollen aus Begabungen kreative Produkte entstehen, sind verschiedene Motivationen erforderlich. Holm-Hadulla nennt drei Faktoren: Neugier, Interesse und Ehrgeiz.


Der Wissenschaftler begreift Neugier als einen Ausdruck von Lebendigkeit. Er macht deutlich, dass sie nur dann zu kreativen Leistungen führt, wenn ausreichend Sicherheit in der Person und ihrer Umgebung vorhanden ist. Interesse definiert der Autor als Bedürfnis und Fähigkeit, sich von einer Sache völlig gefangen nehmen zu lassen. Ehrgeiz schließlich ist das Streben nach Anerkennung.


Holm-Hadulla nennt in der Folge Persönlichkeitseigenschaften, die mit Kreativität assoziiert werden: "Flexibilität, Originalität, Selbstvertrauen, Widerstandsfähigkeit, Authentizität und Transzendenz."


Transzendenz, gemeint ist die Realisierung von Werten, die außerhalb egoistische Bedürfnisse liegen, ist nach Meinung des Professors die wesentliche Vorraussetzung der Kreativität. Ferner spielen bei allem kreativitätsfördernde Entwicklungsbedingungen eine Rolle.


Holm-Hadulla untergliedert Leben und Werk Goethes in die Abschnitte: Kindheit und Jugend: Frankfurt 1749-1765, Leipziger Studentenkrise 1765-1768, Rückkehr ins Elternhaus 1768-1770, Flucht vor der Liebe: Straßburg 1770-1771, Frankfurter Refugium 1771-1772, Leidenschaft und Entsagung: Wetzlar 1772, Frankfurter Geniezeit 1772 -1775, Goethes Konflikte im Spiegel seiner frühen Dramen, Zeit der Reife: Weimar 1775-1786, Neugeburt in Italien 1786-1788, Die große Liebe: Weimar 1788-1806, Politische Veränderungen und neue Leidenschaften, 1806-1821 (Wilhelmine , Silvie, Marianne), Späte Liebe , Alter und Abschied 1821-1832 und subsumiert die Sachverhalte den Kriterien der Kreativität gemäß.


In seiner Psychobiographie verdeutlicht der Autor schrittweise die kreative Selbstwerdung des Dichters. Er schreibt von Ängsten, Verzagtheiten und quälenden Minderwertigkeitsgefühlen in dessen Jugend, dessen Beziehung zu den Eltern, der Schwester Cornelia und den Jugendfreunden.


Thematisiert wird die Art des Umgangs mit traurigen Ereignissen bei Goethe, die sein ganzes Leben charakteristisch für ihn war. Immer wieder kann man Rückzug, intellektuelle Beschäftigung und Selbstversenkung, die gefühllos erscheinen konnte, wie Holm-Hadulla treffend bemerkt, feststellen, allerdings aber auch die Suche nach Alternativen, wie Lesen, Denken und Phantasieren.


Man liest von Goethes erster Liebe und allen Frauen, die besagtem Gretchen folgten. Stets hat der Dichter Liebesbeziehungen idealisierend überhöht und sich dann nicht selten entschlossen abgewandt, um so letztlich Stoff für seine Dichtungen gewonnen. Abermals und abermals zieht er schöpferische Energie aus Enttäuschung und Zurückweisung und setzt dies in schriftstellerische Arbeit um.


Der Psychiater konstatiert, dass Frauen wie Gretchen, Kätchen Schönkopf, Friederike Brion, Charlotte Buff, Frau von Stein, Marianne Willemer und Ulrike von Levetzow zum Projektionsschirm für Gefühle und Ideen wurden. Goethe soll sich in diesen Damen gespiegelt und die Empfindungen seiner Geliebten aufgenommen haben und auf diese Weise bereichert zu sich zurückgekehrt sein.


Holm-Hadulla macht den Leser mit dem Begriff des poetischen Selbst vertraut. Poetisch kann man nach seiner Auffassung ein Selbst nennen, das sich im Sinne der griechischen Auffassung von "poiein" (machen, gestalten, schöpferisch tätig sein) in einem kreativen Prozess der Selbstfindung und Selbstverwirklichung befindet.


Aus psychologischer Sicht erfüllen Goethes Dichtungen die Funktion ein kohärentes und wirksames Selbst poetisch zu erzeugen.


Professor Holm- Hadulla hält fest, dass die Dichtung zunächst ungestaltete Sinneseindrücke, körperliche Empfindungen, bewusste und unbewusste Beziehungserfahrungen lebbar und damit erst wirklich machten. Weiter lässt der Psychotherapeut seine Leser wissen, dass das poetische Selbst erst dann zur vollen Entfaltung gelangt, wenn es von anderen wahrgenommen wird. Stets aufs Neue zeigt sich, - der Autor dokumentiert dies breitgefächert-, dass die poetische Selbstverwirklichung dem Dichter über viele Lebenskrisen half, wie etwa solche in seinen Jugendjahren, ausgelöst durch Friederike und Lotte.


Sehr gut analysiert sind die psychologischen Hintergründe, die zu seinem Roman "Werther" führten.


Erwähnt werden muss, dass für die Arbeiten des Dichters nicht nur seine melancholischen Stimmungen, sondern auch seine Hochgefühle von Bedeutung waren.


Anhand vieler Beispiele wird die Wechselwirkung zwischen Goethes Leben und poetischer Umsetzung, denn um eine solche ging es, sehr erhellend dargeboten.


Gedichte, Dramen, seine Romane werden thematisiert und erwartungsgemäß wird das Verhältnis zu Charlotte von Stein unter psychologischen Gesichtspunkten fokussiert, an die ihn eine geheimnisvolle Seelenverwandtschaft band. Da im realen Leben die beiden sich nicht traumverloren hingeben konnten, fand Goethes poetische Selbst einen Weg in seiner Dichtung seine Träume und Sehnsüchte auszudrücken und die Phantasien "abgelebter" Zeiten neu zu erleben.


Nicht immer gelang es Goethe mittels seines poetischen Selbst seine Konflikte zu lösen, wie sich an den Motiven seiner italienischen Reise zeigt. Hier nämlich war die Spannung zwischen künstlerischem Gestaltungsdrang und konventioneller Pflichterfüllung im Vorfeld so groß geworden, dass sie eine räumliche Veränderung herbeiführte.


Im Rahmen seiner Italienreise liest man von Goethes Sexualität. Hier unterstreicht Holm-Hadulla, dass Goethe ihr immer aufgeschlossen gegenüberstand und von daher die Vorstellung, dass der Dichter das erste Mal während der Italienreise einen Koitus erlebt habe, nicht plausibel ist. Zudem belegt der Autor, dass regelmäßiger Geschlechtsverkehr der Schaffenskraft Goethes augenscheinlich zuträglich war.


Sehr interessant auch sind die Interpretation der Liebesbeziehung zu Christiane Vulpius und die intellektuelle Freundschaft zu Schiller. Deutlich wird, dass für Goethes Kreativität Lehrer, Freunde und geliebte Frauen, denen er sich offenherzig anvertraute, von größter Bedeutung waren. Schreiben war für Goethe eine Art Selbsttherapie. Emotionale Krisen waren Anlass und Nahrung für kreative Bewältigungsbemühungen. So wäre ohne die unglückliche Beziehung zu Lotte vermutlich nicht "Werther" entstanden und ohne die unausgelebte Beziehung zu Marianne von Willemer hätte es keinen "West-Östlichen Divan" gegeben.

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Rezension : Genie und Popstar

"Am Anfang gehören alle Gedanken der Liebe. Später gehört dann alle Liebe den Gedanken." (A. Einstein)

Dies ist nicht die erste Rezension, die ich zu einer Biographie über Albert Einsteins Leben und Wirken schreibe und das finde ich interessant, weil es mir die Möglichkeit eines Vergleichs erlaubt. Das vorliegende Buch kommt meiner Neugierde entgegen, weil es neben inhaltlich sehr gehaltvollen Texten, viele Bilder und Fotos, aber auch Kopien von Original-Dokumenten, darunter diverse Briefe des Genies enthält.


Bevor ich die Biografie zu lesen begann, machte ich mich erst einmal an seinem Zeugnis zu schaffen. In allen mathematischen Fächern war der Hochbegabte ein Überflieger. Die französische Sprache schien ihm wenig Spaß zu machen, aber er zeigt durch seine Note in Geschichte, dass er sich schon früh auch für Gesellschaft und Politik interessierte und zeigt weiter, dass er Geografie ein bisschen schleifen ließ. Albert Einsteins Zeugnis dokumentiert, dass er kein Ehrgeizling war, sondern ein Hochbegabter, der Freude an Erkenntnis hatte. Auswendiglernen war seine Sache nicht, sondern stattdessen das Begreifen von Inhalten.


Ein schreibmaschinengeschriebener Brief an Roosevelt interessiert von seinem Inhalt her, seine handschriftlich verfassten Briefe machen nicht nur neugierig auf den Inhalt, sondern auch auf das Schriftbild. Einsteins Schrift ist schön gleichmäßig und zeugt von einem klaren Verstand. Er verschreibt sich nicht selten, weil er mit seinen Gedanken schon ein Stück weiter ist, streicht wild in seinen Sätzen herum, fügt Worte im Nachhinein ein, die es versehentlich nicht vor seinem Kopf aufs Papier geschafft haben. Bei Pedanten lösen seine Briefe vermutlich eine Kopfkrise aus.:-)) Inhaltlich bestätigt alles, was er sagt seine Geistesgröße. So schreibt er in einem Brief: "Wenn es sich um Wahrheit und Gerechtigkeit handelt, gibt es nicht die Unterscheidung zwischen kleinen und großen Problemen (...)Wer in kleinen Dingen die Wahrheit nicht ernst nimmt, dem kann man auch in großen Dingen nicht vertrauen." Das Originaldokument seiner "Allgemeinen Relativitätstheorie" ist auch eingeklebt. Die Aufzeichnungen umfassen sechs Seiten.

