Der Autor des vorliegenden Buches, Dr. Jürgen Todenhöfer, so kann man dem Klappentext entnehmen, war von 1972-1990 Mitglied des Deutschen Bundestages und von 1987-2008 Stellvertretender Vorsitzender des Burda-Konzerns. Dr. Todenhöfer engagiert sich seit vielen Jahren auf sehr mutige Art und Weise gegen die kriegerische Einmischung der USA in Afghanistan und im Irak. In diesem Zusammenhang habe ich zwei seiner Bücher rezensiert, einerseits "Wer weint schon um Abdul und Tanaya", andererseits "Andy und Marwa".
Ich bewundere Dr. Todenhöfer aus vielerlei Gründen. Sein neues Buch verdeutlicht seine Gedankentiefe, seine Fähigkeit zu philosophischer Reflektion und seiner mich zutiefst berührenden Herzenswärme. Es gibt Menschen, die ihn als weltfremden "Gutmenschen" abzuwerten versuchen. In meinen Augen ist dieser Mann ein wirklich guter Mensch, ein Humanist, der das, was er schreibt auch lebt, kein Schwätzer, sondern ein Handelnder.
Das Buch enthält eine Fülle von Anekdoten aus seinem ereignisreichen Leben und es enthält eine Vielzahl seiner aphoristischen Gedichten, die auch von einem griechischen oder auch römischen Philosophen stammen könnten und die erkennen lassen, dass Dr. Todenhöfer, der 70 Lenze zählt, aber wesentlich jünger wirkt, vielleicht weil er stets seine Träume zu leben sucht, ein Weiser ist.
Dr. Todenhöfer hat aus allem, was sich in seinem Leben ereignet hat, versucht, philosophische Schlüsse zu ziehen. Eines seiner Gedichte am Anfang des Buches endet mit dem Vers:
"Ein kluger Mann hat einmal gesagt:
"Wo es um das Wesentliche geht, ist der
Intellekt oft ein Hindernis. "Unsere Zeit
leidet unter einer massivsten Überschätzung
des von Menschen Gedachten und einer
Unterschätzung des Unterbewusstseins,
des Herzens."
(Zitat S.34)
Wie recht Dr. Todenhöfer doch hat. Er berichtet - keineswegs chronologisch von vielen Ereignissen, die ihn geprägt haben, erzählt von seiner frühen Kindheit, seiner Kriegseindrücken, seiner Schul- und Studienzeit, von seinem Arbeitswillen, von den Menschen, die ihm in seinem Leben begegnet sind, seinen Kindern, seinen Vorbildern, seinen Freunden, seinem Engagement um die Wiedervereinigung Deutschlands, seinem humanistisches Engagement in Afghanistan und im Irak, seinem Erfolg und seinen dunklen Tagen, seinen Neidern, seinen Stiftungen und seinem unbedingten Willen anderen Menschen Gutes zu tun. Er besitzt nur noch etwa 5% seines Vermögens, das er durch hartes Arbeiten verdient hat. Den Rest hat er an seine Kinder und verschiedene Stiftungen verteilt. Er tat es, weil er ein Mensch ohne Gier ist und sich Dritten gegenüber in Verantwortung sieht.
Dr. Todenhöfer befasst sich seit seiner Studienzeit- er ist Jurist- mit antiken Philosophen, aber auch mit Balthasar Gracián, den er immer wieder erwähnt. Die Weisheit der Philosophen hat ihn durch sein Leben bislang begleitet und ihm geholfen, einen guten Weg zu gehen.
"Lies große Bücher! Sie enthalten die
Lebenserfahrungen großer Menschen.
Lies die wichtigsten antiken Philo-
sophen! Mache sie dir zu Weggefährten!
Ihre Freundschaft kann dir niemand
nehmen.In Fragen der Lebensweisheit war
die Antike weiter als unsere Zeit."
