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Rezension: Hamburgerinnen, die lesen, sind gefährlich (Gebundene Ausgabe)

Thomas Bleitner hat mit diesem Buch engagierten, gebildeten Hamburgerinnen ein Denkmal gesetzt. Er porträtiert sechzehn zumeist in Hamburg geborene weibliche Persönlichkeiten, die sich als Musen und Salonièren, als Rebellinnen, Künstlerinnen der wilden Zwanzigerjahre und als "Grandes Dames" des Wiederaufbaus in dieser Stadt einen Namen machten.

Der Autor reiht bei all den Frauen kurz die biographischen Daten aneinander und porträtiert anschließend sehr einfühlsam das Wesen und Engagement dieser Hamburgerinnen.

Man erfährt zunächst von Lesegesellschaften und Salons seit 1750, die ein erfreuliche Folge des merkantilen Aufschwungs in dieser Stadt waren. Intellektuelle und Künstler machten damals Hamburg zu einem Zentrum der Aufklärung machten. Bleitner lässt nicht unerwähnt, dass Bücher zu jener Zeit noch sehr teuer waren und 1796 seitens des Verlegers Friedrich Perthes die erste reine Sortimentsbuchhandlung gegründet wurde und zwar in Hamburg. Lesegesellschaften und Salons, so liest man weiter, waren beliebte Veranstaltungen, keineswegs bloß zum Austausch von Ideen und Meinungen, sondern auch zur Verbreitung von Büchern. Bleitner stellt in diesem Zusammenhang Meta Klopstock, Eva König die spätere Ehefrau von Lessing, Amalia Schoppe und Elise Reimarus vor, die seitens der kurländischen Dichterin Sophie Schwarz als Frau mit scharfdenkendem Verstand und einem Herzen von gutmütiger Weiblichkeit beschrieben wurde, die sich offenbar sehr gut mit Kindern umgehen konnte, (vgl. :S 33).

Der Autor berichtet auch von dem Großen Brand in Hamburg, der im Jahre 1842 dazu führte, dass in vier Tagen 20 000 Menschen in dieser Stadt obdachlos wurden. Durch die Frühindustrialisierung in jenen Tagen, die für nur wenige Wohlstand und für die meisten Elend zur Folge hatte, stellte sich die soziale Frage, die aber nicht allein das Armenwesen betraf. In dieser Zeit entstand die Frauenbewegung in Hamburg. Frauen kämpften u.a. um die Gleichstellung ohne Kompromisse, auch was den Zugang zu den Universitäten anbelangte. Im Übrigen waren die meisten Frauen Pazifistinnen. Unter den porträtierten rebellischen Frauen ist auch Lida Gustava Heymann, die Lebensgefährtin von Anita Augspurg, die das erste deutsche Frauenzentrum gründete und mit Augspurg gemeinsam den "Verein für Frauenstimmrecht".

Frauen haben in der Hamburger Kulturszene der wilden Zwanziger Jahre eine tragende Rolle gespielt. Diesbezüglich wird man von Bleitner auch sehr gut informiert und liest diesbezüglich auch von der in München geborenen Erika Mann, die mit ihrem Gatten Gustav Gründgens in Harvestehude lebte und in Hamburg durch ihre Rolle am Theater für Aufruhr bei der Presse sorgte. Ihre rasch endende Beziehung zu dem beruflich wie privat sehr pedantischen Gründgens wird dabei sehr aufschlussreich skizziert.

Bei den Gründerinnen in der Wiederaufbauzeit wurde Marion Dönhoff nicht vergessen, die 1946 in die Redaktion der "Zeit" eintrat. Wie der Autor hervorhebt, wurde diese großartige Frau nicht selten angefeindet. Als sie 2002 starb sagte der damalige Hamburger Bürgermeister allerdings in seiner Laudatio: "Sie hat unser Land, sie hat diesen Kontinent mitgestaltet. Und sie hat Hamburg aufs Beste repräsentiert", (Zitat: S. 145).

Ein lesenswertes Buch, nicht nur für Hamburgerinnen.

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