Arbeit und Schaffen ist im Buch untergliedert in:


Frühe Jahre


Schweizer Jahre


Berliner Jahre


Jahre in Princeton


Zunächst thematisiert Walter Isaacson, wo die Physik zu Ende des 19. Jahrhundert stand, skizziert kurz die Theorien Isaac Newtons und die Gedanken James Clerk Maxwells, bevor er sich mit der Geburt und Kindheit Albert Einsteins näher befasst. Man erhält einen visuellen Eindruck von Albert Einsteins Geburtshaus in Ulm, von seiner Mutter und von ihm mit seiner kleinen Schwester als sehr süßen Knaben. Anzumerken gibt es, dass er seine geliebte Schwester nach deren Schlaganfall im Jahre 1948 pflegte und ihr allabendlich aus Don Quixote aber auch esoterischen altgriechischen Büchern vorlas.

Geboren wurde Einstein am 14.3.1879 um 11.30 Uhr in Ulm. Man erfährt, womit er als Kind gerne spielte und auch, dass er sich bis ins hohe Alter seine kindliche Begeisterungs- und Verwunderungsfähigkeit bewahrte. Schon als Kind versuchte er sich Sachverhalte bildlich vorzustellen und war rebellisch genug, jede Erkenntnis zu hinterfragen.

Man liest von seiner Beziehung zur Musik, von seiner Schulzeit, auch welche Bücher er als Jugendlicher las und man wird über sein familiäres Umfeld, seine Skepsis gegenüber erlerntem Wissen, seine latente Aufsässigkeit, die schließlich Ursache war, die Schule zu wechseln, informiert. Im Sommer 1895, also im zarten Alter von nur 16 Jahren schrieb er übrigens seine erste physikalische Abhandlung. Ein Jahr später machte er in Aarau sein Abitur, das im Gegensatz zu den Legenden, die im Umlauf sind, sehr gut war.

Man liest von Mileva Maric, seiner ersten Frau, die wie er am Polytechnikum in Zürich studierte und von der jungen Liebe der beiden. Nett, dass man eine alte Ansichtskarte beigelegt hat, die Mileva an Einstein einst schrieb. Mileva und Albert waren Seelenverwandte und sollen sich sowohl intellektuell als auch spirituell von einander angezogen gefühlt haben.

Einsteins Zeit am Patentamt in Bern kommt zu Sprache. Es werden ganz kurz David Humes Theorien gestreift, weil Hume nach Einsteins Aussagen einen großen Einfluss auf sein Denken hatte. Auch Ernst Machs Theorien kommen zur Sprache und zwar weil dieser Wissenschaftler den Empirismus Humes noch ausbaute.

In der Folge wird Einsteins Quantentheorie und seine Relativitätstheorie thematisiert. Diese hier in wenigen Worten wiedergeben zu wollen, maße ich mir nicht an. Mögen sich andere mit einem solchen Ansinnen lächerlich machen. Ich verzichte darauf.


Einsteins Genialität zeichnete sich nicht zuletzt dadurch aus, dass er sich auf völlig unterschiedliche Themen zugleich konzentrieren konnte. So soll er als er über die Brownsche Molekularbewegung nachgedacht hat, zeitgleich eine Theorie mit weitreichenden Folgen für die Bewegung und Geschwindigkeit von Licht ersonnen haben.


Mit fetten Lettern im Buch wird man auf folgende Tatsache aufmerksam gemacht: "Einsteins Stärke als Wissenschaftler war sein Nonkonformismus. Seine Weigerung, Autoritäten oder Konventionen anzuerkennen, spiegelt auch in seiner politischen Haltung und in seinem Privatleben wider".

Seine Scheidung und seine zweite Ehe werden im Buch nicht ausgespart. Sein Brief an Mileva in diesem Zusammenhang ist sehr aufschlussreich und macht deutlich, dass selbst Seelenverwandte sich nicht zwingend ein Leben lang verstehen müssen.

Aufgezeigt werden in der Folge seine wissenschaftliche Karriere und in diesem Zusammenhang der Nobelpreis, der ihm 1921 verliehen wurde. Er erhielt den Nobelpreis für seine Leistungen in der Quantentheorie, nach der Licht und jegliche Strahlungsenergie aus einzelnen Teilchen bestehen.

Einstein und die Religion ist ein weiteres Thema dieses Buches, auch sein Humanismus und die großen Probleme, die die Nazis Einstein machten, weil er jüdischer Herkunft war. Einstein korrespondierte u.a. mit Freud und verließ im Alter von 54 Jahren im Oktober 1933 Deutschland, um seine wissenschaftlichen Arbeiten in Princenton fortzusetzen. Der Parzifist Einstein rückte aufgrund der Gräueltaten der Nazis vom Pazifismus ab. Weshalb das so war, wird gut nachvollziehbar dargestellt.

Der Humanist Einstein war davon überzeugt, dass eine globale Regierung die einzige Chance zur Rettung der Menschheit war, weil er wusste, dass sich selbst überlassene Staaten weiterhin aufrüsten würden und das Spannungen unvermeidlich zu Weltkriegen führen müssten.


Ich möchte an dieser Stelle nicht das ganze Buch wiedergeben und habe von daher auch nicht Einsteins Zeit am Max-Planck-Institut in Berlin beschrieben. Auch werde zu seinen letzten 22 Lebensjahren und seinem Engagement in punkto Bürgerrechte keine näheren Ausführungen machen, weil dies den Rahmen der Rezension, was den Umfang anbelangt, einfach sprengen würde.


Ein gelungenes Buch, das mir den Menschen Einstein sehr nahe bringt, in dessen Briefe ich mich gerne vertiefe, besonders in jene, in denen er seine politischen Überlegungen bekundet.
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Sehr empfehlenswert.

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Rezension:Charlotte von Stein: Eine Biographie (insel taschenbuch) (Taschenbuch)

Warum gabst du uns die tiefen Blicke

Unsre Zukunft ahndungsvoll zu schaun
Unsre Liebe, unserm Erdenglücke,
Wähnend selig nimmer hinzutraun?


Warum gabst uns, Schicksal die Gefühle
Uns einander in das Herz zu sehn,
Um durch all die seltenen Gewühle
Unser wahr Verhältnis auszuspähn?"


Das ist der erste Vers eines Gedichtes von Goethe an Charlotte von Stein, verfasst am 14.4.1776, das, wie Doris Maurer konstatiert : " - merkwürdig hellsichtig - ihre Beziehung beschreibt: die Beglückung, die Schwierigkeiten, das nicht zu vermeidende Scheitern." ( S. 53)

Doris Maurer schildert im vorliegenden Buch das Leben von Charlotte von Stein (1742 -1827), dem Herzen-Du des Dichters Johann Wolfgang von Goethe.


Die Autorin befasst sich nicht alleine mit der Liebesbeziehung zu Goethe, sondern sie äußert sich auch über das Weimarer Umfeld, Charlottes Nöte und Freuden, den Beschränkungen und Behinderungen, die Frauen in jener Zeit zu tragen hatten.


"Ich glaube", schreibt Frau von Stein am 8. 3.1776 an ihren Arzt Dr. Zimmermann, "dass Goethe und ich niemals Freunde sein werden" (S. 42). Doch Goethe schreibt an den Dichter Wieland im April 1776 : "Ich kann mir die Bedeutsamkeit, die Macht, die diese Frau über mich ausübt, nur durch Seelenwanderung erklären. Ja wir waren wir einst Mann und Weib! - Nun wissen wir von uns - verhüllt, in Geisterduft. - Ich habe keinen Namen für uns- die Vergangenheit- die Zukunft- das All." (S.55)


Obwohl er davon überzeugt war, dass Charlotte in einer anderen Welt seine Frau gewesen und sie ihm sehr zugetan ist, zögert sie lange seine Geliebte zu werden. Sie widersteht mit der ganzen Kraft ihrer sozialen Stellung, ihrer Pietät und dem Gewissen als Mutter und Ehefrau.


Goethe, der sie auch wegen des neuen Lebensgefühls liebt, das sie ihm gibt, bewundert sie wegen ihres Widerstands, den er für heroisch hält. Sie tadelt ihn. Hält ihn zu Geduld, Maß und Verzicht an. Dies wird später zu einem seiner Themen in der Philosophie.


Charlotte lehrt ihn sich zunächst selbst zu besiegen, bevor man über andere "triumphiert".


Nach längerer Weigerung gab sie schließlich nach. Für Goethe tritt nach einer Zeit der Leidenschaft, eine Phase der Ruhe ein. Daran erinnern die rund 2000 Briefe des Dichters an Charlotte von Stein.


Als er der Weimarer Funktionen müde ist, reist er nach Italien. Diese Reise läutet das Ende der großen Liebe ein. Die eigentliche Tragik dieser beiden Liebenden bestand darin, dass Charlotte eine verheiratete Frau war und die Gesellschaft von beiden Tribut verlangte, der das Scheitern der Beziehung schließlich zur unvermeidbaren Konsquenz hatte.


Nach der Trennung lebt Charlotte noch 40 Jahre lang, muss die bitteren Folgen der Napoleonischen Kriege ertragen, steht bis zuletzt dem Hof nah und ist Augenzeugin der deutschen Klassik.


Charlotte von Stein war eine schöne Intellektuelle. Frauen dieser Art gibt es nur sehr selten. Sie durchleben meist große Höhen und Tiefen, wie ich vor wenigen Tagen anhand der Biographie Susan Sontags bereits dargelegt habe. Das ist ihr Schicksal.


"Ich muss ihn lieben, weil mit ihm mein Leben
Zum Leben ward, wie ich es nie gekannt.
Erst sagt ich mir : Entferne dich von ihm!
Ich wich und wich und kam nur immer näher,
So lieblich angelockt..." (aus Goethe: Torquato Tasso)


Empfehlenswert!
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Rezensionen:Jackie (Gebundene Ausgabe)

Jackie Kennedy und Marilyn Monroe gehören der gleichen Generation an. Beide waren schön und intelligent, beide waren Medienstars, beide wurden seitens der Männerwelt als begehrte Trophäen gehandelt, beiden wurde deshalb übel nachgeredet. Neid und Missgunst folgte ihnen auf Schritt und Tritt.

