Die  heute 82 Jährige  Eva Mozes Kor  hat gemeinsam mit dem  mehrfach ausgezeichneten Schriftsteller Guido Eckert das vorliegende Buch verfasst. Kor wurde als zehnjähriges Mädchen gemeinsam mit ihren Geschwistern und Eltern nach Auschwitz deportiert und mit ihrer Zwillingsschwester von dem KZ-Arzt Dr. Josef Mengele für medizinische Versuche missbraucht.
Ausführlich  berichtet die Jüdin zunächst über  ihre Gefangennahme und Deportierung und über die Erfahrungen im Konzentrationslager. Immer wieder erwähnt sie  ihren Überlebenswillen, ohne den sie diese grausame Zeit wohl nicht überstanden hätte. Sie sah im KZ Kinder, die erblindeten, weil Mengele mit Chemikalien deren Augenfarbe verändern wollte und solche, die verstümmelt wurden oder nach  Kastration, Amputation  und Organentnahme starben.
Als damals Zehnjährige wurden an ihr immer wieder schmerzhafte Versuche ausgeführt. Es grenzt an ein Wunder, dass sie  all die Torturen überhaupt überlebt hat.
Die alte Dame fragt sich  nach all den furchtbaren Erfahrungen, was uns eigentlich menschlich bleiben lässt und kommt zu dem Ergebnis, dass es der Wille ist, alles für einen anderen Menschen zu tun, ohne dafür etwas zu erhalten, nicht einmal ein simples "Danke".
Als Ihre Zwillingsschwester Miriam  an den Spätfolgen der Menschenversuche schwer erkrankt und stirbt, recherchiert sie nach deren Peinigern und  erkennt, dass es sie nur einen Weg geben kann, sich von diesen zu befreien: Zu vergeben.
Was Vergebung für sie bedeutet, erläutert sie  in ihrer Vergebungserklärung. Für sie ist es die Möglichkeit ihrer Hilflosigkeit zu entkommen, die so lange wirkte, solange sie Hass, Wut und Zorn in sich spürte und sich  der Vergangenheitsbewältigung entzog.      Sie wollte nicht länger Opfer sein. Vergebung  habe ihr geholfen,  nicht ein Mensch zu werden, der Tätern nacheifert und böse wird.
Für sie gilt: Täter müssen bestraft werden, aber sie möchte sich nicht in der Frage  nach der Härte der Strafe in überflüssige Diskussionen ziehen lassen, weil Wut böse mache. Sie  will am Kreislauf des Verderbens nicht teilnehmen, indem sie nach Vergeltung schreit. Sie möchte keine destruktive  Energie in sich tragen.
Eva Mozes Kor war Nebenklägerin im Lüneburger Auschwitz-Prozess und vergab in diesem Zusammenhang einem früheren SS-Mann. Dabei vergab sie ihm nicht, weil er es verdiente, sondern weil sie die Auffassung vertritt, dass sie es verdient, endlich frei zu sein. 
Nach Meinung der  Gepeinigten kann nur Vergeben die Welt verändern. Vielleicht hat Kor damit Recht. Ich allerdings möchte das bezweifeln, denn das Leben hat mich gelehrt, dass das Böse ein Bestandteil dieser Welt ist und sich nicht zurücknimmt, wenn man vergibt. Im Gegenteil.
Trotz aller Vorbehalte habe ich große Achtung vor Eva Mozes Kors Geste und wünsche ihr, dass sie die Dämonen des Gestern hierdurch für immer los geworden ist.
Trotz aller Vorbehalte habe ich große Achtung vor Eva Mozes Kors Geste und wünsche ihr, dass sie die Dämonen des Gestern hierdurch für immer los geworden ist.
Ein Buch, das zum Nachdenken anregt.
Empfehlenswert

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