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Rezension: Schauen Sie mal böse- Mario Adorf- Kiepenheuer & Witsch

Der Schauspieler Mario Adorf zählt zu jenen Menschen, die erst im fortgeschrittenen Alter optisch wirklich ausdrucksstark erscheinen und dann eine solch große Anziehungskraft an den Tag legen, wie sie in jungen Jahren noch nicht zu erahnen war.  Wie ist das möglich?

Das Leben prägt die Menschen optisch bekanntermaßen auf unterschiedliche Weise. Bewirken kann es Strahlkraft oder auch Leblosigkeit. Es ist die Seele, die das Äußere im Laufe der Jahre umformt und auf diese Weise auf das Denken und Handeln des Einzelnen reagiert.

In dem Buch "Schauen sie mal böse" erzählt der Schauspieler Mario Adorf Geschichten aus seinem Schauspielerleben. Adorf wird am 8.9.1930 85 Jahre alt, wurde in Zürich geboren und wuchs in der Eifel auf. Seit 1992 hat er nicht wenige Bücher veröffentlicht. Dies ist allerdings das erste, das ich rezensiere.

Mario Adorf trat im Laufe der letzten 60 Jahre in unzähligen Bühnenrollen und deutschen sowie internationalen Filmproduktionen auf. Ich selbst sah ihn auf der Bühne nur einmal und zwar bei den Nibelungenfestspielen in Worms im Jahre 2002. Damals mimte er auf beeindruckende Weise den alten Recken Hagen. Überzeugt hat er im jungen deutschen Film in der "Blechtrommel" und in der "Verlorenen Ehre der Katharina Blum", aber auch im Fernsehvierteiler "Der große Bellheim".

Die Miniaturen zu seinem Leben im vorliegenden Buch beginnen in seiner Kindheit, fangen an mit ersten Erinnerungen, streifen die Nazizeit und erzählen dann von den Jahren als er Student war und wie es damals dazu kam, dass er Schauspieler aber auch Boxer wurde.

An seinem Beispiel wird  klar, dass großer Erfolg im Leben oftmals nicht geplant und manches, was man tut, einfach den Umständen geschuldet ist, so etwa das Boxen bei Adorf.  Dieser Autor ist kein Storyteller, sondern ein Mensch mit viel Bodenhaftung, der ungeschönt aus seinem Leben erzählt.

Mario Adorf ist ein Mann, dem Tränen vor anderen suspekt sind. Darüber schreibt er in der Miniatur "Das Weinen": "Man zeigt doch seine Tränen nicht, man wendet sich instinktiv ab, wenn man in Gesellschaft von der Rührung übermannt wird". Für ihn als Schauspieler gilt: "Tränen schnell trocknen und möglichst nicht direkt ins Publikum oder in die Kamera weinen."  

Mario Adorf, der Sohn eines italienischen Chirurgen und einer aus der Eifel stammenden Röntgenassistentin hat an Universität Mainz Philosophie, Psychologie, Kriminologie, Literatur, Musikgeschichte und Theaterwissenschaften studiert und viele Jahre benötigt, um der zu werden als den ihn sein Publikum kennt. 

Das Buch enthält neben den Erinnerungen aus seinem Schauspielerleben auch Zeichnungen von ihm, die dokumentieren, dass er  feinsinnige Ironie besitzt und sich auch selbst in Frage stellen kann.

Nachdem man die Geschichten gelesen hat, weiß man ein wenig mehr über die Hintergründe, weshalb Mario Adorf mit zunehmendem Alter an optischer Ausdruckskraft viel gewonnen hat. Er zählt nämlich zu den Menschen, die sich ihr ganzes Leben weiterentwickelt haben, weil er seinen Gaben gemäß lebt und dabei offen auch auf seine Schattenseiten schaut, die ihn in schwierigen Anfangsjahren haben überleben lassen. 

Empfehlenswert. 

Helga König

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