Die Rezension zu Marilyn habe ich dieser Tage geschrieben. Hier nun das Pendant dazu: "Jackie": Auch dieses Buch umfasst sechs Kapitel, in denen die Autorinnen Catherine Wilson und Naomi West das Leben dieser überaus gebildeten Amerikanerin ausloten. 200 Fotos und 100 Zitate illustrieren die erhellende Texte. Sie verdeutlichen unmissverständlich, dass man auch dieser Frau in Presseberichten viel Unrecht antat.

Am 28. Juli 1929 wurde sie geboren. Sie war also unter dem Sternzeichen des Löwen geboren. Der Löwe - Frau sagt man nach, dass sie den Raum mit ihrem Dasein und ihrer Aura erfüllt. Sie ist die Diva unter den Sternzeichen. Wenn sie den Raum betritt strahlt ihre Anziehungskraft. Aber sie verlangt auch einiges. Sie möchte bewundert werden, benötigt viel Luxus, vor allem schöne Kleidung und wertvollen Schmuck. Der Mann ihrer Träume sollte neben einem gepolsterten Bankkonto auch viel Verständnis und Zurückhaltung zeigen. Denn die Löwe-Frau will natürlich im Mittelpunkt stehen. Sie hat aber auch ein großes Herz und weiß zu verführen. Der Mann an ihrer Seite bekommt viel Leidenschaft und Herzenswärme und auch eine äußerst attraktive Dame.

Die hier beschriebene Aura besaß Jackie eindeutig. Alle im Buch abgelichteten Bilder dokumentieren dies. Den Männern an ihrer Seite gab sie tatsächlich alles, gleichwohl war es- sieht man von ihrer letzten Liebe Maurice Tempelmann ab - ein schlechter Deal, denn Kennedy, aber auch Onassis betrogen sie nach Strich und Faden. Beide Männer waren ebenso passionierte Casanovas wie ihr Vater John Vernou Bouvier, genannt Black Jack, ein Börsenmakler französischer Abstammung. Ob Jackie im Mittelpunkt stehen wollte, weiß nur sie allein, dass sie zu ihrer Zeit im Mittelpunkt der Gesellschaft stand, steht außer Frage. Sie stand dort aber nicht wegen ihrer Männer. Jackie wirkte aus sich heraus.

Arthur Schlesinger konstatierte, dass sich hinter ihren Umgangsformen ein ungeheures Feingefühl, ein Auge dem nichts entging, ein schonungsloses Urteil und ein eiserner Wille verbarg. Jacki besuchte als Kind und Jugendliche die besten Privatschulen, studierte anschließend Literatur als auch Kunst u.a. ein Jahr an der Sorbonne und machte in Washington Examen. Beim "Vogue" - Schreibwettbewerb gewann sie 1951 den "Prix de Paris", nachdem sie 1280 Mitbewerber hinter sich gelassen hatte.

Im gleichen Jahr lernte sie John F. (genannt Jack) Kennedy kennen. Ab 1952 arbeitete Jackie als Journalistin bei der "Washington Times". Jetzt wurde die Beziehung zwischen Jack Kennedy und ihr ernster. Im September des folgenden Jahres heirateten die beiden. Man liest über die Schwierigkeiten, die sie hatte, sich dem Kennedyclan anzunähern. Im Unterschied zu allen anderen, die in den Clan einheirateten, wollte Jackie sich nicht unterordnen und anpassen. Ihr Ziel war es ihre Identität zu wahren. Wie sich zeigen sollte gelang ihr dies auch.

Jackie half Kennedy damals im Senatsbüro, indem sie seine Unterlagen las und redigierte. Im Hause Kennedy sorgte sie dafür, dass ein kultivierter französisch angehauchter Lebensstil Einzug fand. 1961- mittlerweile war sie Mutter zweier Kinder - wurde sie die First Lady im Weißen Haus. Ihre Macht nutzte sie von nun an die Bedeutung der schönen Künste in Amerika zu stärken. Das Weiße Haus bezeichnete sie "als eine künstliche Umgebung. Es ist eine Schlangengrube. Wenn ich nicht aufpasse, werde ich verrückt."

Die emotionale Gesundheit Jackies wurde auf harte Proben gestellt. Die berühmteste Geliebte ihres Gatten nämlich war Marilyn Monroe, zahllose andere Schönheiten - im Buch werden einige genannt, teilten im Laufe ihrer Ehe mit diesem Casanova das Bett. Jackie ließ ihn gewähren. Interessant sind die vielen Fotos, die sie an der Seite namhafter Persönlichkeiten ihrer Zeit zeigen. Auf keinem einzigen Bild sind Spuren in ihrem Antlitz, die die Demütigungen, die ihr Mann ihr zugefügt hat, erahnen lassen. Obschon sich Jackie immer stärker aus den Weißen Haus zurückzog, begleitete sie ihren Gatten 1963 nochmals auf eine Wahlkampfreise, wo er einem Attentat zum Opfer fiel.

Gezeigt werden natürlich auch die Bilder von der Ermordung John F. Kennedys und es wird Jackies Haltung zu den Geschehnisse thematisiert. Wenige Monate nach Kennedys Tod erklärt sie: "Jetzt gibt es für mich nur eine Sache im Leben zu tun- meine Kinder zu schützen. Sie sollen aufwachsen, ohne an die Ermordung ihres Vaters zurückzudenken. Sie sollen zu gebildeten Menschen heranwachsen, vorbereitet auf ein Leben voller Bedeutung. Und so möchte ich auch mein Leben leben."

Der politischen Atmosphäre Washingtons entronnen, tauchte sie nun in die Kunstszene New Yorks ein und man sah sie oft im Theater und im Ballett. Natürlich bemühten sich alsbald eine Heerschar Verehrer um diese bemerkenswerte Frau. Der Dichter Robert Lowell und Philip Roth gehörten auch dazu. In dieser Zeit erklärt sie: "Eines verspreche ich Ihnen: Ich lasse mich nicht zu einer kleinen, alten Witwe machen wie Mrs. Wilson nach Präsident Wilsons Tod. Dazu wird man mich niemals missbrauchen... Ich werde nicht umhergehen und Gedenktafeln einweihen. Ich will keinen Orden für Jack. Ich will nicht von den Leuten angestarrt werden."

Sie ging ihren Weg, verstand sich am besten mit Bobby Kennedy- möglicherweise hatte sie eine Affäre mit ihm. Nach dessen Ermordung heiratete sie schließlich Ende 1968 den griechischen Reeder Onassis. Diese Ehe soll anfänglich voller körperlicher Leidenschaft gewesen sein. Vier Jahre später sprachen die beiden kaum noch miteinander. Zwischen ihnen gab es kein freundschaftliches Band. Es gab nur schlimmste Streitereien. Er tobte und sie schrie ihn an. Seine Liaison mit der Opernsängerin Callas gab er während der Ehe mit Jackie nicht auf. All diese Demütigungen ertrug sie, ohne daran zu zerbrechen. Sie überlebte auch diesen Mann und ging nach seinem Tod den Weg, der sie zu sich selbst führte.

Sie entschloss sich 1973 erneut zur Berufstätigkeit und arbeitete bis 1994 als Lektorin in dem New Yorker Verlag Doubleday. Diese Arbeit brachte ihr große Erfüllung.

In jenen Jahren lernte sie Maurice Tempelmann kennen, der wohl die große Liebe ihres Lebens wurde. Beide befanden sich auf dem gleichen intellektuellen Niveau und teilten die gleiche Liebe zu Kunst. Einer ihrer Freunde umschrieb dies Verbindung wie folgt: "Diese Beziehung hatte etwas Eigenartiges, weil sie nicht irdisch oder weltlich war. Alles war irgendwie hoch kultiviert" und eine Freundin hielt fest "Sie gingen wirklich liebevoll miteinander um. Wenn sie sich anblickten, sah man, dass sie schrecklich verliebt waren. Doch in dieser Liebe lag auch große Gelassenheit."

Jackie starb am 23.Mai 1994. Maurice Tempelmann war bis zum Schluss ihr adäquater Begleiter, mit dem sie ihr Leben in einer Weise teilen konnte, wie es mit den vorhergehenden Männern nicht möglich war. Jackie und Maurice verband die Liebe zur Kunst sowie zur Intellektualität und es verband sie ein großes Vertrauen zueinander.

Ein gelungenes Buch über einen wirklich interessante Frau.

Rezension : Der Witz der Eva Heller

Autor dieses Buches ist Professor Dieter Prokop. Er ist der Ehemann des 2008 verstorbenen Multitalents Eva Heller. Den biografischen Text begreife ich als posthume Liebeserklärung des Soziologen an seine Frau.

Viele weibliche Leser werden Hellers 1987 herausgebenen Roman "Beim nächsten Mann wird alles anders" kennen. Dass die Schriftstellerin zugleich auch Cartoonistin, Autorin von Büchern über die Wirkung von Werbung, Farbenforscherin und Farbentheoretikerin war und zudem Kinderbücher schrieb, wird nicht jedem bekannt sein.

Eva Heller, Jahrgang 1948, war eine schöne, stets modisch gekleidete, hochintelligente, kreative, sehr kommunikative Frau, die ich stets als ultrasympathisch wahrgenommen habe. Prof. Prokop thematisiert den beruflichen Hintergrund der staatlich geprüften Werbewirtin und promovierten Diplom-Soziologin und fügt in einem der spannend zu lesenden Kapitel über seine intellektuelle Ehefrau den von ihr beantworteten Fragebogen des FAZ-Magazins von 1997 bei, den ich sehr aufschlussreich finde. Hier zeigt sie nicht nur, dass Heller hochintelligent und gebildet war, sondern auch über ein ordentliches Maß an Witz verfügte.