( Zitat. S. 72)
Mich beeindruckt, dass Dr. Todenhöfer in diesem Buch, einer Beichte nicht unähnlich, auch von all seinen Fehlern, die er im Leben gemacht hat, ganz offen schreibt und aufzeigt, zu welchen Zeitpunkten er sich nicht tugendhaft verhalten hat. Er hat aus allem, was sich in seinem Leben ereignete, auch aus seinen Niederlagen, gedankliche Konsequenzen gezogen, nichts verdrängt, sondern sein Handeln sowie das Handeln seiner Mitmenschen stets genau angeschaut und weiß:
"Gib nie auf! Lerne Niederlagen, Armut
und Krankheit zu ertragen, so schwer das
manchmal ist! Schläge und Dreck ins
Gesicht zu kriegen, gehört zum Leben.
Du bist nie verloren. Es gibt immer einen
Ausweg aus dem Dunkel.
(Zitat. S.68)
Wenn ein Mensch so schön und dabei hochintelligent und voller Herzenswärme ist wie Dr. Todenhöfer, hat er viele Neider. Vielleicht war Altbundeskanzler Kohl sein größter Neider, weil er vieles, was Dr. Todenhöfer auszeichnet, nicht besaß. So sehe ich das jedenfalls. Dr. Todenhöfer schreibt "Wer in der deutschen Gesellschaft den Neid unterschätzt, hat keine Chance", (Zitat S. 125).
Dr. Todenhöfer ist viel in der Welt herumgekommen und hat viel gesehen. Ihn hat das, was er sah, demütig gemacht. In seinem Buch macht er anhand der Anekdoten deutlich, weshalb Tugenden wichtig sind. Er schreibt u.a. über Klugheit und den wirklichen Erfolgsstrategien der Menschheit, über Gerechtigkeit, Mut und Maß, ohne die eine menschlichere Welt undenkbar ist.
Ich möchte die Anekdoten hier bewusst nicht verkürzt wiedergeben, um die Spannung beim Lesen nicht zu mindern, aber ich muss mich sehr zügeln, um nicht 20 und mehr seiner wundervollen poetischen Reflexionen wiederzugeben. Allen in den Gedichten nachzulesenden Gedanken stimme ich 100% zu.
Dr. Todenhöfer schreibt, dass die einfachen "kleinen Leute" stets seine wichtigsten Ratgeber und besten Freunde waren, selbst in seiner Zeit als Medienmanager, (vgl.: S. 168). Ich kann mir das sehr gut vorstellen, weil unverbildete Menschen, sofern sie intelligent sind, oft einen klareren Blick für die Realität besitzen.
Es stimmt, wenn Dr. Todenhöfer sagt, dass die wichtigsten Voraussetzungen für Erfolg Willensstärke, Mut und Freundlichkeit sind, aber er weiß, dass zu allem Erfolg auch immer Glück gehört. Wer sehr von der Sonne beschienen ist, sollte sein Glück teilen. Dr. Todenhöfer hat dies erkannt und tut es.
Das Buch steckt voller kluger Ratschläge, die man beherzigen sollte, am besten in ganz jungen Jahren schon:
"Suche dein inneres Gleichgewicht, deine
Harmonie! Lebe in Freundschaft mit dir
selbst! Handle stets aus diesem
Gleichgewicht heraus"
(Zitat: S. 235)
...und noch etwas, wovon auch ich zutiefst überzeugt bin:
"Such dir gute Freunde! Ein richtiger
Freund ist mehr wert als tausend
Verbündete."
( Zitat: S. 238)
Zum Schluss seines Buches hat Dr. Todenhöfer Tugendtafeln aufgelistet. Er listet zunächst die so genannten sanften Tugend auf, zu denen Nächstenliebe, Respekt, Herzlichkeit, Demut und Rücksichtnahme zählen. Anschließend nennt er eine Reihe von Ordnungstugenden, darunter Unbestechlichkeit, Disziplin, Geradlinigkeit und Leistungswille. Die Siegertugenden und die 33 größten Untugenden, an erster Stelle der Neid, habe ich heute früh auf "Ein Buch lesen!" vollständig zitiert und das nicht ohne Grund.
Ich stimme mit Dr. Todenhöfer überein, dass es wichtig ist, ein tugendhaftes Leben zu führen, ein Leben jenseits von Lieblosigkeit, Rachsucht, Geiz, Verschlagenheit, Feigheit, Eitelkeit Habgier, Neid und all den anderen Totengräbern einer humanen Gesellschaft.
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