"Jeder Eisläufer ist so gut, wie er seine Seele offenbart, sonst wird er keine Faszination beim Publikum auslösen." (M. Kilius)
Gewundert habe ich mich nicht, dass die Lebenserinnerungen der Spitzensportlerin Marika Kilius im Integral-Vèrlag erschienen sind, denn ich hatte bereits anderenorts gelesen, dass sich die Frankfurterin mit spirituellen Fragen beschäftigt.
Die tanzende Eisprinzessin Marika Kilius habe ich als Kind in den frühen 1960ern im Fernsehen bewundert und freute mich, wenn sie mit ihrem Eisprinzen auf dem Siegertreppchen stand. Die Sportlerin hatte und hat eine ganz ungemein positive, sympathische Aura. Deshalb auch fanden bereits Kinder Zugang zu ihr. Ihr Name bereits zaubert ein Lächeln auf meine Lippen, denn sofort sehe ich sie im Geiste strahlend Pirouetten drehen.
Im vorliegenden Buch hat man Gelegenheit auf 14 Seiten Fotos von ihr kennenzulernen. Marika Kilius war ein süßes Baby mit großen. freundlichen Augen, ein sehr hübsches Kind, ein bezauberndes Mädchen und sie ist bis heute eine wirklich schöne Frau geblieben.
Folgt man ihren Gedanken, so ahnt man, was sie vermutlich sagen würde, wenn man sie nach ihrer Schönheit befragte: Um ihr Karma zu erfüllen, sei die Schönheit als Gabe der Natur für sie ebenso vorbestimmt gewesen, wie ihr Charme und ihr eiserner Wille, ihr Fleiß, ihre sportliche Begabung, aber auch ihre ehrgeizige Mutter. Diese habe sie genau wie ihre Schönheit bewusst gewählt, um ihren Weg gehen zu können etc.
Marika Kilius ist kein Opfer, sondern eine Macherin, die viel gibt und nicht nur nimmt.
Ich bewundere Frauen wie Marika Kilius aufgrund ihrer eisernen Disziplin und ihres Willens, ihre Gaben vollständig auszuleben und freue mich, wenn bei Menschen Leistungsbereitschaft von Erfolg gekrönt wird. Marika Kilius eignet sich als Vorbild für leistungsbejahende Menschen, das wird spätestens durch dieses Buch deutlich.
Auf den letzten Seiten hat der Verlag eine Auswahl ihrer Auszeichnungen und sportlichen Erfolge aufgelistet. An der Vielzahl der Ehrungen kann man bereits erkennen, dass hier der Zufall keine Rolle spielte, sondern Können gepaart mit harter Arbeit die Voraussetzung für den jahrelangen Medaillenregen waren
Gleich zu Beginn erfährt man, weshalb ihre Mutter ihr den Namen Marika gab und in welche Fußstapfen sie treten sollte. Die Eltern unterstützten das Kind von Anfang an in seinem Werdegang, seelisch und finanziell. Die kleine Marika lief zunächst Rollschuh, bei dem die Auflage durch die vier Rollen übrigens breiter ist als beim Schlittschuh. Er sei schwieriger zu "fuß" zu haben als der Schlittschuh, bei dem es auf die Balance ankommt, (vgl.: S.29).
Die Autorin schreibt über ihre gesamte Sportkarriere und ist sich sicher, dass diese nur deshalb so erfolgreich war, weil sie in einem Vorleben bereits stark kreativ körper- und bewegungsorientiert war, (vgl.: S.40).
Man lernt ihre Partner im Sport und in der Liebe kennen. Dabei hat mir gefallen, wie wohlwollend sie in der Retrospektive über alle spricht. Dieses entspannte Verhältnis gegenüber ihren Mitmenschen scheint eines ihrer Geheimnisse zu sein, jung zu bleiben. Natürlich hält auch das Eis frisch. Das sagt sie selbst.
Marika Kilius schreibt in ihrem Buch über die Magie des Sports, über die Figuren auf dem Eis, auch über die sogenannte Todesspirale: "Das Gefühl in der Todesspirale fand ich stets atemberaubend. Man muss sich trauen, sich nach hinten zu legen, während man gleichzeitig ins Knie geht. An den Armen wird man zum Partner gezogen, die Beine ziehen nach außen- und das alles ohne eigenen Halt. Das ist schon ein tolles Gefühl!"
Irgendwo habe ich heute gelesen, dass das Risiko die neue Sicherheit sei. Marika Kilius hat früh schon mit dem Risiko Freundschaft geschlossen und wurde im Ergebnis dafür vom Leben reich belohnt. Das Publikum lag ihr zu Füßen, wegen ihres Muts und ihres Könnens haarscharf an die Grenzen des Machbaren zu gehen und diese mitunter zu überwinden. Das hat aus der Prinzessin irgendwann eine Göttin auf dem Eis gemacht.
Es ist interessant ihren Lebensweg zu verfolgen und zu sehen, wie sie mit ihren Erfolgen umgegangen ist, was später dann für sie an Bedeutung gewann. Ihre geistige Nähe zu Professor Werner, ihre liebevolle Beziehung zu Menschen und Tieren und ihre demütige Haltung dem Leben gegenüber, zeigen, dass diese Frau sich dem Guten verpflichtet hat und deshalb auch von so vielen geliebt wird.
Ein tolles Buch.
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