Die Kommunikation in Kneipen soll sie sehr geliebt haben und sie soll ein besonders empfindsamer Mensch gewesen sein. Der freie Wille war ihr immer wichtig. Der Kern ihres Denkens bestand in der Vorstellung, dass man sich mit denen verbinden und verbünden muss, die einem den freien Willen nicht absprechen wollen. Wie Recht sie doch hatte.

Mit Freude las ich, dass sie einen Druck von Dürers "Melancolia" und eine Reproduktion eines Gemäldes, auf dem die Pompadour dargestellt ist, in ihrer Wohnung beherbergte. Diese beiden Bilder finde ich bezeichnet. Sie sagen viel über Eva Heller aus, über ihren Blickwinkel, den sie auf sich und andere Frauen hatte. Wer die Pompadour mag, hatte keine Probleme damit, schön und intelligent zugleich zu sein und dies auch ungehemmt Dritten zu zeigen.

Interessant finde ich Eva Hellers Neigung, sich Bilder zu kaufen und auf diese Bilder etwas eigenes hinzuzufügen, nicht um zu verbessern, sondern um Tuchfühlung zu dem jeweiligen Maler aufzunehmen, mit diesem gewissermaßen auf gleicher Augenhöhe zu kommunizieren.

Eva Heller kam übrigens aus dem gehobenen Bildungsbürgertum. Der Großvater war bereits Professor, der Vater Jurist und sie, wie oben bereits erwähnt, ein Multitalent. Ich staune, womit allem sie sich beschäftigt hat und wie schön sie nicht nur in ihrer Jugend aussah. Sie war eine fröhlich in die Welt blickende Frau mit sehr ausdrucksstarken Augen. Ich kann Prof. Prokop sehr gut begreifen, dass er durch dieses Buch ihr noch immer nahe sein möchte.

Doch ich will nicht zuviel verraten. Bitte lesen Sie selbst.
Empfehlenswert.
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Rezension: Rosa Luxemburg. Im Lebensrausch, trotz alledem: Eine Biographie (Taschenbuch)

Dieses Buch ist dieses Buch kein intellektueller Spaziergang. Stattdessen ist es eine außerordentlich komplex angelegte, exzellent geschriebene Biographie, die vom Leser allerdings hohe Aufmerksamkeit abfordert. Wenn man diese bereit ist aufzubringen, wird man hocherfreut sein von einer Biographin wie Dr. Annelie Laschitza auf hohen Niveau "unterhalten" zu werden. 1971 wurde die Autorin übrigens zur Professorin berufen und war Beraterin des Luxemburg-Films der Margarete von Trotta.

Die Biographie untergliedert sie in die Kapitel: Herkunft (1871- 1888), Aufbruch (1889-1897), Entscheidung (1898-1899), Herausforderung (1900- 1904), Entfaltung (1905-1909), Empörung (1910-1913), Verteidigung (1914), Auflehnung (1915-1918) und Erhebung (November 1918- Januar 1919). Der Anhang enthält Siglen, ein umfangreiches Literaturverzeichnis, Anmerkungen, den Bildnachweis und ein Personenregister.

Die deutsche Revolutionärin Rosa Luxemburg (1871-1919) wurde in der Nähe von Lublin geboren und entstammt einer wohlhabenden jüdischen Kaufmannfamilie. Während ihres hervorragend absolvierten Studiums in Warschau nimmt sie Kontakte mit der "Sozialistischen Revolutionären Arbeiterpartei" auf. Bald werden ihre Aktivitäten der Polizei verdächtig. 1889 wählt sie das Exil. Sie geht nach Zürich, dem Treffpunkt der emigrierten russischen und polnischen Revolutionäre. An der Universität studiert sie Nationalökonomie und verteidigt 1898 eine These über "Die industrielle Entwicklung Polens".

Inzwischen hat sie ihre politischen Aktivitäten weiterentwickelt. Sie hat aufmerksam Marx studiert und gründet 1893 mit Leo Jogiches die "Sozialdemokratische Partei des polnischen Königreiches", die sich von der sozialistischen Partei Polens wegen deren zu nationalistischen Gesinnung trennt. Für diese ist sie ein "hysterisches Weibsbild". Im Jahre 1897 kommt sie, nach einem kurzen Aufenthalt in Frankreich, nach Deutschland. Um die deutsche Staatsbürgerschaft zu erhalten geht sie mit Gustav Lübeck, dem Sohn eines Zürcher Professors, eine Scheinehe ein.

In Berlin nimmt sie entschlossen am politischen Kampf teil, verbündet sich mit den Führern der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands Kautsky und Mehring und wird bald zu einem Anführer des linken Parteilflügels. 1905 kehrt sie nach Polen zurück, um dort an der Vorbereitung zur Revolution teilzunehmen. Als der Aufstand niedergeschlagen wird, wird sie in Warschau inhaftiert und 1906 nach Deutschland ausgewiesen. Aus dieser Erfahrung schreibt sie ihr Buch "Massenstreik, Partei und Gewerkschaften", in dem sie sich bemüht, aus dem Scheitern des Aufstandes eine Lehre zu ziehen. An der Berliner Parteischule (der Sozialistischen Partei) lehrt sie Nationalökonomie und schreibt die beiden Werke "Die Akkumulation des Kapitals" (1912) und "Einführung in die Nationalökonomie".

Im Laufe des Sommers 1914 kämpft sie aus ganzer Kraft mit Karl Liebknecht und Franz Mehring gegen den Krieg. Als sich die Sozialisten um Kautsky mit der kaiserlichen Regierung durch ein Wahlabkommen aussöhnen, bricht sie endgültig mit dieses "Patrioten" und verschont Kautsky nicht mit Spott. In Gedanken an den aufständischen Sklavenführer des Alten Rom gründet sie zusammen mit Karl Liebknecht, Franz Mehring und Clara Zetkin den "Spartakusbund" .

Im Frühjahr 1915 bringt diese Gruppe die Zeitschrift "Die Internationale" heraus, in der die Haltung Kautskys heftig gebrandmarkt wird. Sie schreibt: "Die wirksame Garantie für den Frieden, das tatsächliche Bollwerk gegen den Krieg, steckt weder in frommen Wünschen, noch in utopischen Forderungen.... sondern ganz allein in dem festen Wunsch des Proletariats, seiner Klassenpolitik treu zu bleiben."

Nach einer Verurteilung im Frühjahr 1914 befindet sich Rosa Luxemburg erneut im Gefängnis. Sie schreibt die mit "Junius" unterzeichnete Schrift, in der sie "die Krise der Sozialdemokratie" untersucht. 1915 muss sie die ausgesetzte Gefängnisstrafe antreten. Als sie im Februar 1916 entlassen wird, nimmt sie ihre Aktivitäten mit Liebknecht an der Spitze des Spartakusbundes wieder auf und organisiert die große Mai-Demonstration 1916 auf dem Potsdamer Platz in Berlin.

Liebknecht wird festgenommen. Rosa Luxemburg verteilt jedoch die berühmten Spartakus-Flugblätter. Am 10. Juli 1916 wird sie unter polizeilichen Schutz genommen. Sie kommt vom Berliner Gefängnis an die Festung von Wronke nach Posen und schließlich ins Gefängnis Breslau, wo sie bis zum 9.11.1918 inhaftiert bleibt. Durch die Revolution befreit, schließt sie sich unverzüglich Liebknecht in Berlin an, um mit ihm in den Räumen des "Berliner Lokalanzeiger", dessen sie sich bemächtigt haben "Die rote Fahne" herauszugeben. Dort proklamiert sie "Die Diktatur des Proletariats ist Demokratie im sozialistischen Sinn."

In Berlin erreicht der revolutionäre und konterrevolutionäre Wirrwarr seinen Höhepunkt. Am 6.4.1918 misslingt der Militärputsch. Die Spartakisten sind stark und erhalten von dem neuen Polizeipräfekten Eichhorn Unterstützung. Das von ihnen geforderte revolutionäre Programm wirkt sich jedoch zugunsten ihrer gemäßigten Gegner aus.

Darin wird alle Macht für die Soldaten- und Arbeiterräte gefordert. Diese versammeln sich am 14.Dezember 1918, fügen den Spartakisten eine Niederlage zu und beschließen sich bis zu den regulären Wahlen zu vertagen, die für den 19.1.1919 vorgesehen sind. Das bedeutet den endgültigen Bruch mit den Sozialdemokraten. Am 30.12. wird auf einem Kongress der Spartakisten die Gründung der Kommunistischen Partei Deutschlands beschlossen, die an den Wahlen nicht teilnimmt. Die Absetzung des Präfekten Eichhorn am 4. Januar durch die Regierung Ebert- Noske gibt das Signal für den Spartakusaufstand in Berlin.

Rosa Luxemburg hält ihn für verfrüht und versucht vergeblich ihre Freunde davon abzuhalten. Mit Liebknecht, Lebedour und Scholze wird am 5.1. ein revolutionäres Komitee gegründet, das Gebäude der sozialistischen Zeitung "Vorwärts" besetzt. Die von Noske formierten Truppen aus dem Berliner Bereich rücken ein. Schon am 10.1. ist der größte Teil der Hauptstadt wieder eingenommen. Am 11.1. sind die Büroräume des "Vorwärts" besetzt und die Spartakisten-Führer auf der Flucht. Liebknecht, Pieck und Rosa Luxemburg flüchten nach Wilmersdorf. Für jeden der drei wird ein Kopfgeld von 100 000 Mark ausgesetzt. Im Laufe des Abends des 15. Januar wird sie in Wilmersdorf gefangengenommen und zum Hotel Eden gebracht.

Liebknecht wird kurz darauf mit Kolbenhieben niedergeschlagen und erschossen. Einige Minuten später wird Rosa Luxemburg auf gleich Weise ermordet. Ihre Leiche wird im Landwehrkanal versenkt. Erst im Mai 1919 wird sie gefunden.
Wie Laschitza festhält, galten die letzten gedruckten Worte der deutschen Revolutionären der Revolution. "Ich war, ich bin, ich werde sein."

Eine faktenreiche Biographie, die ein schwieriges Zeitalter aber hauptsächlich das Leben und Wirken einer tapferen Frau in einer problematischen Männergesellschaft sehr differenziert auslotet.


Rezension: Des Kaisers Frauen (Gebundene Ausgabe)

Karl V. herrschte über ein nicht unbeachtliches Reich. Österreichischer Erbfolger war er durch seinen Großvater Maximilian I. Seine Großmütter, Maria von Burgund und Isabella von Spanien hinterließen ihm den Anspruch auf Burgund, Spanien, die spanischen Kolonien (einschließlich der überseeischen) und auf Neapel-Sizilien. Hinzu kam, dass er schließlich, mit Jakob Fuggers nicht unbeträchtlicher finanzieller Hilfe, zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gewählt wurde.
In einer Zeit, in der technische Kommunikationsmittel noch ferne Zukunftmusik waren, hieß ein solches Reich zu regieren und zu festigen für einen Herrscher selbstverständlich fortwährend zu reisen. Denn nur durch persönliche Präsenz war es, wenn überhaupt, möglich, etwas zu unternehmen gegen die Separationsbestrebungen einzelner Regionen, aufgrund der sich zu diesem Zeitpunkt überall dramatisch ausbreitenden Reformationsbewegung.


Rosine de Dijn nimmt den Leser mit auf die Reisen Karls V. und man begreift sehr bald, wie aufreibend das ewig beschwerliche Hin und Her für diesen Menschen gewesen sein muss. Die Autorin beobachtet den Kaiser von dessen Kindheit an und zeigt welchen Einfluss Frauen auf sein Leben und sein politisches Wirken genommen haben. Eine Vielzahl starker, gebildeter Damen, so erfahren wir, stützten Karl V. seit seiner Jugend. So war es seine intellektuelle und dabei durchaus machtbewusste Tante Margarete von Österreich, die seine Erziehung und zudem die Funktion des Statthalters der Niederlande für ihn übernahm. In dieses Amt folgte ihr später seine Schwester Maria von Ungarn. Die Autorin schreibt sehr anschaulich und detailliert von diesen und sechs weiteren weiblichen Personen, die einen nicht unwesentlichen, aber leider höchst konträren Beitrag dazu geleistet haben, Karl zu dem zu machen, was er war: stark und schwach zugleich!


So war möglicherweise der depressive Einfluss der beiden, ihm emotional am nächsten stehenden Menschen,- seine Mutter Johanna, die Wahnsinnige und seine Gemahlin Isabella von Portugal-, die eigentliche Ursache dafür, sein großes Anliegen "die innere Einigung des Reiches" vorzeitig aufzugeben und sich stattdessen müde und ausgelaugt, sowie von Gicht geplagt in die Estremadura zurückzuziehen. Rosine de Dijn hat ein interessantes, reich bebildertes Buch vorgelegt, dessen Kauf unbedingt zu empfehlen ist.


Rezension:Grace Kelly: Hollywood Collection - Eine Hommage in Fotografien (Gebundene Ausgabe)

Dieser Bildband wartet mit einer Fülle von Schwarz-Weiß-Fotos auf, mittels derer man sich der Persönlichkeit Grace Kellys ziemlich gut nähern kann. Wer war die einstige Schaupielerin Grace Kelly und spätere Fürstin Gracia Patricia von Monaco wirklich?

Nachdem sie zunächst im Theater aufgetreten war, bemerkt Alfred Hitchcock sie in "Zwölf Uhr Mittags" (1952) an der Seite Gary Coopers in der Rolle der "Gewaltlosen". Der Meister der Spannung holt aus ihr in "Ein beinahe vollkommenes Verbrechen" (1954) und in "Das Fenster zum Hof" (1954) das beste aus ihrer Ähnlichkeit mit einem Mannequin der Haute-Couture und ihren Bostener Manieren heraus. Bei Dreharbeiten lernte sie Rainer III. , den regierenden Fürsten von Monaco kennen. Zwei Jahre später wird aus der Schauspielerin die Fürstin.....

In den Texten, die die Bilder begleiten, erfährt man so mancherlei aus dem Leben dieser schönen Frau, die ich stets - entgegen anderer Berichte - für tempramentvoll hielt und mich jetzt durch die Informationen im Buch in meinen Vermutungen bestätigt sehe. Grace Kelly war eine typische Skorpionfrau. Ein Vulkan demnach.

Der Autor Manfred Hobsch stellt die Filme der Schauspielerin inhaltlich kurz vor und zeigt Grace an der Seite namhafter männlicher Darsteller, die zumeist 20 Jahre älter als sie sind. Dabei handelt es sich um folgende Filme: "Zwölf Uhr Mittags" (mit Gary Cooper), "Magambo" (mit Clark Gable), " Bei Anruf Mord" (mit Ray Millard und Robert Cummings), "Das Fenster zum Hof" (mit James Stuart), "Das Mädchen von Lande" (mit Bing Croby), " Die Brücke von Tokio (mit William Holden), "Über den Dächern von Nizza" (mit Cary Grant), "Der Schwan" (mit Alec Guiness) und "Die Oberen Zehntausend" (mit Bing Crosby). Textlich und fotografisch wird im Anschluss daran das Leben der Fürstin von Monaco sehr gut skizziert.

Betrachtet man die Fotos, so entsteht der Eindruck, dass ihre Zeit als Schauspielerin im Grunde bloß eine Vorstufe zu dem war, was folgte. Grace war von ihrem Stil und ihrem Habitus eine geborene Märchenprinzessin, eine klassische Schönheit mit angenehm distinguiertem Verhalten. Auf den Bildern, auf denen sie mit ihren Kindern abgelichtet ist, lernt man eine besonderns liebevolle Mutter kennen, der man glaubt, wenn sie sagt "Ich lasse mich nicht durch das öffentliche Leben oder durch irgendetwas anderes aus meinem Job als Mutter drängen".



Rezension: #Andreas_Bader- Stern

Das Autorenteam Stern/Herrmann befasst sich mit dem Leben des einstigen Staatsfeindes Andreas Baader. Dabei enthalten sich die Autoren im vorliegenden Buch jeglicher subversiver Betrachtungen, sondern schildern die Fakten wertneutral. Damit hat der Text in erster Linie chronistischen Charakter. Aufgrund unzähliger Interviews, Briefe und Gerichtsprotokolle wird versucht ein Persönlichkeitsprofil Baaders zu erstellen und in diesem Zusammenhang bestimmte Facetten der 68er Bewegung zu fokussieren. Das Hauptaugenmerk legen die Autoren allerdings auf die vielschichtige Persönlichkeit Andreas Baaders, den die damalige Presse in einem geradezu Furcht erregenden Licht erscheinen ließ.

War Baader wirklich ein solch gewalttätiges, nur schnelle Autos im Kopf habendes, intellektuell unterbelichtetes, Frauen verachtendes, selbstverliebtes Ekelpaket? Der damalige BKA-Präsident Horst Herold hat sich lange mit der Person Baaders beschäftigt. Er hielt ihn für sehr intelligent und vorausschauend, für den perfekten Guerilla -Kämpfer. Historisch lasse es sich mit dem Rechtsanwalt Mirabeau,dem Vertrauten von Robespierre während der französischen Revolution vergleichen.( S. 172)

Der 1943 geborene Baader wuchs als Halbwaise auf. Sein Vater, ein promovierter Historiker, kam aus der russischen Gefangenschaft nicht mehr zurück. Man erklärte ihn nach dem Kriege für tot. Baaders Vater war nachgewiesenermaßen kein Nazi. Das Einzelkind Andreas war laut dem FAZ- Journalisten Jürgen Busche, der ihn im Stammheimer Gerichtssaal oft erlebt hatte, ein "typisches Produkt einer Frauenerziehung, gut im Beobachten und strategischen Kommunizieren, aber auch im Beschimpfen und Ausnutzen der Schwächen anderer."(S. 207) Busch resümiert , dass der Top-Terrorist kein harter Junge im landläufigen Sinne war und alles andere als ein typischer Macho und auf keinen Fall ein Killer. Dass er sich die Wimpern tuschte, bedeutete laut Busche noch nicht, dass er Dandyallüren hatte. Dazu fehlten ihm die Geduld, das Pedantische des Auftritts und die Akkuratesse, begründet hier der FAZ-Journalist. Bis es zu seiner politischen Ambitionierung kam, schien er in jeder Beziehung jahrelang desorientiert gewesen zu sein.

Baader, der in München aufwuchs, war ein renitentes Kind, das sich früh schon mit den damals autoritären Lehrern anlegt, schulische Leistungen verweigert, oft das Gymnasium (u.a. das Maximilianasgynasium) wechseln muss und schließlich ohne Abitur seinen schulischen Werdegang beendet. Sein ehemaliger Klassenleiter Hötzl diagnostizierte dennoch , dass er eine überdurchschnittliche Intelligenz besitze, fähig sei zu logischem Denken und kritischen Urteilen und seine Phantasie gut entwickelt sei.(S. 31) Was ist schief gelaufen? Wer hat hier versagt? Weshalb musste ein Mensch mit solchen Qualitäten im Alter von 34 Jahren sterben?

Der 19jährige Schönling Baader hatte Freunde in der Schwabinger Bohème (u.a. Holm von Czittritz und den Schauspieler Peter Vogel) und besuchte in München kurzfristig eine Kunstschule. Er spielte mit dem Gedanken Journalist oder Schriftsteller zu werden. Zu diszipliniertem Arbeiten fehlte ihm damals die notwendige Erkenntnis. Aufgrund von Verwicklungen in die "Schwabinger Krawalle" verlässt er München und zieht nach Berlin, wo er einen weiteren Ausbildungsversuch in einer Kunstschule startet. Er lernt 1964 die Malerin Ello Henkel-Michel und deren Gatten Manfred Henkel, ebenfalls ein Maler, kennen und bewohnt von nun an mit dem Ehepaar gemeinsam deren Wohnung. Irgendwann wird er Ellos Geliebter. Baader hält sich zu dieser Zeit in der Berliner Bohème-Szene auf und gibt vor schriftstellerisch tätig zu sein. Versorgt wird er jetzt durch die Einkünfte Ellos, die von ihm ein Kind erwartet. Baaders Tochter Suse wird 1965 geboren.

