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Rezension: Goethe im Wahnsinn der Liebe- Band 3 : `Roma – Amor´, Veit Noll, Forschungsverlag Salzwedel


Nun also ist der 3. Band zum Thema "Goethe im Wahnsinn der Liebe" des Autors Veit Noll im Forschungsverlag Salzwedel erschienen. Er trägt den Untertitel `Roma – Amor´ und wartet mit einem überaus komplexen, 230seitigen Text, einer Fülle von Bildern, einem übersichtlichen Verzeichnis der Abbildungen und beeindruckend vielen Endnoten, einer ergänzenden Auswahlbibliothek bzw. eines Siglenverzeichnisses sowie dem Inhaltsverzeichnis auf.

Beginnen wir mit dem Cover: Es zeigt Aurora die Morgenröte. Der Autor erläutert dieses Bild ausführlich und dabei interessant und bringt damit zum Ausdruck, worum es in diesem Buch geht: erneut um das problematische Verhältnis der Herzogin Anna Amalia von Weimar zu Johann Wolfgang von Goethe. 

Dabei sei das Wortspiel `Roma – Amor´ der kurzgefasste Gedanke der Intention Anna Amalias im Hinblick auf Goethe. `Roma – Amor´ gebe im weitesten Sinne Goethes Konflikt tiefgründig-prägnant wieder. 
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Noll zeigt anhand einzelner Verse von Goethes "Römischen Elegien" auf, dass dieser Autor sein Leben und Dichten der Verehrung Amors geweiht und seine Geheimnisse der Dichtung anvertraut habe.

Goethe hält sich vom September 1786 mit Unterbrechungen bis April 1788 in Rom auf und flieht offenbar vor Anna Amalia, deren "Mätresserich" er möglicherweise in Weimar vor der Romreise war. Vieles deutet darauf hin, wie man Nolls Werk entnehmen kann. Allerdings entsprach besagte "Position" offenbar nicht Goethes Selbstbild. 

Rom sei zu Goethes Fluchtpunkt und schützendem Asyl geworden bis Anna Amalia sich dort ankündigte. Er habe sich ihrem Amor-getriebenen, liebenden Ansinnen nicht gestellt. 

Man liest von Goethes Zeit in Rom, von seiner dortigen Geliebten Faustine und wer sich hinter diesem Namen vermutlich verbarg, lernt schließlich die 21 jährige Mailänderin kennen, der Goethe im Oktober 1787 in Rom begegnete. Man erfährt in der Folge, wann sie in seinen Texten erstmals auftauchte und was sie bei ihm auslöste. 

Goethes Liebesgeschichte in den "Erotica Romana/Römische Elegien" mit diesem schönen Mädchen weise, so Noll, auf eine beiderseits heimliche und "freie" Liebe auf gegenseitiger Anziehung hin.

Offenbar entstand zwischen Goethe und dem Mädchen eine tiefe Liebesbeziehung, verbunden mit einer Intimbeziehung, obschon sie einem anderen Mann versprochen war. 

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Noll vertieft sich in Goethes Texte und lässt den Leser an seinen Interpretationen Anteil nehmen. Viele Personen aus Goethes Lebenskreis, so auch die Künstlerin Angelika Kaufmann bleiben nicht unerwähnt. Seine Schrift über das "Römischen Karneval" kommt ebenfalls zur Sprache. Diese Schrift soll Goethe der römischen Liebsten gewidmet sein. 

Wie es dann weitergeht mit den beiden, erfährt man auf den Folgeseiten und auch, was die Gründe für die Beendigung der Beziehung waren. Bei allem soll Goethe in Rom erstmals unbeschränkt glücklich gewesen sein, das sei u.a. seinem Lebensrésumé in den Gesprächen mit Eckermann zu entnehmen.

Noll hält die römische Liebste Anna Amalia entgegen.

Im Hinblick auf die Herzogin erläutert der Autor das gemeinsame Interesse an Kunst seitens Goethes und Anna Amalias. Allerdings habe sich Goethe durch die Kunst von Anna Amalia frei machen wollen, wohingegen Anna Amalia über die Kunst und Goethes Künstlerfreunde Goethes Nähe suchte und sich bemüht habe, ihn an sich zu binden. 

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Auch darüber erfährt man im Buch Näheres und über das, was nach der Italienreise in Weimar geschah. Goethes autobiographischer Roman "Wilhelm Meisters Lehrjahre" wird seitens Noll in seinem Werk auch analysiert und zwar im Hinblick auf das Doppelverhältnis Charlotte von Stein und Anna Amalia, die laut der jungen Gräfin Henriette von Egolffstein Charlotte regelrecht hasste. Wer könnte sich hinter den Roman- Figuren Mignon und Philine verbergen? Veit Noll gibt uns Auskunft.

Bei allen Anspannungen, die Goethes nicht monogamen Liebesleben geschuldet waren, gibt es viel Entspannendes im Hinblick auf die Gestaltungskonzeptionen von Gebäuden wie Schloss Tiefurt, Goethes Wohnhaus am Frauenplan, vor allem dem Römischen Haus und der Parkgestaltung in Erfahrung zu bringen, speziell im Hinsicht auf die gegenseitige Beziehung von Goethe und Anna Amalia. 

Die Fülle bemerkenswerter Abbildungen verhilft dazu, den Geist von Weimar zu Zeiten Goethes zu erfassen, sich an der Sinnesfreude Anna Amalias, dokumentiert durch ihre präferierten Kunstobjekte, zu erfreuen und sich zugleich zu erinnern, dass es da ja auch noch dieses Bild in Goethes Wohnhaus gab, jenes mit dem grünen Vorhang mit dem Titel "Die Aldobrandinische Hochzeit". Eine Abbildung davon findet sich im Buch. 

Goethe soll sich in Bezug auf die Deutung des Bildes in Schweigen gehüllt haben. Interessant, was es seitens Veit Noll dazu zu sagen gibt…! 

Der 3. Band "Goethe im Wahnsinn der Liebe" ist alles in allem ebenso spannend zu lesen, wie die beiden Bände zuvor, übrigens auch dann, wenn man nicht alle Originaltexte von Goethe gelesen hat.

Maximal empfehlenswert. 

Helga König

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