Karl V. herrschte über ein nicht unbeachtliches Reich. Österreichischer Erbfolger war er durch seinen Großvater Maximilian I. Seine Großmütter, Maria von Burgund und Isabella von Spanien hinterließen ihm den Anspruch auf Burgund, Spanien, die spanischen Kolonien (einschließlich der überseeischen) und auf Neapel-Sizilien. Hinzu kam, dass er schließlich, mit Jakob Fuggers nicht unbeträchtlicher finanzieller Hilfe, zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gewählt wurde.
In einer Zeit, in der technische Kommunikationsmittel noch ferne Zukunftmusik waren, hieß ein solches Reich zu regieren und zu festigen für einen Herrscher selbstverständlich fortwährend zu reisen. Denn nur durch persönliche Präsenz war es, wenn überhaupt, möglich, etwas zu unternehmen gegen die Separationsbestrebungen einzelner Regionen, aufgrund der sich zu diesem Zeitpunkt überall dramatisch ausbreitenden Reformationsbewegung.
Rosine de Dijn nimmt den Leser mit auf die Reisen Karls V. und man begreift sehr bald, wie aufreibend das ewig beschwerliche Hin und Her für diesen Menschen gewesen sein muss. Die Autorin beobachtet den Kaiser von dessen Kindheit an und zeigt welchen Einfluss Frauen auf sein Leben und sein politisches Wirken genommen haben. Eine Vielzahl starker, gebildeter Damen, so erfahren wir, stützten Karl V. seit seiner Jugend. So war es seine intellektuelle und dabei durchaus machtbewusste Tante Margarete von Österreich, die seine Erziehung und zudem die Funktion des Statthalters der Niederlande für ihn übernahm. In dieses Amt folgte ihr später seine Schwester Maria von Ungarn. Die Autorin schreibt sehr anschaulich und detailliert von diesen und sechs weiteren weiblichen Personen, die einen nicht unwesentlichen, aber leider höchst konträren Beitrag dazu geleistet haben, Karl zu dem zu machen, was er war: stark und schwach zugleich!
So war möglicherweise der depressive Einfluss der beiden, ihm emotional am nächsten stehenden Menschen,- seine Mutter Johanna, die Wahnsinnige und seine Gemahlin Isabella von Portugal-, die eigentliche Ursache dafür, sein großes Anliegen "die innere Einigung des Reiches" vorzeitig aufzugeben und sich stattdessen müde und ausgelaugt, sowie von Gicht geplagt in die Estremadura zurückzuziehen. Rosine de Dijn hat ein interessantes, reich bebildertes Buch vorgelegt, dessen Kauf unbedingt zu empfehlen ist.
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