Zu diesem Zeitpunkt brodelt es schon heftig in der Studentenszene. Aufgebracht durch die Napalmangriffe der Amerikaner auf vietnamesische Kinder und immer mehr verärgert über die erneut in Amt und Würden hockenden Altnazis, kommt es zu den ersten Studentendemonstrationen. Darüber schreibt Stern. Auch bringt er die Schahdemonstration zur Sprache, als der Student Benno Ohnesorg seitens eines Zivilbeamten erschossen wird. Die Empörung über den Tod Ohnesorgs führte zu den Kampfaktionen der Studenten, in der Andreas Baader die Rolle seines Lebens fand.

Stern schreibt von der Kommune 1 und der allmählichen Politisierung Baaders, von der so genannten Kaufhausbrandstiftung in Frankfurt und dem Beginn der Übertragung von Che Guevaras Konzept der Propaganda der Schüsse auf die Metropolen in Westeuropa. Baaders Ziel war es hier eine Avantgarde-Position einzunehmen. Seine diesbezügliche Selbstinszenierung bezieht er filmischen Vorbildern, wie etwa der "Schlacht um Algier". In der Szene wird er Alain Delon genannt.

Aufgrund der Brandstiftung werden die insgesamt vier Brandstifter verhaftet. Zu diesen zählt auch seine spätere Geliebte und Weggefährtin Gudrun Ensslin. Die Häftlinge verbüßen eine ungewöhnlich hohe Haftstrafe. Dies führt dazu , dass es zu heftigen Protesten kommt und sich die Stimmung im Land immer mehr zuspitzt. Nach der Haftentlassung engagiert sich Baader für das Ende der traditionell repressiven Heimerziehung in der Bundesrepublik, in diesem Zusammenhang lernt er auch die Journalistin Ulrike Meinhof kennen, die sich ähnlich wie Ensslin und andere intellektuelle Frauen der linken Szene diesem Leitwolf mit Sex-Appeal kritiklos unterordnen.

Da erneute Inhaftierung droht, flüchten Baader und Ensslin durch halb Europa, kehren schließlich nach Berlin zurück und gründen 1970, gemeinsam mit den Rechtsanwalt Horst Maler die Rote-Armee-Fraktion. Diese definiert sich als Stadtguerilla und befasst sich zunächst mit Banküberfällen, Waffenkäufen, Einrichten illegaler Wohnungen, Beschaffung von Ausweisdokumenten. Im Mai 1972 kommt es dann zu Bombenattentaten gegen amerikanische Militäreinrichtungen und den Springer-Konzern. Noch im gleichen Monat wird Baader verhaftet. Ausführlich berichtet Jörg Hermann von den dann folgenden Geschehnissen im Gefängnis, den vielen unergiebigen Hungerstreiks, der Veränderung Baaders zu einem auf das Geistige und auf die Schriftstellerei bezogenen Menschen. Der Umzug nach Stammheim und der Besuch Jean-Paul Sartres werden ebenfalls detailliert thematisiert.

Hat es in Stammheim wirklich eine Isolationsfolter gegeben? Wie sahen die Beziehungsmuster der Häftlinge Baader, Ensslin, Raspe, Meinhof und Möller aus? War Baader auch im Gefängnis der Leitwolf? Blieb er der Strippenzieher der RAF trotz der dicken Gefängnismauern? Diesen Fragen geht Herrmann in seinen umfangreichen Ausführungen nach und berichtet spannend von den Prozesstagen, den Verteidigern, zu denen u.a. der spätere Bundesinnenminister Schilly zählte, und zitiert dabei aus den Gerichtsprotokollen.


Das Buch endet mit der Ermordung des Arbeitgeberpräsidenten Schleyer durch die RAF und die Ermordung des Lufthansakapitäns Schuhmann durch palästinensische Terroristen. Diese hatten eine vollbesetztes Flugzeug gekidnappt, um die Gefangenen von Stammheim freizupressen. Aus gleichem Grund wurde Schleyer gefangengehalten. Eine GSG-9 -Einheit befreite in Mogadischuh die Passagiere. Daraufhin haben sich die Häftlinge von Stammheim (Meinhof nahm sich schon im Vorjahr das Leben) noch in der selben Nacht selbst getötet, weil sie es offenbar nicht mehr ertragen konnten , weiterhin im Gefängnis leben zu müssen.
Dies war schon erstaunlich für den 34 jährigen Andreas Baader, dessen Persönlichkeitsprofil auf einen verstärketen Lebenswillen hinweist. Im Ausland hatte sein Tod damals Spekulationen ausgelöst. Bilden Sie sich bitte selbst ein Urteil darüber , ob die Autoren die Vermutungen und Legenden vollständig ausräumen konnten.


Könnte Schleyer noch am Leben sein, wenn man die Häftlinge rechtzeitig außer Landes verwiesen hätte? War diese Machtprobe notwendig? Hätte man die Gewalteskalation der 2. RAF- Generation verhindern können, wenn man in den 60ern bereits den Dialog mit diesen jungen Menschen gesucht hätte? Lesen Sie dieses Buch, dann werden sie sicher Antworten auf diese Fragen finden.
Empfehlenswert.

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Rezension:Coco Chanel (DVD)

Eine beeindruckende Dokumentation zum erfolgreichsten Modelabel der Welt, hinter dem sich der Name der Pariser Designerin Coco Chanel verbirgt. Die Dokumentation beeinhaltet Filmmaterial aus vielen Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts, aber auch imposante Fotos, zahlreiche Interviews, nicht zuletzt mit Coco Chanel, aber auch mit dem Chanel-Chefdesigner Karl Lagefeld, die verdeutlichen, dass der Erfolg des Hauses Chanel in der von Coco geprägten Philosophie der schlichten Eleganz zu suchen ist.

Der Film zeigt das Leben von Chanel, die aus einem einfachen Milieu stammt und dies in den späteren Jahren geschickt zu verbergen wusste, weil ihre Herkunft in der Upper-Class, mit der sie ihre Geschäfte tätigte, als Makel gesehen worden wäre. Nach dem ersten Weltkrieg erhält sie von einigen Beschützern genügend Geld, um in Deauville ein kleines Geschäft zu eröffnen.


Mit der Gesinnung eines "kaiserlichen Generals" (Maurice Sachs) beschließt sie den "Kaiser der Mode", Poiret le Magnifique zu entthronen und nach der Eroberung der alten Welt die neue zu annektieren. Ihre Geschichte ist zugleich die der Zwanziger Jahre. Wie "La Garconne" von Victor Marguerite, verkörpert sie die "Befreiung der Frau". Schleier, Korsett und Volants schafft sie ab und führt enganliegende Jerseys und das einfache "kleine Schwarze" ein.


Ihre Neigung zu Pierre Reverdy lässt ihre Fähigkeit erkennen, die subtilste Literatur zu verstehen. Ihre Liaison mit dem Herzog von Westminster beweist ihre Anpassungsfähigkeit an die vornehme Welt. Während des Krieges hat sie Gespräche begünstigt, mit denen versucht wurde, zu einem Separatfrieden zwischen den Achsenmächten und den Anglo-Amerikanern zu kommen.


Die Nachkriegszeit sieht ihre triumphale Rückkehr. "Mademoiselle", wie sie von ihren Verkäuferinnen genannt wird, entledigt sich ihres vertraulichen Spitznamens, erhält den Oscar der "Haute Couture" und kreiert ein Kostüm in sanften Farben, das als Modellkostüm bei allen Frauen Anklang findet. Dieses hübsche Kleidungsstück bietet der Zeit und den Unbilden der Witterung Trotz, überlebt seine Schöpferin und lässt unter der Bezeichnung "Petit Chanel" die Erinnerung an sie fortleben.


Chanel wusste ihre Zeit beruflich zu nutzen, indem sie den Stil der Zeit erkannte. Die Dokumentation verdeutlicht, dass diese aparte Frau, trotz ihrer vielen Affären, niemals den Blick für das Wesentliche verlor: ihre Arbeit und die Kultivierung ihrer kreativen Fähigkeiten.



Rezension: Helene Lange (Broschiert)

Helene Lange (1848- 1930) war niederdeutscher Abstammung und beherrschte bis an ihr Ende das heimatliche Plattdeutsch. Aufgewachsen ist sie im Umbruch zur technisch bestimmten hochkapitalistischen Gesellschaft, in dem sie auch die Stellung der Frau wesentlich veränderte.

Helene verlor früh ihre Mutter und stand zwischen dem Vater, einem kleinen Kaufmann und ihren beiden Brüdern in einer männlich bestimmten Familie. Erst im württembergschen Pfarrhaus nahe bei der Universitätsstadt Tübingen kam sie in Beziehung zur "Wissenschaft", zu diesem Zeitpunkt noch einer rein männlichen Domäne. Sie begann sich gegen die Benachteiligung und Unterwerfung der Frauen aufzulehnen und fragte sie: "Wie könnt Ihr Euch das nur gefallen lassen?"

Wieder zuhause wollte sie nach autodidaktischer Vorbildung ihre Lehrerinnen-Examen machen, doch dies war in Oldenburg nicht möglich. Sie verbrachte daraufhin ein Jahr im Elsass, wo sie vom Pädagogen Jean Marcé stark beeinflusst wurde. 1871 ging sie nach Berlin, um die Lehrerinnenprüfung abzulegen. Als Ziel der Mädchenerziehung sah man damals, dass "das der Mann nicht durch geistige Kurzsichtigkeit und Engherzigkeit seiner Frau an dem häuslichen Herde gelangweilt werde".

