Die Autorin dieses spannenden Buches  ist Dr. Luise Berg-Ehlers.  Nach ihrer Promotion über Theodor Fontane war sie 40  Jahre im Schuldienst und in  der Lehrerausbildung tätig. Dabei leitete sie 25 Jahre hindurch  ein Gymnasium in Bochum. 
Ihr Werk "Unbeugsame Lehrerinnen" hat sie in fünf Kapitel untergliedert. Diesen  ist  eine aufschlussreiche Einleitung vorangestellt. Hier lässt sie die Leser gleich zu Beginn wissen,  dass in den letzten 200 Jahren Lehrerinnen bzw. Frauen, die es werden wollten "im Kampf  gegen Spott, Unterdrückung, Diffamierung, gegen Schwierigkeiten aller Art größte Entschiedenheit, Durchsetzungskraft und Stärke  bewiesen." Ein ursächliches  Motiv dafür,  scheint  eine Aussage in einem Brief des Apostel Paulus  zu sein. Er   schrieb: "Dass eine Frau lehrt, erlaube ich  nicht (…) sie soll sich still verhalten." ( 1. Tim 2,12). 
Es waren Humanisten wie  Erasmus von Rotterdam und Thomas More, die auf die Notwendigkeit  hinwiesen, dass Töchter genau wie Söhne  eine umfassende Bildung und Erziehung bekommen sollten. Doch leider war die gängige Vorstellung eine andere. Man unterstellte, dass  Mädchen aufgrund ihrer  psychischen und physischen  Disposition  unfähig seien, den intellektuellen Anforderungen des Unterrichts zu entsprechen, aber auch nicht in der Lage seien ähnlich wie Männer ausgebildete  Lehrer zu sein.  Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein mussten Frauen für Bildung, Gleichberechtigung  und Unabhängigkeit kämpfen. Ohne jene Kämpferinnen  würde es die weibliche Emanzipation vermutlich heute noch nicht geben. Deshalb auch hat die Autorin den entscheidenden Beitrag, den  Lehrerinnen  im Hinblick auf die Emanzipation der Frau geleistet haben, besonders gewürdigt. 
Unbeugsam waren Lehrerinnen in vergangenen Zeiten  deshalb schon, weil sie mehr Bildung, mehr Selbstständigkeit, mehr Unabhängigkeit und vor allem mehr Rechte anstrebten.
All die  Frauen, die im Buch genannt und deren  Wirken beschrieben ist, an dieser Stelle zu erwähnen, ist unmöglich, deshalb werde ich mich auf einige beschränken, die in meinen Augen besonders hervorgehoben werden sollten. 
Eine wesentliche Voraussetzung für jene Erzieherinnen, die man  als "Gouvernanten" bezeichnete und die noch keine pädagogische Ausbildung vorweisen konnten, war die Erfahrung einer sozialen Katastrophe.  Es waren nicht selten junge französische Aristokratinnen, die  nach 1789 nach England flohen, um der  Guillotine zu entgehen und deshalb in den Dienst ihrer Standesgenossen eintraten. Die Tätigkeit der Gouvernante soll sehr anstrengend und die soziale Stellung ungenau definiert gewesen sein. Man lernt einige  diese Erzieherinnen kennen und kann sich ein Bild davon machen,  wie  Arbeit und Leben dieser Damen aussah. 
Auch  von der späteren  Friedensnobelpreisträgerin Berta von Suttner (1843-1914) und ihrer Gouvernantentätigkeit liest man.  Das Engagement  von  Frauen wie  Mary Wollstonecraft (1759- 1797)  und Olympe de Gouges (1748- 1793) bleibt ebenfalls nicht ausgespart und es kommen viele andere Frauen, die man  mit dem Begriff Frauenrechtlerinnen in Verbindung bringt, zur Sprache. Man staunt, dass es sich stets, um mutige  Lehrerinnen  handelte. 
Betty  Gleim (1781- 1827) war eine der ersten, die sich publizistisch zu Fragen  von Erziehung und Unterricht äußerten. Ihr Ziel war es, Mädchen in Bremen "gebildet, engagiert, selbstständig und auch sportlich" zu erziehen.
Hedwig Dohm bleibt nicht unerwähnt und man kann einen Einblick in  einen ihrer polemischen Texte nehmen, wird zudem mit Helene Lange vertraut gemacht, die im Jahre 1872  ihr Lehrerexamen ablegte und später als Lehrerin in Berlin   an Höheren Töchterschulen unterrichtete. Auch hier hat man Gelegenheit  aus einer ihrer Schriften  einen   Auszug zu lesen, um so  auf Tuchfühlung zu ihrem Denken zu gelangen. 
Besonders spannend finde ich  das 4. Kapitel mit dem Titel "Das Jahrhundert der Lehrerinnen". Hier werden auch Frauen wie Franziska Gräfin zu Reventlow,  Simone de Beauvoir, Anna Freud,  Selma  Lagerlöf und Joanne K. Rowling  und andere vorgestellt, die ihren Lehrerberuf  stets nur kurz ausübten, um  anschließend als Schriftstellerinnen von sich Reden zu machen.  Mit dem Kapitel über Lehrerinnen  in Literatur und Film  dann findet das Werk seinen gelungenen Abschluss. 
Ein gutes Buch, das  sehr nachdenklich stimmt,  weil es erneut zeigt,  wie viele Steine  Frauen  über Jahrhunderte  in den Weg gelegt wurden, wenn  sie  Sinnstiftendes  in der Gesellschaft vorantreiben wollten 
Sehr empfehlenswert 
Helga König
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen