Es ist nicht das erste Buch, das ich zum Thema Maria Sibylla Merian gelesen und rezensiert habe, dennoch hat die Lektüre viel Freude bereitet, nicht zuletzt weil Boris Friedewald  die Lebensgeschichte der Forscherin und Künstlerin packend und dabei in fast poetischer Sprache zu erzählen weiß. 
Bevor ich den  Haupttext zu lesen begann, habe ich mich zunächst in die Bilderwelt vertieft. Vor  ein paar Jahren hatte ich im Rahmen der Ausstellung "Gärten" im Staedel-Museum in Frankfurt einige Bilder im Original kennengelernt. 
Um einen raschen Überblick über das Leben Sibylla Merians zu erhalten,  sollte man zunächst  die chronologisch aufgeführten Lebensstationen auf den letzten Seiten studieren und sich beim  Vertiefen in die Bilderwelt im Abbildungsverzeichnis  auf den Seiten 136 ff nähere Infos zu den Werken beschaffen. 
Die aus Frankfurt stammende  Künstlerin Maria Sybilla Merian (1667- 1717) war die Tochter eines bekannten Landschaftsmalers, Radierers und Kupferstechers. Nachdem  sie geheiratet hatte, lebte sie einige Jahre in Nürnberg und später dann   in den Niederlanden. In Surinam, das sie von 1699- 1714  bereiste,  schuf sie ihr wichtigstes Werk. Sie nannte es "Metarmophosis  Insectorum Surimanensum". Es erschien 1705 im 52x37 cm großen Großfolio-Format und  zeigt alle dargestellten Raupen und Schmetterlinge lebensgroß. 
Die Stiche,  mit denen sie Blumen und Insekten visualisierte, sind wissenschaftlich exakt, zudem künstlerisch  einfach schön.  Alles, was Merian schuf, hat sie zuvor übrigens  lebend gesehen. Das ist das Besondere an den Werken dieser Künstlerin.
Interessant ist, was man im Text zu "Surinam"  liest. Dort lebten damals nur wenige englische Familien, aber 600 protestantische Holländer und  10 000   verschleppte Afrikaner, die als Sklaven auf den rund 100 Plantagen  der Kolonialherren arbeiteten.  Fern ab von den Zuckerrohrplantagen begann der endlose Dschungel und  dort der "Sehnsuchtsort" von Maria Sibylla Merian, der Ort  voller Insekten  und Schmetterlinge. 
Man erfährt, wie die Künstlerin  Flora und Fauna dort kennenlernte. Sie schrieb später in ihrem Buch zu einer Pflanze,  auf der  sie hellseegrüne Raupen entdeckt, aus der ein Tagfalter mit langem Rüssel schlüpft: "Die Indianer, die nicht gut behandelt werden, wenn sie bei den Holländern im Dienst stehen, treiben damit ihre Kinder ab, damit ihre Kinder keine Sklaven werden, wie sie es sind. Die schwarzen Sklavinnen aus Guinea und Angola müssen sehr zuvorkommend behandelt werden, denn sonst wollen sie keine Kinder haben in ihrer Lage als Sklaven. Sie bekommen auch keine, ja sie bringen sich zuweilen um wegen der üblich harten Behandlung, die man ihnen zuteil werden lässt, denn sie sind der Ansicht, dass sie in ihrem Land als Freie geboren werden, so wie sie mich aus eigenem  Mund unterrichtet haben“. 
Wie der Autor schreibt, war Merian eine ganzheitlich denkende Frau, die Zusammenhänge erkennend offenbar weit ihrer Zeit voraus war, wie ich vermute. 
Es bereitet Vergnügen all die Bilder zu bestaunen. Eines meiner Lieblingsbilder ist in Surinam entstanden und zeigt einen Granatapfel, dessen wunderschöne Blüten, eine Raupe und zwei Schmetterlinge. Das Motiv ziert, Sie sehen es oben, auch das Cover. Einfach nur zauberhaft. 
Ich will nicht zu viel verraten, sondern festhalten, dass es sich bei diesem Buch um ein informatives und dabei schönes Werk  handelt, das zu lesen und zu betrachten Freude bereitet. 
Sehr empfehlenswert 
Helga König
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