Den Begriff Rheinhessen assoziierte ich bislang in erster Linie mit guten Weingütern, einer malerischen Landschaft und mit einigen sehr bemerkenswerten, historisch gewachsenen Orten, wie Worms, Oppenheim, Nierstein oder Ingelheim.
Über namhafte weibliche Persönlichkeiten vergangener Tage, die in dieser Region lebten, wusste ich bislang nur wenig, sieht man mal von der Schriftstellerin Anna Seghers (1900-1983) und von der Räuberbraut Juliana Bläsius (1781-1851) ab.
Zur Geschichte Rheinhessens zählen nicht nur große Autorinnen, sondern auch Frauen, die auf anderen Gebieten Bedeutendes geleistet haben. Über solche Persönlichkeiten kann man sich im Buch im Rahmen von Kurzbiographien kundig machen. Der Zeitraum ist allerdings begrenzt von 1816 bis heute.
Die Kurzbiographien wurden von unterschiedlichen zumeist promovierten Autoren verfasst, über die man im Autorenverzeichnis zu Ende des Buches Näheres in Erfahrung bringen kann.
Ein Bild der jeweiligen Protagonistin wurde auch nicht vergessen und zudem ist jeder Lebensbeschreibung ein Literatur- und Quellenverzeichnis beigegeben.
Wohltäterinnen, Schriftstellerinnen, Künstlerinnen, eine Kinderärztin, eine Widerstandskämpferin und weitere Frauen, mit anderen Berufungen sind hier versammelt, um Zeugnis abzulegen, dass die Geschichte Rheinhessens nicht nur von Männern gemacht worden ist.
Schockiert war ich im Rahmen der Kurzbiografie über Anna Seghers, ein Foto des Konzentrationslagers in Osthofen zu sehen und zwar bereits aus dem Jahre 1933. Wer Anna Seghers "Das siebte Kreuz" gelesen hat, weiß um diesen Schandfleck Osthofens, weil er im Roman eine essentielle Rolle spielt. Bei vielen ist dieser Gräuelort leider in Vergessenheit geraten, was ich als schweren Fehler erachte. Vergessen eröffnet die Möglichkeit erneut in gleicher Weise zu agieren. Das muss man bedenken. Ein Vergessen im Hinblick auf die NS- Mörderbande und ihre Verbrechen darf es niemals geben.
Die Lebensgeschichten von Menschen nachzuspüren, um ihre Entscheidungen zu verstehen und vielleicht ein wenig daraus zu lernen, macht es immer wieder spannend solche Biographien zu lesen, speziell wenn sie so gut und nachdenklich verfasst worden sind, wie in diesem Werk.
Mut und ein gutes Herz hatten nicht wenige der thematisierten Frauen. Das macht die Protagonistinnen so überaus sympatisch.
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Helga König
Helga König
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