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Rezension: Mein Leben - Suchen Werden Finden. Die Autobiografie (Gebundene Ausgabe)


Die Fernsehproduzentin, Journalistin und Bestsellerautorin Beate Wedekind kennt Karlheinz Böhm seit über 25 Jahren. Sie hat sich von ihm dessen Lebensgeschichte erzählen lassen und sie im vorliegenden Buch aufgezeichnet. Das Buch beinhaltet neben einem spannenden Text unzählige Fotos von Böhm, der am 16. März seinen achtzigsten Geburtstag gefeiert hat. Bevor ich auf besagten Text näher eingehe, möchte ich mich im Vorfeld zu den Bildern äußern. Ich möchte diese keineswegs alle im Einzelnen näher beschreiben und analysieren sondern in knappen Worten auf den Punkt bringen, was mir beim ersten Durchsehen aufgefallen ist.


Böhm war ein auffallend hübsches Kind, ein sehr feminin wirkender Jüngling, ein blendend aussehender, verträumter junger Mann, mit etwas zu weich erscheinenden Gesichtszügen. Er wurde erst in den mittleren Jahren wirklich attraktiv als sein Gesicht auch Phasen des persönlichen Misserfolgs und Unglücklichseins zum Ausdruck brachte. Große Erotik gepaart mit Nachdenklichkeit tritt in den Vordergrund seit seiner Zeit als Fassbinder mit ihm drehte. Persönlichkeit, eine große Seele und Altersschönheit strahlt er heute aus, nach seinen Erfahrungen und seinem großen Engagement in Äthiopien. Dieser Mann ist in Afrika gereift.

Unter den vielen Bildern, die Böhms Leben dokumentieren, findet sich eines, das vor noch nicht allzu langer Zeit aufgenommen worden. Auf diesem Bild ist er und eine Äthiopierin mit ihrem Baby zu sehen. Böhm lächelt das Kind an, sich zu ihm beugend und streichelt es. In seinen Zügen findet sich unendlich viel Wärme und Güte. Diese Züge dokumentieren: hier hat sich ein Leben gelohnt.

Böhm wurde in Darmstadt geboren, war Sohn des berühmten Dirigenten Karl Böhm. Seine Kindheit verbrachte er in Dresden und in Kufstein, hauptsächlich wuchs er bei seiner Großmutter auf. Er war kein besonders glückliches Kind, hatte Schulprobleme, war in einem Schweizer Internat und bekennt, dass er aufgrund seiner Einsamkeit sehr unfair mit seinen Mitschülern umging. Glück hatte er, denn er schaffte es aufgrund einer klugen List sich der Musterung zu entziehen. Man liest in der Folge vom Kriegsende, seiner Zeit in Graz, seiner ersten Liebe, seinem Abitur und dem Beginn seines Studiums. Böhm schrieb sich in Germanistik- und Anglistik an der Universität in Graz ein.

1947 dann inszeniert der junge Mann am Grazer Studententheater ein Stück des indischen Dichters Tagore und arbeitet ein Jahr später bereits als Assistent des Regisseurs von Cziffra in Wien. Parallel dazu beginnt er sein Schauspielstudium. 1951 wird er seine erste Premiere in den zum Theater in der Josefstadt gehörenden Kammerspielen feiern können Von dieser Zeit und seinen ersten Filmen liest man jetzt und sieht ihn u .a . an der Seite von Hildegard Knef in einer Liebesszene im Kinoklassiker "Alraune". Es folgen Filme, wie "Salto Mortale", Der unsterbliche Lump" und andere mehr. Die Gagen waren gut. Es ging ihm prächtig. Böhm berichtet ausführlich von dem Sissi - Hype und er sagt, dass er genau diesen Filmen seine Bekanntheit verdankt, die er später für die Finanzierung seines Projektes in Äthiopien benötigte. Nach der Sissi - Trilogie spielt er in vielen weiteren Filmen, ist beliebt, hat Erfolg und heiratet mehrfach. 5 Kinder bringen diese Ehen hervor.

1961 war er in Hollywood, kehrte aber schließlich wegen mangelnder Beschäftigung nach Deutschland zurück. Nun bleiben auch hier die Filmrollenangebote aus. Der 35 jährige verfällt in Depression. Er beginnt erneut Theater zu spielen. In den 70ern dann sieht man ihn in Fernsehfilmen und in Fassbinderinszenierungen. Er trennt sich nach vier Filmen und zwei Theaterrollen von Fassbinder, weil ihm dessen Welten und Auffassungen fremd bleiben.

1981 sammelt er 1,7 Millionen DM Spendengelder in "Wetten, dass?" und gründet daraufhin am 13.9.1981 seine Hilfsorganisation "Menschen für Menschen". Er konstatiert, dass er durch die Arbeit in dieser Organisation lernte, was es " Liebe deinen Menschen wie dich selbst" im Alltag bedeutet und resümiert, wenn er in Äthiopien nicht mehr gebraucht würde, dann hätte sich sein Leben erfüllt. Über sein Engagement in Afrika, seinen Dienst an armen Menschen liest man ausführlich. Böhm spricht von der Dürre, dem Hunger dem Tod und dem was man entgegensetzen kann. Er und sein Team haben in den vergangenen Jahrzehnten unendlich vielen Menschen das Leben gerettet und tun es immer noch. Böhm lernte in Afrika seine vierte Frau Almaz kennen. Sie ist seine große Liebe. Mit ihr hat er zwei Kinder. Almaz wurde zu seiner engsten Mitarbeiterin. Gemeinsam setzten sie sich für den Bau von Krankenhäuser und Schulen ein, jedoch auch für unendlich viele andere Projekte und Innovationen.

Auf den letzten 100 Seiten liest man von Böhms humanitärem Engagement, aber auch von seinen Ehrungen und ist beeindruckt, wozu ein Mensch fähig ist, wenn er sein Ich ganz weit hinten anstellt und in erster Linie seinen Mitmenschen hilft. Am 23.11.2007 erhielt Böhm in Bern den Balzan - Friedenspreis, den höchstdotierten Friedenspreis der Welt.

Böhm ist einer der wenigen Gerechten auf dieser Erde und einer der wenigen, der es verdient hat, dass man sich voller Respekt vor ihm verneigt.

Sehr empfehlenswert!

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