In einem entscheidenden Beitrag zur Reform des Mädchenschulwesens liegt Helene Langes große Leistung. Weil sie der Ansicht war, dass männliche Lehrer die zeitgenössischen Probleme der Frau nicht erfassen konnten, trat sie dafür ein, mehr weibliche Lehrkräfte einzusetzen und eine akademische Vorbildung der Lehrerinnen zu ermöglichen. Damals war an eine gemeinsame Schule für Mädchen und Jungs noch nicht zu denken.

Lange begründete auch die ersten "Realkurse für Frauen", die über die bisherige Mädchenbildung hinausführten. Dabei standen sogar Mathematik, Naturwissenschaften und ein Elementarunterricht in Nationalökonomie im Vordergrund. Als sich 1894 Berufs-und Sozialverbände zum "Bund deutscher Frauen" zusammenschlossen, gehörte Helene Lange dem Vorstand an. Bereits 1903 hatte sie die Zeitschrift "Die Frau" gegründet, die zum Zentrum der deutschen Frauenbewegung wurde. Daran und an ihrem "Handbuch der Frauenbewegung" wirkte übrigens auch Gertrud Bäumer mit, die später ihre Nachfolgerin wurde.

1896 machte Lange sich für das Frauenwahlrecht stark. Im März 1919 eröffnete sie dann als Altpräsidentin die erste Sitzung der Hamburger Bürgerschaft. Sie hat die Gleichwertigkeit der Frau betont, den Gedanken der Gleichartigkeit jedoch stets abgelehnt. Ein großartige Persönlichkeit mit viel Herz.




 

Rezension:Katharina II. die Große: Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten (Taschenbuch)

Reinhard Neumann Hoditz spürt diesem Büchlein akribisch dem Leben der russischen Zarin Katharina der Großen (1729- 1796) nach. Durch Bilder und Selbstzeugnisse wird die Vorstellung, um welche Person es sich bei dieser Frau handelte vervollständigt. Zwischen dem Jahr ihrer Heirat (1745) und dem ihrer Thronbesteigung (1762) geht Katharina von Anhalt-Zerbst, Tochter eines mittellosen Duodezfürsten des Hauses Anhalt, durch eine harte Lehre für den Beruf des Landesoberhaupts.

Isoliert an einem feindseligen Hof, wegen ihrer Jugend und Schönheit von Zarin Elisabeth beneidet, die sie doch als Ehefrau ihres Neffen und Thronfolgers ausgewählt hatte und von dem Gatten, einem Halbidioten, der die Gesellschaft der Hunde und Pferde der ihren vorzieht, sehr vernachlässigt, gelingt es ihr, durch ihre augenscheinliche Unterwürfigkeit alle Vorurteile zu entwaffnen, den Argwohn der Zarin zu besänftigen und ohne Beteiligung ihres Ehemannes, den erforderlichen Thronfolger, den späteren Zar Paul I. in die Welt zu setzten.


"Um die Wahrheit zu sagen", schreibt sie später hinsichtlich ihres erbärmlichen Ehemannes, "glaube ich, dass mich die Krone Russlands bedeutend mehr anzog als seine Person. Die Hoffnung auf die Krone, nicht im Himmel, sondern auf Erden, stärkte meinen Geist und meinen Mut." Man braucht sie, um die Grobheiten ihres Mannes zu ertragen, der als er schließlich der alten Zarin 1762 auf den Thron folgt, trunken von der Macht beschließt, sich seiner Frau zu entledigen. Er gibt Befehl sie zu verhaften. Katharina kommt ihm jedoch zuvor und lässt ihn mit Hilfe der Brüder Orlow festnehmen, von denen einer, der schöne Gregor, ihr Liebhaber ist. Der neue Zar Peter III , der sich durch seine Regierungsmaßnahmen beim Volk höchst unbeliebt macht, wird vom Hof und insbesondere von der Armee, die Katharina als Zarin ganz Russlands bejubelt, fallen gelassen.


In einen seiner Paläste verbannt, stirbt Peter III. zu gelegener Zeit, ohne dass der Beweis erbracht werden kann, Katharina habe seine Ermordung befohlen. So beginnt die glorreichste Regierungszeit der Romanows. Weit davon entfernt, die Despotin zu sein, die einige Historiker in ihr sehen, gibt Katharina II einen weitaus liberaleren Geist als ihre Vorgänger zu erkennen, setzt sich entschieden für Reformen ein und versteht es, den aufgebrachten Adel versöhnlich zu stimmen, ohne die Großen des Handelns zu verärgern. Auch beim Volk blieb sie beliebt. Sie war ehrgeistig in ihren Plänen, rasch in deren Ausführung, arbeitete verbissen und hatte die Augen überall. Immer war sie um die Staatspflicht besorgt. So groß ihr Reich auch war, schien es ihr dennoch weder zu groß für ihren Ehrgeiz, noch an der Grenze seiner Möglichkeiten. Um es zu vergrößern, wollte sie Konstantinopel erreichen - ein Traum aller russischen Herrscher- und besiegte zweimal die Türken, teilt dreimal Polen und nahm schließlich ihrem ehemaligen Geliebten Stanislaus II . August Poniatowski die Krone ab, die sie ihm vorher geben ließ. Ohne Gewissenbisse hinsichtlich ihrer politischen Handlungen, war sie eine lebendige, interessante und leicht zu amüsierende Person. Ihren gesunden Menschenverstand verknüpfte sie mit gefälliger Weiblichkeit. Dies scheint einer der Umstände für ihren Erfolg in Europa gewesen zu sein.


Sie verfügte über die Kunst, Menschen für sich gewinnen zu können und sicherte sich durch kleine Schmeicheleien mit mehr Erfolg als ihr Rivale Friedrich II. die Unterstützung der Künstler und Schriftsteller, die gern die Verdienste und Talente der "Semiramis des Nordens" feiern. Eher mit einem Geschmack am Bombastischen als mit einem wirklichen Kunstsinn begabt, liebte sie schöne Bauwerke ebenso wie schöne Männer und achtete nicht auf die Kosten zur Errichtung der ersten und gab im reichen Maße den zweiten, die von Orlow bis Potenkin durch ihr Talent, ihre Originalität oder ihren Luxus zu dem Glanz ihrer Regierungszeit beitrugen.


Sie behielt selbst während ihrer glühendsten Leidenschaften einen kühlen Kopf , erwies sich allerdings ihren Geliebten gegenüber auch dann noch großzügig, wenn sie aufgehört hatten zu gefallen. Inmitten eines Hofes, dessen Glanz oft sehr zerbrechlich war, hat sie als einzige einen wirklich überlegenen Geist, insofern rechtfertigt sie das Kompliment , das Voltaire ihr schrieb: "Heute kommt das Licht aus dem Norden."Monsieur, Madame. Der Briefwechsel zwischen der Zarin und dem Philosophen


Rezension:Die Erinnerung ist oft das Schönste: Fotografische Porträts von Romy Schneider (Gebundene Ausgabe

Wer war diese Frau?
Romy Schneider (23.9.1938-29.5.1982), eigentlich Rosemarie Magdalena Albach-Retty war eine österreichische Schauspielerin, die Weltruhm erlangte. Schon ihre Großmutter war eine bekannte Bühnen- und Filmschauspielerin. Sowohl ihre Mutter Magda Schneider wie auch ihr Vater Wolfgang Albach- Retty waren beliebte deutsche Filmstars. Freilich hat Romy sie alle an Rang und Ruhm übertroffen. Sie wuchs bei ihrer Mutter, die sich 1945 hatte scheiden lassen, in Berchtesgaden auf und kam dann nach Salzburg in ein Internat. Einen Schauspielunterricht hat sie niemals genossen. Ihr Debüt erlebte sie 1953 an der Seite ihrer Mutter in "Wenn der weiße Flieder blüht".
Für ihre "erste" Karriere wurde dann entscheidend "Sissi, die junge Kaiserin" (1956, dem einige Jahre später eine Fortsetzung folgte. Damit schien sie auf den Typ des unschuldigen Mädchens festgelegt, und als dieser etwas süßliche Geschmack überholt war, gelang es ihr nur schwer sich von diesem Image zu lösen. 1959 ging sie nach Paris, wo sie sich mit Alain Delon verlobte; doch die Verbindung ging alsbald auseinander.
In Paris spielte sie auch Theater "Schade, dass sie eine Dirne ist" und mit Tschechows "Möwe" ging sie auf Tournee durch Frankreich und Deutschland. 1962 verschaffte ihr der Film "Der Prozess" nach Kafka einen neuen, internationalen Durchbruch.


Orson Wells nannte sie die bedeutendste Schauspielerin überhaupt. 1966 heiratet sie den Bühnenschauspieler Harry Meyen und bringt im gleichen Jahr ihren Sohn David Christopher zur Welt. Nun riss die Kette ihrer Filme kaum ab. "Das Mädchen und der Kommissar" erhielt 1971 in Deutschland das Prädikat "besonders wertvoll". Unvergesslich ist ihre Darstellung einer deutschen Jüdin, die sich im Flüchtlingszug "Le Train", "Der Zug" vor den einrückenden deutschen Truppen zu retten versucht. Mit "Le Trio infernal" (1974) nahm sie an der Sex-Film-Welle teil.


1975 wird ihre Ehe geschieden. Ihre schauspielerische Karriere erlang mit der Verleihung des "Grand Prix international 1976" einen weiteren Höhepunkt. Filme wie "Gruppenbild mit Dame" (1977) und "Die Spaziergängerin von Sanssouci" (1981) zeigen wie sehr sich diese Schauspielerin im Laufe ihrer beruflichen Vita verändert und sich zu einer überzeugenden Charakterdarstellerin entwickelt hat. Ihre Beziehung mit Daniel Biasini, aus der ihre Tochter Sarah Magdalena hervorgeht, hält auch nur wenige Jahre. Ihr Sohn verunglückt im Alter von 14 Jahren tödlich. Diese Frau hat privat kein Glück. Ausgezeichnet mit vielen Filmpreisen stirbt sie im Alter von nur 43 Jahren von Kummer gezeichnet, viel zu früh.

