Stefan Bollman zeigt an Beispielen aus der Geschichte der letzten 250 Jahre und aus der Gegenwart, dass schreibende Frauen nicht ungefährlich gelebt haben, bzw. leben. Die einzelnen textlich porträtierten Schriftstellerinnen, die Beispiele dafür sind, das zu tun, was man für seine Bestimmung hält, werden auch bildlich vorgestellt.
Wie Bollmann konstatiert, war von Anfang an die Gattung Roman an das Entstehen der weiblichen Lesekultur gekoppelt und bis heute noch ist die Mehrzahl der Romanleserinnen weiblich. Der Roman ist nach Auffassung des Autors eine Schule emotionaler und sozialer Intelligenz, (vgl.: S.98). Offenbar benötigen Männer diese Schule nicht.:-))
Mit dem Roman soll sich ein neues Selbstgefühl von Frauen verbunden haben. Dessen Lektüre verschaffte den Leserinnen Erfahrungen, die in der Enge ihres persönlichen Lebensumfeldes zuvor nicht gemacht haben. Das Lesen der Romane und die Kommunikation über deren Inhalte sollen den Lebensradius vormaliger Leserinnengenerationen erweitert und ihnen einen Einblick in bislang fremde Lebensformen verschafft haben, (vgl.: S.98).
Als bürgerliche Schriftstellerinnen der ersten Stunde werden Jane Austen, die Schwestern Bronte und Bettina von Arnim genannt. Für sie aber auch Schriftstellerinnen der nächsten Epoche war es nicht leicht, Zeit und Raum zum Schreiben zu finden, (mehr dazu Seite 99ff). Typisch für die gesellschaftlichen und privaten Widerstände, die Frauen überwinden mussten, sind zwei Begebenheiten, von denen die französische Schriftstellerin George Sand berichtet, (näheres dazu Seite 103 ff). Erst im 20. Jahrhundert gelang es schreibenden Frauen sich aus der Enge bürgerlicher Wohnzimmer zu befreien, aber dennoch bleiben auch ihre Leben vom Kampf gegen Konventionen und für Authentizität bestimmt, (vgl.: S.113).
Stefan Bollmann untergliedert seine Porträts in 7 Kapitel, beginnt mit der kurzen Darstellung des Lebens und Wirkens von Hildegard von Bingen (1098-1179) und endet mit dem Porträt 1961 geborenen indischen Schriftstellerin Arundhati Roy. Einfach hatte es keine der vielen Autorinnen. Mein genereller Eindruck bestätigt sich auch in diesem Buch. Frauen müssen weitaus mehr für ihren Erfolg tun als Männer, vielleicht weil ihnen stets ein Netzwerk fehlt und ihnen im Berufsleben in der Regel mehr Gegenwind entgegenbläst als männlichen Konkurrenten.
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