Wie Dr. Armin Strohmeyer in seiner Vorbemerkung bereits betont, möchte das vorliegende Buch keine Geschichte der Philosophie sein, sondern eine Portraitsammlung philosophierender Frauen. Dabei definiert der Autor im Anschluss  dann gleich, was er unter Philosophie versteht: Die Liebe zur Weisheit, zum Denken, wobei am Beginn des Denkens das Staunen stehe. 
Damit steht Strohmeyer in der Tradition von  Aristoteles und Platon.
Philosophisches Staunen habe zur Folge, dass Dinge hinterfragt werden. Hierdurch entstehe Wissen im Streben um Erhellung, die Aufklärung der Zusammenhänge und damit auch die Wissenschaft. Die Erhellung der bloßen Meinungen, der Vorurteile und Klischees, habe  einem Zeitalter den Namen gegeben: Die Aufklärung.
Frauen tauchten in der Philosophie- bis auf wenige Ausnahmen- erst sehr spät auf.   Erst seit der Scholastik des Hochmittelalters habe sich dies geändert. Das Philosophieren der Frauen sei ein Akt der Selbstbefreiung, der Emanzipation gewesen wie  die Beispiele im Buch deutlich machen. 
Brillant porträtiert werden von Dr. Strohmeyer nachstehende Persönlichkeiten: Héloise (1099-1164), Hildegard von Bingen (1098-1179), Christine  de Pizan (um 1364-1430), Émilie de Châtelet (1706-1749), Ricarda Huch (1864-1947), Edith Stein (1891-1942), Simone Weil (1909-1943), Hannah Arendt (1906-1975), Simone de Beauvoir (1908-1986), Jeanne Hersch (1910-2000). 
Den Porträts jeweils vorangestellt sind kurze Skizzierungen der  jeweiligen Denkschule, in der die einzelnen Damen  ihre  geistige Entwicklung vollzogen. Hier geht es um die Grundfragen, die man sich jeweils stellte, beispielsweise während der Scholastik, wo man  erstmals  den Einsatz der (von Gott gegebenen) Erkenntnisfähigkeit des Menschen  mit Mitteln der Vernunft (Ratio), des Zweifels und der Skepsis wagte.
Allen Frauen gemeinsam ist ein beeindruckendes Selbstbewusstsein, hohe Bildung, gepaart mit einem herausragenden Verstand, der  sich eigenständiges  Denken erlaubte, selbst wenn ihre männlichen Pendants Abalaerd, Voltaire, Heidegger  oder Sartre hießen. 
Es lohnt, sich mit den Schriften der einzelnen Philosophinnen näher zu befassen. Das vorliegende Buch macht neugierig auf die entsprechenden Texte. Weshalb nicht mit Simone de Beauvoirs "Das andere Geschlecht" beginnen? Vielleicht ist ja genau dieses Werk der Schlüssel dazu, um zu verstehen, weshalb es so wenige namhafte Philosophinnen im Laufe der letzten Jahrhunderte gab. 
Maximal empfehlenswert 
Helga König

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