Herausgeberin des Bildbandes ist Beate Kempfert. Von ihr stammt auch das Vorwort, dem ein Aufsatz mit dem Titel "Das Mädchen und der Fotograf" folgt. Im Anschluss daran werden die teilweise bis heute unveröffentlichten Aufnahmen Romy Schneiders der Fotografen Herbert List, Max Scheler, Roger Fritz, F.C. Gundlach, Will Mc Bride, Peter Brüchmann, Werner Bokelberg, Helga Kneidl und Robert Lebeck gezeigt.
Alle Fotografen werden textlich vorgestellt.

Frühe Fotos aus dem Jahre 1954 zeigen ein schüchternes, unschuldiges Mädchen, von dem man noch nicht erahnen kann, dass sich daraus eine hocherotische Frau entwickeln wird. Erst ab 1961 verändert sich Schneider optisch und entwickelt sich zu einer bildschönen, verführerischen Frau, deren Blick aber stets etwas traurig ist. 1973 dann gesellt sich ein kritischer Ausdruck hinzu. Die Farbbilder von Helga Kneidl zeigen eine anziehende , überdurchschnittlich schöne Frau. Zu diesem Zeitpunkt muss Schneider sehr glücklich gewesen sein. Das dokumentieren auch die Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus besagtem Jahr. 1976 dann sieht man sie an der Seite des umwerfend attraktiven Daniel Biasini in der Wohnung von Christiane Höllinger. Sie ist verliebt und deshalb sehr heiter. Man freut sich mit ihr. Sie strahlt Jugend und Schönheit aus. Fünf Jahre später stehen ihr Alter und Tod im Gesicht. Wie konnte diese Frau so früh altern? Ihre Augen machen deutlich, dass ihre Seele nur noch dunkle Farben wahrnehmen konnte. Das wird wohl der Grund für ihren frühen Abschied gewesen sein. Französische Seelen sind besonders lichtabhängig, wie man weiß.

Dem Anhang kann man biographische und filmographische Daten entnehmen.

Beindruckende Fotos. Sehr aussagekräftig.

Rezension:Frédéric Chopin. Seine Musik - sein Leben (Gebundene Ausgabe)

Der Musikwissenschaftler und Sinologe Dr. Christoph Rueger hat ein hervorragendes Buch zum Leben und Werk meines Lieblingsmusikers Frédéric Chopin geschrieben, das ich mit großem Interesse gelesen habe. Nun beginne ich, die musikwissenschaftlich relevanten Hintergründe der Kompositionen allmählich zu begreifen und delektiere mich nicht mehr nur an der Schönheit der Klänge.

Chopin wurde 1810 in Warschau geboren. Der Autor lotet die Wurzeln seiner Kindheit sehr gut aus, einer Kindheit, die trotz einer gerade beendeten Periode der Unruhe in Polen glücklich und friedlich war. Im Alter von sechs Jahren erhielt er seinen ersten Klavierunterricht von einem in der Nachbarschaft lebenden Böhmen, namens Adalbert Zywny, einem sechzigjährigen Geiger, der nebenbei auch komponierte. Chopin lernte damals bereits die Kompositionen von Bach, Haydn, Mozart und Beethoven, aber auch die zeitgenössischen Werke von Hummel kennen, der auf seine frühen Kompositionen großen Einfluss hatte. Zu jener Zeit improvisierte Chopin Stücke, die sein Musiklehrer für ihn niederschrieb. 1817 erschien seine "Polonaise in g-moll" im Druck. Von da an verbreitete sich schnell der Ruhm des jungen Komponisten, der von den Damen der Gesellschaft in ihre Salons eingeladen und bald als zweiter Mozart gefeiert wurde.

Von 1823 bis 1826 besuchte er das Lyzeum und schrieb sich dann in das Konservatorium ein. Im Juni 1825 erschien sein "Opus 1", ein Rondo in c-moll und bei seinen öffentlichen Auftritten als Student spielte er bisweilen das Aelopantaleon und Aelomelodikon, beide Vorläufer, beziehungsweise Arten des Harmoniums. Zar Alexander, der ihn auf diesem Instrument hörte, war von seinem Spiel so betört, dass er ihm einen Diamantring schenkte.

Bereits als Student entwickelte Chopin die Gewohnheit, nach Möglichkeit kein musikalisches Ereignis im Konzertsaal oder Opernhaus auszulassen und spürte alsbald die Notwendigkeit, sich auf der Suche nach reicherer musikalischer Erfahrung ins Ausland zu begeben. Eine Reise nach Berlin bot ihm die Möglichkeit, seinen musikalischen Horizont zu erweitern. Hier traf er mit Zelter, Spontini und dem nur ein Jahr älteren Komponisten, dem bereits berühmten Mendelssohn zusammen. 1824 fuhr er nach Wien, wie man dem Kapitel "Neue Horizonte" entnehmen kann und hatte am 11. August im Kärtnertortheater seinen ersten großen öffentlichen Auftritt. Dort wurde sein "Krawowiak, ein Konzertrondo mit Orchester op. 14" und die Variationen "Là ci darem la mano op. 2" stürmisch gefeiert. Zurückgekehrt nach Polen, verbrachte er dort noch ein letztes Jahr mit der unglücklichen Liebe zu einer jungen Mezzo-Sopranistin namens Konstancia Gladkowska, die er im Konservatorium kennengelernt hatte und über die man im Buch Näheres erfährt, als auch mit der Komposition seiner beiden Klavierkonzerte.

Am 2. November 1830 verlässt Chopin seine Heimat. Sein Reiseziel ist Wien. Einige Tage hält er sich in Dresden auf, um dort bei Hof am Klavier zu improvisieren. Nachdem er anschließend einige Wochen in Wien verweilte, kehrt er dieser Metropole den Rücken. Jetzt stehen London und Paris auf seinem Reisepass. 1831 trifft er schließlich in Paris ein, bezieht eine Wohnung am Boulevard Poissonère Nr. 27. Zu diesem Zeitpunkt ist Paris bereits Zufluchtsort für politische Flüchtlinge aus allen Teilen Europas geworden, aber auch das Mekka der Künstler vieler Länder und Nationalitäten. In Paris lernt er u.a. die Pianisten Liszt, Mendelssohn, Osborn und Hiller kennen und schließt enge Freundschaft mit dem Cellisten Franchomme.

Dr. Rueger berichtet ausführlich über Chopins rasch steigenden Bekanntheitsgrad in Paris. Er wurde schnell zum gesuchtesten Klavierlehrer der Stadt bei dem selbst so berühmte Mitglieder der Gesellschaft wie Madame de Rothschild Unterricht nahmen.
Er widmet der reichen, talentierten Gräfin Delfina Potocka sein Klavierkonzert in "f- Etuden moll", Jahre später wird er ihr auch seinen "Minutenwalzer op.64 Nr.1" widmen. Gerüchten zufolge soll er ihr Liebhaber gewesen sein. Wohl am meisten beschäftigen ihn in jener Zeit die "Etuden op. 25", daneben schreibt er in jener Zeit Mazurken und die von mir so geliebten Nocturnen.

Im Sommer 1835 reist er nach Karlsbad, um seine Eltern zum letzten Mal zu sehen, fährt weiter nach Dresden, wo er sich in die 16 jährige Maria Wodzinska verliebt. Sein Heiratantrag wird von ihren Eltern abgewiesen. Die Romanze, die im Buch schön skizziert wird, verläuft im Sande.

1836 dann trifft Chopin im Haus von Franz Liszt und seiner Geliebten, der Gräfin Marie d`Agoult in Paris mit der Romanschriftstellerin Georg Sand zusammen. Immer wieder lädt sie ihn anschließend in ihren Freundeskreis ein, zu dem auch Heinrich Heine, Alfred de Musset, der polnische Dichter Mickiewitz und der Maler Delacroix gehören. 2 Jahre lang wirb George Sand um Chopin, bis er endlich nachgibt. Die beiden beschließen ihre Verbindung nicht öffentlich werden zu lassen und verbringen den ersten Winter auf Mallorca. Der Autor berichtet ausführlich von diesem Aufenthalt, von den Anzeichen der Tuberkulose, die sich bei ihm dort durch die Wetterbedingungen verstärken - er litt bereits 1835 in Paris sehr daran. Man liest dann weiter über seine guten Jahre, sein Leben, dass nun in geordneten Bahnen verläuft. Die Sommer verbringt er mit George in Nohant, während der übrigen Zeit unterhalten sie getrennte Wohnungen. Irgendwann wird sein Gesundheitszustand immer kritischer, nach neun Jahren zerbricht die Beziehung zu Georg Sand von da an geht es mit dem Gemüts- und Gesundheitszustand des großen Musikers bergab.....

Die Biografie liest sich sehr spannend und ist bereits Grund genug das Buch zu kaufen. Mich allerdings haben die nachhaltigen Erläuterungen im Anschluss zu seinem Werk besonders in den Bann geschlagen. Thematisiert werden: 1. Konzerte, Klaviertrio, Sonaten, Rondeaux, Variationen, 2. Etüden und Preludes, 3. Scherzi und Balladen, 4. Polonaisen und Mazurken, 5. Walzer, Nocturnen, Impromptus und 6. wichtigste Einzelstücke. Während ich nun immer wieder Stücke aus der von mir geschätzten CD Box (gut,es gibt sicher bessere Aufnahmen) Chopin: Das Gesamtwerk (Box mit 17 CDs) höre, lese ich die erhellenden Anmerkungen des Autors im Einzelnen dazu und bekomme dadurch einen noch intensiveren Kunstgenuss geschenkt. Dafür möchte ich mich bei Dr. Rueger an dieser Stelle ganz herzlich bedanken.

Auf den letzten Seiten kann man in das Werksverzeichnis einsehen, zudem ist ein Literaturverzeichnis vorhanden.

Sehr zu empfehlen.
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