Dieses Buch beginnt mit zwei Fotos, die poetische  Facetten Persiens zeigen und an Hafis erinnern: Rosenblätter, ein altes Teppichmuster und eine Schale mit Granatäpfeln. All das ist lange her, weiß man. "Frau, Leben Freiheit!", darum geht es jetzt im Iran. 
Leyla Piedayesh, eine Modemacherin mit iranischen Wurzeln  hat das Vorwort zum Buch verfasst. Die Einleitung stammt von Stefanie von Wietersheim, der es darum geht,  mit diesem Buch anhand von Texten und Bildern aufzuzeigen, wie  19 Frauen mit iranischen Wurzeln hier in Deutschland ihren Weg gemacht haben und gerade auch deshalb dies für ihre unterdrückten Schwestern im Iran sehnlichst wünschen. Gemeinsam mit all diesen 19 Frauen erhebt sie  ihre Stimme für die vielen unterdrückten Frauen im Iran im   Sinne  des kämpferischen Mottos "Frau, Leben, Freiheit", der feministischen Variante des französischen "Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit".  
Alle Frauen im Buch verfolgten  die Entwicklung in  der Heimat ihrer Eltern "voller Schmerz, Spannung, aber auch mit Hoffnung." Dort kämpften Frauen aber auch Männer gegen  Versklavung, Entrechtung, Folter, die Unterdrückung und Kontrolle von Frauen rund um den Globus. Sie kämpften nicht zuletzt gegen Auspeitschung, die Gleichstellung vor dem Gesetz, für Pressefreiheit und  für die Rechte der LGTBQIA+-Community. 
Es  handelt sich bei den Frauen um sehr gut ausgebildete Personen, deren  Biographien man den letzten Seiten des Buches entnehmen kann. 
In den einzelnen Porträts zuvor geht es nicht nur um Familiengeschichten und Politik, sondern auch um  Musik, Literatur, Bildende Kunst, Mode, köstliche Speisen, Farben, Gerüche, wie  Frau von Wietersheim zusammenfasst und  hinzufügend bemerkt, eben um Schöpfungen, die unserer Seele Nahrung geben, in hellen und in düsteren Zeiten. 
Ich habe das Buch nicht chronologisch gelesen, sondern mich beim ersten Blättern auf die Bilderwelt konzentriert, die  meine Neugierde auf die eine  oder andere Person dann besonders weckte und so am Ende der Lektüre mir die Frage gestellt, weshalb ich so vorgegangen bin. Waren es die Bilder oder die Berufe?
So begann ich mit dem Textstudium  bei dem Interview der Photographin und Künstlerin Neda Rajabi.  Sie hat alle Protagonistinnen im Buch abgelichtet. Die gebürtige Iranerin offenbart im Gespräch, was für sie als Fotografin bei dem Buch-Projekt wichtig gewesen sei, auch erzählt sie Familiäres, ihre  Erfahrung mit Diskriminierung hierzulande, äußert sich aber auch zu persischen Teppichen und schließlich zu ihrer Einstellung zu "Sisterhood". 
Alle Frauen im Buch beeindrucken durch ihre Berufe, die  im Iran vermutlich zum Teil für  Frauen undenkbar wären. So etwa der Beruf von Paramida, der Königin der Clubs, die weltweit am DJ-Pult Platten auflegt. Ihr Anspruch in ihrem Job besteht darin, einen persönlichen, weiblichen Vibe rüberbringen, auch wenn Techno als sehr Maskulin gelte. 
Überaus spannend  zu lesen ist das Porträt der Journalistin, Moderatorin und  Buchautorin Natalie Amri, die  seit vielen Jahren bereits  aus dem Mittleren Osten für das deutschsprachige Publikum berichtet. Die studierte Orientalistin arbeitete zunächst in Teheran an der Deutschen Botschaft und später bei der ARD. Vor kurzem hat sie  in Kassel  die Auszeichnung des "Glas der Vernunft" erhalten. Zu den Preisträgern zählen übrigens Hans-Dietrich Genscher und Pavel Kohout. In ihrer Rede habe sie über Mut und Angst  gesprochen, Eigenschaften, die nach ihrer Meinung zu ihrem Beruf gehören. Amri wurde, wie sie schreibt, während ihrer Arbeit im Iran mehrfach bedroht und verhaftet, auch wurde ihr die Ausreise verwehrt. Darüber hinaus  wurde sie in Eritrea von Schergen in ein Verließ gebracht. Das alles habe sie nur noch mutiger werden lassen. 
Die Schauspielerin und Sängerin Jasmin Tabatabai  berichtet u.a., was sie politisiert hat und alle weiteren  Protagonistinnen berichten eine ganze Menge   Wissenswertes, was sie als  freie Menschen auszeichnet, die diese Freiheit auch für ihre Schwestern im Iran möchten. Deutlich wird, dass  jede der Protagonistinnen  auf ihre Art einen Beitrag leistet. 
Alle Frauen verraten dazu noch ein iranisches Kochrezept, was der Emanzipation ja keinen Abbruch tut.
… und wenn die Architektin Apameh Schönauer den Satz "Frauen- Frauenfreundschaften sind" mit den Worten "für mich eine Bereicherung"  beendet,  sagt sie etwas ungemein Wichtiges, weil nur so Solidarität unter Frauen möglich ist. Diese Solidarität ist für die Iranerinnen derzeit das zentrale  Mittel, um die feministische Revolution glücken zu lassen. Der Gegenwind ist alles andere als ein laues Lüftchen. 
Maximal empfehlenswert 
Helga König
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